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SOLINGEN (bgl) – Nur noch wenige Tage, dann werden auch die Solingerinnen und Solinger an die Wahlurnen gebeten. Gewählt werden am kommenden Sonntag ein neuer Stadtrat sowie die Bezirksvertretungen, aber auch der Oberbürgermeister direkt. Schon früh in den Wahlkampf stieg der 28-jährige Raoul Brattig ein. Der liberale OB-Kandidat hat klare Vorstellungen davon, was er im Rathaus verändern würde und betont die Wichtigkeit der kommenden Wahlen.
„Erster Bürger“ der Stadt Solingen
„Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt entscheiden ja am kommenden Sonntag nicht nur darüber, wer neuer Oberbürgermeister wird, sondern auch darüber, wohin sich diese Stadt bewegen wird“, sagt der junge Lokalpolitiker. Denn als Oberbürgermeister sei man nicht nur „erster Bürger“ der Stadt, sondern auch Chef der Verwaltung, dem größten Arbeitgeber in Solingen.
„Das Thema Digitalisierung beispielsweise schlug jetzt im Zuge der Corona-Krise mit einer derartigen Wucht ein. Viele Leute haben sich gefreut, dass das Thema auf diese Weise forciert wurde, manche sind aber auch massiv überfordert“, beobachtet Raoul Brattig. Vor allem zahlreiche ältere Semester können mit Skype, Zoom und Co. nicht sehr viel anfangen.
Stadtgesellschaft zusammenbringen und zusammenhalten
„Da ist es natürlich auch eine Aufgabe des Oberbürgermeisters, diese Menschen mitzunehmen. Man kann ja nicht sagen, dass man die ,digitalen´ Leute mitnimmt und die anderen einfach unbeachtet lässt. Es wird eine ganz große Aufgabe, diesen Spagat hinzubekommen. Da brauchen wir an der Stadtspitze jemanden, der das versteht und bereit ist, auf alle zuzugehen und gleichzeitig ein Verständnis für die Neuen Medien mitbringt“, erläutert Brattig.
Als Oberbürgermeister müsse man für alle rund 163.000 Solingerinnen und Solinger da sein, macht Raoul Brattig deutlich. „Ich bin auch der Meinung, dass ein OB nicht als Chef von oben wie ein Monarch diktieren kann und sagt: So ist das und so wird’s gemacht. Ich bin vielmehr der Überzeugung, dass ein Oberbürgermeister die Klammer sein muss, die die Stadtgesellschaft zusammenbringt und zusammenhält“, erläutert Brattig. Als OB müsse man auf alle Befindlichkeiten, Meinungen, Strömungen und Gefühle in der Stadt Rücksicht nehmen und auch darauf eingehen. „Man kann nicht wie eine Dampfwalze über gewisse Dinge drüber stürmen“, so der junge Lokalpolitiker. Man müsse als „erster Bürger“ der Stadt Brücken bauen.
Raoul Brattig wirbt für sich ohne Parteilogo
Raoul Brattig verzichtet bei seiner Bewerbung um das Amt des Oberbürgermeisters ganz bewusst auf einen direkten Bezug zu seiner Partei. Das hat ihm zuletzt auch Kritik der Mitbewerber eingebracht. „Auf einer Podiumsdiskussion habe ich die Mitbewerber gefragt, ob sie nach der Wahl nur für ihre Parteifreunde da sein wollen, da sie ja auch so in den Wahlkampf gehen. Nein, als Oberbürgermeister sei man für alle da, war deren Antwort. Offensichtlich findet dann, wenn man gewählt ist, von heute auf morgen eine Metamorphose statt“, schmunzelt Brattig.
Für ihn sei von Anfang an klar gewesen, dass er in diesen „Bewerbungsprozess“ um das Amt losgelöst von seiner Partei gehe. „Es geht um die Person und am Ende des Tages sitze ich als Oberbürgermeister ja auch allein da. Deshalb verzichte ich auf das Parteilogo bereits in der Bewerbungsphase. Es gibt ja später auch keine Partei, die mit mir im Büro sitzt und mir etwas ins Ohr flüstert“, so Brattig weiter.
Gespräch mit der Belegschaft der Verwaltung suchen
Rückmeldungen seitens der Solinger Bevölkerung seien indes durchweg positiv gewesen, freut sich Raoul Brattig. Sollte der 28-Jährige zum Oberbürgermeister gewählt werden, wisse er schon ganz genau, was er als erstes machen möchte. „Ich werde das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung suchen.“ Als gewählter OB sei man, abseits der Themen aus dem Wahlkampf, für die Belegschaft verantwortlich, der man den Rücken stärken müsse. „Man ist dann Teil eines Teams und man muss sich reinarbeiten. Und das geht nur, wenn man den Leuten zuhört und fragt, wie der Stand der Dinge ist“, unterstreicht Raoul Brattig.