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Osterspecial: Die Grabeskirche in Jerusalem

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Die Grabeskirche befindet sich im Herzen der Jerusalemer Altstadt. Hier soll der Ort der Kreuzigung Jesu, sein Grab und der Auferstehung sein. (Foto: © Bastian Glumm)
Die Grabeskirche befindet sich im Herzen der Jerusalemer Altstadt. Hier soll der Ort der Kreuzigung Jesu, sein Grab und der Auferstehung sein. (Foto: © Bastian Glumm)

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JERUSALEM (bgl) – Der Weg zur Jerusalemer Grabeskirche ist verwinkelt. Im engen Gassengewirr der Jerusalemer Altstadt können sich Ortsunkundige schnell verfranzen. Da hilft auch kein Stadtplan. Die wichtigste Kirche des Christentums verfügt zudem über kein pompöses Hauptportal, das man vielleicht in Anbetracht des Stellenwertes der historischen Gemäuer erwarten würde. Zwei kleine und unscheinbare Durchlässe führen zum Vorhof der Grabeskirche. Dort finden die Besucher dann aber zwei große Eingangsportale aus der Zeit der Kreuzzüge. Eines davon wurde zu Zeiten des Sultans Saladin zugemauert, der Jerusalem im 12. Jahrhundert für den Islam zurückeroberte.

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Richtstätte außerhalb der Stadtmauern

Die Grabeskirche befindet sich tief im Herzen der Jerusalemer Altstadt. Dort soll der Ort der Kreuzigung Jesu Christi sein. Ebenso soll sich dort sein Grab befunden und die Auferstehung stattgefunden haben. Schaut man in die Bibel, so wird man feststellen, dass in den Evangelien geschrieben steht, dass Christus sein Kreuz aus der Stadt herausgetragen musste. Die Richtstätte mit dem Hügel Golgatha hat sich damals außerhalb der Stadtmauern befunden. Das dortige Felsmassiv wurde zu Jesu Zeit als Steinbruch genutzt.

Darin sind sich Theologen und Archäologen einig. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Jerusalems Stadtgrenzen mehrfach neu gezogen. Die Stadt wurde im Jahre 70 von den Römern erobert und vollständig zerstört. Jerusalem wurde sodann komplett zu einer römischen Musterstadt umgebaut und bekam sogar den Namen „Aelia Capitolina“, den die Stadt offiziell bis ins 7. Jahrhundert trug. Roms erster christlicher Kaiser Konstantin war es, der im 4. Jahrhundert am Ort der Kreuzigung und Auferstehung eine erste Basilika errichten ließ.

Der "Hügel" Golgatha. Dort soll Jesus am Kreuz gestorben sein. Unter einem Altar kann man durch Glas Reste des Felsens sehen, auf dem das Kreuz gestanden haben soll. (Foto: © B. Glumm)
Der „Hügel“ Golgatha. Dort soll Jesus am Kreuz gestorben sein. Unter einem Altar kann man durch Glas Reste des Felsens sehen, auf dem das Kreuz gestanden haben soll. (Foto: © Bastian Glumm)

Mehrfach wurde die Grabeskirche zerstört

Dazu wurde bereits damals der komplette Berg abgetragen, in dem sich das Grab Christi und die vorgelagerte Beisetzungskammer befunden haben sollen. Auch der Hügel Golgatha, der Ort der Kreuzigung, wurde zwar nicht in Gänze eingeebnet, jedoch deutlich gestutzt. Von dieser ersten Kirche am Ort der Ostergeschichte ist heute nicht mehr viel zu erkennen. Mehrfach wurde die Grabeskirche zerstört und wieder aufgebaut. Mal durch Eroberer, mal durch Feuer und Erdbeben.

Im Jahre 1009 wurde sie vom fatimidischen Herrscher al-Hakim erneut zerstört. 1040 wurde sie vom byzantinischen Kaiser wieder aufgebaut. Der Erste Kreuzzug ließ sich so dennoch nicht aufhalten und Jerusalem wurde 1099 von einem christlichen Heer eingenommen und rund 90 Jahre gehalten. Während dieser Zeit erfuhr die Grabeskirche umfangreiche Bautätigkeit. Im Großen und Ganzen geht die Kirche in ihrem heutigen Erscheinungsbild auf die Zeit der Kreuzfahrer zurück.

Der "Stein der Salbung" im Eingangsbereich der GRabeskirche. An dieser Stelle soll Jesus gesalbt und in ein Leichentuch gewickelt worden sein. (Foto: © B. Glumm)
Der „Stein der Salbung“ im Eingangsbereich der Grabeskirche. An dieser Stelle soll Jesus gesalbt und in ein Leichentuch gewickelt worden sein. (Foto: © Bastian Glumm)

„Stein der Salbung“ im Eingangsbereich der Kirche

Haben Besucher sich durch das orientalische Gassengewirr bis zur Grabeskirche durchgekämpft und stehen auf dem Vorplatz des Gebäudes, dann sehen sie rechts der beiden Eingangsportale eine Treppe. Die sogenannte „Franken-Treppe“ diente den Kreuzfahrern als Aufstieg zu einer kleinen Kapelle. Betritt man die Kirche durch das linke Hauptportal, trifft man direkt auf den „Stein der Salbung“. Als Christus vom Kreuz genommen wurde, soll er dort gesalbt und in ein Leichentuch eingewickelt worden sein.

Der heutige Stein ist freilich aus dem frühen 19. Jahrhundert. Vor allem orthodoxen Christen ist dieser Ort heilig. Rechts davon, ebenfalls im unmittelbaren Eingangsbereich, führt eine Treppe hinauf zum Hügel Golgatha. Dort befindet sich ein Altar und unter Glas können Pilger die Reste des Felsens betrachten, auf dem das Kreuz gestanden haben soll, an dem Christus starb. Besucher sollten hier Geduld haben, da es dort besonders eng und vor allen Dingen zu jeder Uhrzeit sehr voll ist.

Das Heilige Grab beherbergt einen leeren Marmorsarkophag. Bei mehreren Erdbeben wurde die Konstruktion schwer beschädigt, so dass sie seit 1947 von Stahlträgern gestützt werden musste. 2017 wurde die "Aedicula" komplett restauriert. (Foto: © Bastian Glumm)
Das Heilige Grab beherbergt einen leeren Marmorsarkophag. Bei mehreren Erdbeben wurde die Konstruktion schwer beschädigt, so dass sie seit 1947 von Stahlträgern gestützt werden musste. 2017 wurde die „Aedicula“ komplett restauriert. (Foto: © Bastian Glumm)

Ädikula wurde aktuell komplett restauriert

Hält man sich links des Salbungssteins, kommt man in die eindrucksvolle Rotunde. Dort befindet sich die Aedicula. Der Ort, an dem das Grab Christi angenommen wird. Die Aedicula wurde erst jüngst komplett restauriert, da sie seit einem Erdbeben arg mitgenommen war und 1947 mit Stahlträgern gesichert wurde, die erst vor einigen Monaten entfernt werden konnten. Im Inneren befinden sich ein Schrein und eine Marmorplatte. Darunter soll sich der Fels befinden, auf dem Jesus aufgebahrt wurde. Gläubige nehmen lange Wartezeiten in Kauf, um einige Momente im Inneren der Ädikula verweilen und beten zu dürfen.

Die Grabeskirche ist im Gassengewirr der Jerusalemer Altstadt für Erstbesucher nicht so leicht zu finden. Die beiden Kuppeln der Kirche thronen über den Dächern der Altstadt. (Foto: © B. Glumm)
Die Grabeskirche ist im Gassengewirr der Jerusalemer Altstadt für Erstbesucher nicht so leicht zu finden. Die beiden Kuppeln der Kirche thronen über den Dächern der Altstadt. (Foto: © Bastian Glumm)

Geistliche achten mit strenger Miene darauf, dass sich dafür niemand zu viel Zeit nimmt. Denn der Strom der Pilger und Touristen scheint in der Jerusalemer Grabeskirche unendlich. In der verwinkelten Grabeskirche gibt es eine Vielzahl an kleinen Kapellen und besonderen Orten, die an bestimmte biblische Episoden erinnern sollen. Heute teilen sich sechs christliche Konfessionen die Kirche, die einem seit Jahrhunderten geltenden Reglement folgen. Freilich führt das regelmäßig zu Streit, der mitunter handgreiflich ausgetragen wird. Der Krimkrieg wurde im 19. Jahrhundert auch wegen der Grabeskirche ausgefochten. Seit 1967 kontrolliert der Staat Israel die Jerusalemer Altstadt. Dieser hat den Status Quo für die Grabeskirche beibehalten.

Wajeeh Nuseibeh ist Moslem. Seit Jahrhunderten schießt seine Familie jeden Morgen die Grabeskirche auf und abends wieder zu. (Foto: © B. Glumm)
Wajeeh Nuseibeh ist Moslem. Seit Jahrhunderten schießt seine Familie jeden Morgen die Grabeskirche auf und abends wieder zu. (Foto: © Bastian Glumm)

Muslimische Familie öffnet und schließt die Grabeskirche

In weiser Voraussicht hat Sultan Saladin im 12. Jahrhundert den Schlüssel zur Grabeskirche an eine muslimische Familie übergeben. Eine muslimische Familie bewahrt den Schlüssel auf, eine weitere öffnet damit jeden Morgen das Portal zur Grabeskirche. Und verriegelt sie am Abend wieder. Auch diese Regelung hat bis heute Bestand. Wer möchte, der darf sich abends gemeinsam mit den Geistlichen in die Grabeskirche einschließen lassen.

Allerdings muss man dann auch bis zum nächsten Morgen dort ausharren. Denn einen anderen als den Haupteingang hat das Gotteshaus nicht. Pilgergruppen wandern übrigens oftmals den traditionellen Kreuzweg mit seinen insgesamt 14 Stationen in Jerusalem. Dieser beginnt an der Via Dolorosa in der Nähe des Löwentors, wo der christlichen Tradition folgend die Burg Antonia stand. Dort vermutet man die Verurteilung Christi.

Wer will, der kann sich in Jerusalem ein Kreuz mieten und dieses entlang des Passionswegs tragen. Die Pilger machen davon regen Gebrauch. (Foto: © B. Glumm)
Wer will, der kann sich in Jerusalem ein Kreuz mieten und dieses entlang des Passionswegs bis zur Grabeskirche tragen. Die Pilger machen davon regen Gebrauch. (Foto: © Bastian Glumm)

In Jerusalem kann man Kreuze „mieten“

An den verschiedenen Stationen entlang des Leidensweges Christi erinnern Schautafeln und zum Teil auch kleine Kapellen an die Passionsgeschichte. Die letzten Stationen des Kreuzweges befinden sich schließlich in der Grabeskirche. Nicht nur zu Ostern wollen viele Pilger diesen Weg so intensiv wie möglich nachempfinden. Dazu werden in Jerusalem eigens Holzkreuze verliehen, die auf dem Passionsweg getragen werden können. Dieses Angebot nehmen viele Gläubige an.

Nördlich der Jerusalemer Altstadt befindet sich das so genannte "Gartengrab". Für manche Christen der einzig wahre Ort von Christi Tod und Auferstehung.... (Foto: © B. Glumm)
Nördlich der Jerusalemer Altstadt befindet sich das so genannte „Gartengrab“. Für manche Christen der einzig wahre Ort von Christi Tod und Auferstehung…. (Foto: © Bastian Glumm)
...inklusive eines Felsmassivs, das in seiner form an einen Schädel ("Golgatha") erinnert. Theologie und Archäologie lehnen diesen Ort als Richt- und Grabstätte Jesu jedoch ab. (Foto: © B. Glumm)
…inklusive eines Felsmassivs, das in seiner Form an einen Schädel („Golgatha“) erinnert. Theologie und Archäologie lehnen diesen Ort als Richt- und Grabstätte Jesu jedoch ab. (Foto: © Bastian Glumm)

Wurde Christus im „Gartengrab“ bestattet?

Übrigens: Es gibt in Jerusalem weitere Stätten, wo einzelne christliche Gruppen das Grab Christi verorten. Eine ist das so genannte „Gartengrab“, das sich unmittelbar nördlich des Damaskustores zur Jerusalemer Altstadt befindet. Während sich die Wissenschaft darüber einig ist, dass dort nicht das Grab Christi ist, finden Suchende dort zumindest etwas, das sie eher an die Bibel erinnert, als was in der Grabeskirche zu sehen ist. Nämlich ein wirkliches Grab und nebenan einen Hügel, der tatsächlich wie ein Schädel ausschaut (Golgatha hebräisch für „Schädelhöhe“).

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

2 Kommentare

  1. „Christ ist erstanden,
    Aus der Verwesung Schoß;
    Reißet von Banden
    Freudig euch los!
    Tätig ihn Preisenden,
    Liebe Beweisenden,
    Brüderlich Speisenden,
    Predigend Reisenden,
    Wonne Verheißenden
    Euch ist der Meister nah,
    Euch ist er da!“

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