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Malen zwischen Beet und Baum – Jahresausstellung im Botanischen Garten

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Nach langer Coronapause fand in diesem Jahr endlich wieder die beliebte Jahresausstellung der Malgruppe „Malen zwischen Beet und Baum“ statt, bei der eine Vielzahl der unterschiedlichsten Werke besichtigt werden konnte. (Foto: © Martina Hörle)
Nach langer Coronapause fand in diesem Jahr endlich wieder die beliebte Jahresausstellung der Malgruppe „Malen zwischen Beet und Baum“ statt, bei der eine Vielzahl der unterschiedlichsten Werke besichtigt werden konnte. (Foto: © Martina Hörle)
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SOLINGEN (mh) – Am vergangenen Samstag eröffnete die Malgruppe „Malen zwischen Beet und Baum“ im Botanischen Garten ihre diesjährige Ausstellung in den Schauhäusern. In Haus sechs und in der Orchideenhalle reiht sich eine Vielzahl von Bildern aneinander. So unterschiedlich wie die Teilnehmer, so präsentieren sich auch ihre Werke: Widmet sich ein Künstler dem exakten Naturstudium und der fotorealistischen Malweise, experimentiert ein anderer lieber mit Motiven und Techniken. Während der Coronapause konnten die jährlichen Ausstellungen nur virtuell gezeigt werden. „Wir sind sehr froh, dass die Ausstellung jetzt endlich wieder unter realen Bedingungen stattfinden kann“, freut sich Sabine Schulz-Wolff, die Kursleiterin.

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Jahresausstellung „Malen zwischen Beet und Baum“

Wie immer passen sich die Werke wunderbar in die Pflanzenwelt ein, beispielsweise eine herbstliche Allee, die von einem Bewohner des Gerhard-Berting-Hauses stammt. Er kann nicht persönlich zu den Gruppenterminen erscheinen, wird aber von Sabine Schulz-Wolff digital betreut.

Neben den typischen Motiven aus der Gartenlandschaft selbst sind diesmal zahlreiche ungegenständliche Werke zu finden. „Hier kam es in erster Linie auf die Farbigkeit an“, erklärt Schulz-Wolff. Kurz zur Erläuterung: Der Betrachter kramt in seinem inneren Fotoalbum nach etwas Bekanntem, was er glaubt, in der Darstellung zu sehen. Im Unterschied zu abstrakten Werken, in denen immer noch Gegenstände als solche erkannt werden, auch wenn sie nicht mehr lebensecht aussehen (Beispiel Picasso), zeichnet sich die ungegenständliche Kunst dadurch aus, dass sie keine Gegenstände mehr aus dem echten Leben erkennen lässt.

Die siebzehnjährige Emily Gruber hat eine Reihe wahrhaft bemerkenswerter Exponate geschaffen. Neben ihren Darstellungen zeigt sie eine Skulptur aus Ton. (Foto: © Martina Hörle)
Die siebzehnjährige Emily Gruber hat eine Reihe wahrhaft bemerkenswerter Exponate geschaffen. Neben ihren Darstellungen zeigt sie eine Skulptur aus Ton. (Foto: © Martina Hörle)

Manches ist ungegenständlich geblieben, anderes ist gegenständlich gedeutet worden. Kursteilnehmerin Coco hat in ihren Arbeiten Schicht um Schicht aufgetragen. An der ungegenständlichen Malerei liebt sie besonders das Ausleben der Fantasie. „Jeder sieht etwas Anderes. Das ist so spannend“, schildert die begeisterte Hobbykünstlerin. Sie ist seit Februar 2022 in der Gruppe. „Ich habe gar nicht den Ehrgeiz, gegenständlich zu malen. Stattdessen spiele ich mit den Farben, das macht unglaublich viel Freude und gibt etwas für die Seele.“ Es ist ihr nicht wichtig, ob sich etwas in ihren Arbeiten erkennen lässt. Sie wird auf jeden Fall, das weiß sie mit Sicherheit, die nächsten Jahre bei der Malerei und in der Gruppe bleiben

Ungegenständliche Werke wirken durch Farbigkeit

Die Malgruppe besteht derzeit aus rund zehn Teilnehmern, deren Altersspanne vom siebenjährigen Grundschulkind bis zum 82-jährigen Rentner reicht. Jedes Werk ist ein Experiment, ein kreatives Spiel mit zauberhaften Resultaten. Hedi Kloss hält in einer ihrer Arbeiten die Schrecken des Hochwassers fest. Jan Vermeers Motiv „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ hat sie zur Ausgestaltung in unterschiedlichen Varianten inspiriert. Andrea Börner zeigt Köpfe hinter Glas. Sie hat ebenso mit Farben experimentiert. Besondere Leuchtkraft strahlen die gelben Blüten auf schwarzem Untergrund aus. Passenderweise sind sie gleich neben der entsprechenden Pflanze aufgestellt. Zwei der Blüten sind heruntergefallen und liegen dekorativ direkt neben dem Bild.

Wirklich bemerkenswert sind die Darstellungen der siebzehnjährigen Emily Gruber. Sie hat als einzige Teilnehmerin neben diversen Malereien auch eine Skulptur aus Ton entworfen. Neben hervorragend getroffenen Gesichtern sind obendrein Baumzeichnungen entstanden. An der Darstellung einer Nixe hat sie wochenlang gearbeitet. Die überaus begabte Schülerin hat jetzt in der Schule einen Leistungskurs in Kunst belegt.

Willy Hoppe, der älteste Teilnehmer der Malgruppe, hat sich in diesem Jahr mit der Wellentechnik beschäftigt. (Foto: © Martina Hörle)
Willy Hoppe, der älteste Teilnehmer der Malgruppe, hat sich in diesem Jahr mit der Wellentechnik beschäftigt. (Foto: © Martina Hörle)

Hobbykünstler Willi Hoppe präsentiert Werke in Öl. „Im Fernsehen habe ich einen Film über einen Bildfälscher gesehen“, erzählt er eifrig, „darin wurde auch die Technik der Ölmalerei beschrieben.“ Das hatte ihn fasziniert. Er liebt kräftige leuchtende Farben. Früher hatte sich der Rentner mit Modellbau befasst und akribisch Pläne gezeichnet. Das lässt sich in einigen seiner Bilder noch erkennen. In diesem Jahr hat er sich intensiv mit Wellentechnik beschäftigt. Natürlich darf das Segelboot nicht fehlen. Hoppe sei nicht nur der älteste, sondern auch der eifrigste Teilnehmer, verrät Sabine Schulz-Wolff.

Auch sie selbst stellt einige ihrer Werke aus. Die Kursleiterin arbeitet gerne mit Acrylfarben. Unter Einsatz von Farbe und Pinsel, Acrylstiften, Spachtel und Schwamm sind farbenfrohe Exponate entstanden. „Ich habe schon immer die unterschiedlichsten Techniken angewendet“, sagt sie. Das Gegenständliche erfordert viel Zeit, man muss detailgetreu malen. Ihre ungegenständlichen Werke lässt sie gerne eine Zeitlang stehen und auf sich wirken. Manches hat sich dabei in eine gegenständliche Richtung entwickelt. Erstmals wurde in der Malgruppe die Technik des Linoldrucks umgesetzt. Eines der Mitglieder hatte den Wunsch geäußert und war damit auf breite Zustimmung gestoßen. „Diese Technik ist vielen von uns noch aus der Schulzeit bekannt“, so Sabine Schulz-Wolff.

Technik des Linoldrucks ausgegraben

Die ehemalige Lehrerin für Kunst, Biologie und praktische Philosophie, hatte nach ihrer beruflichen Zeit nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit gesucht und war im Botanischen Garten fündig geworden. Sie liebt dieses grüne Kleinod und möchte durch ihre Kurse nicht nur Maltechniken übermitteln, sondern bei den Teilnehmern auch den Blick für die Natur schärfen und die Schönheit dieser Grünanlage nahebringen. Nach einigen Jahren als Mitglied des Vorstands ist sie mittlerweile die Vorstandsvorsitzende der Stiftung und hat neben ihren Malkursen noch eine ganze Reihe weiterer Verpflichtungen.

Es gibt keinen festen Starttermin. Der Kurs findet an jedem Dienstag von 16 – 18 Uhr statt, auch während der Sommerferien. Treffpunkt ist immer dienstags vor dem Gewächshaus. Je nach Wetterlage findet der Kurs in den Schauhäusern oder im Freien statt. Daraus resultiert auch die Kursbezeichnung „Malen zwischen Beet und Baum“.

In diesem Jahr hat sich die Gruppe unter anderem mit der Technik des Linoldrucks befasst. (Foto: © Martina Hörle)
In diesem Jahr hat sich die Gruppe unter anderem mit der Technik des Linoldrucks befasst. (Foto: © Martina Hörle)

Grundsätzlich ist die Teilnahme am Kurs sehr frei organisiert. Wer kommt, zahlt 10,- € in die Stiftungskasse des Botanischen Gartens. Es gibt keine Verpflichtung, nur sollte nach Möglichkeit vorher mitgeteilt werden, ob man dabei ist oder nicht. Verständlich, denn Schulz-Wolff muss ja entsprechendes Material mitbringen. Unter Schuwo13@hotmail.com kann man sich anmelden.

Als eines der nächsten Projekte steht die Neugestaltung des Bauerngartens auf dem Programm. Das bisherige Konzept besteht bereits seit rund 30 Jahren.  „Wir planen etwas im Sinne von Klimaresilienz und Artenvielfalt“, so die Vorstandsvorsitzende. Das Pflanzkonzept soll sich an der Nachhaltigkeit orientieren. Im Vordergrund stehen künftig Aspekte, wie man auf das zunehmend wärmere Klima oder auf Wasserknappheit reagiert, was man für das Überleben von Insekten tun kann.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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