SOLINGEN (sg) – Der Wirtschaftspsychologe Julian Nadolski möchte mit seiner App die Lücke zwischen der Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung und dem Beginn der Therapie füllen. Damit nimmt er am Bergsteiger-Accelerator teil, dem Startup-Förderprogramm, das von Solingen.Business ins Leben gerufen wurde.
Wirtschaft, Psychologie und Softwareentwicklung
Julian Nadolski stammt aus Kürten. In Köln studierte er Wirtschaftspsychologie. „Während des Studiums habe ich mir Softwareentwicklung beigebracht“, erzählt der 24-Jährige. Schon während des Studiums gründete er im Lauf der Corona-Pandemie sein erstes Startup. Die Bachelorarbeit schrieb er über Crypto und kam so in den Finanzsektor. „Nach dem Studium habe ich als Managementberater für einen Finanzdienstleister in Frankfurt gearbeitet.“ Doch Julian Nadolski wollte den psychologischen Aspekt wieder stärker in seine Arbeit einbinden. „Ich wollte Psychologie, Softwareentwicklung und Wirtschaft kombinieren“, sagt er.
Im vergangenen September kündigte er seinen Job, im Oktober hatte er eine Idee, wie er auf dem industriellen Gesundheitsmarkt Fuß fassen könnte. Seit Januar ist er ernsthaft an der Entwicklung seiner neuen Geschäftsidee. Auf der Suche nach Investoren hat er Krankenkassen angesprochen, darunter auch die Bergische Krankenkasse. Diese stellte schließlich den Kontakt zur Solinger Wirtschaftsförderung her. Inzwischen hat Julian Nadolski eine Plattform entworfen und ist nun daran, den therapeutischen Ansatz zu entwickeln.
„Digitale Gesundheitsanwendungen“
Julian Nadolski arbeitet daran, eine App zu entwickeln, die Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) unterstützen soll. „Aktuell ist es so, dass es nach der Diagnose einer PTBS zwei Möglichkeiten gibt“, erklärt er. „Einmal die Einnahme von Pharmazeutika und einmal die Therapie. Nun ist es aber so, dass man heute auf einen Therapieplatz sechs Monate warten muss, tendenziell bis zwei Jahre.“ Um diese Lücke zwischen Diagnose und Therapiebeginn zu füllen, entwickelt Julian eine „Digitale Gesundheitsanwendung“ als App für PTBS-Patienten.
Julian Nadolski entwickelt App
Eine PTBS wird im Volksmund mit einem Kriegstrauma gleichgesetzt. „Jemand hat ein ganz tragisches Schicksal, Kameraden wurden vor seinen Augen erschossen“, sagt Julian Nadolski. „Aber ein Trauma kann auch durch ganz andere Sachen entstehen.“ Maßgebend ist, wie hoch der Stress ist, dem die Person ausgesetzt ist und wie hoch die Ressourcen sind, auf die die Person zurückgreifen kann. „Es kann sein, dass auch ein einziger Satz ein Auslöser für eine komplexe PTBS ist.“
So individuell, wie Menschen traumatisiert werden, so individuell sind auch die Symptome. „Den meisten gemein sind Flashbacks, Albträume, Schlafstörungen, Panikstörungen im Alltag“, zählt Julian auf. Um den Patienten rund um die Uhr helfen zu können, entwickelt er die App. „Die Kerninhalte sind, dass die Person Infos über die Krankheit bekommt, dass eine Transparenz geschaffen wird“, erklärt der Jungunternehmer. „Außerdem soll ein Verständnis für die eigene Gesundheit aufgebaut werden.“ Dazu gibt es ein Monitoring und Screening vom Gesundheitszustand des Patienten und eine aktuelle Symptomentwicklung.
Kooperation mit mehreren Kliniken
Der 24-Jährige arbeitet zu diesem Zwecke mit mehreren Kliniken zusammen, die vor allem die fachlichen Inhalte sicherstellen sollen und das junge Startup unterstützen. Eine Posttraumatische Belastungsstörung äußert sich durch verschiedene typische Anzeichen, das aber bei betroffenen Personen höchst indviduell. Betroffene erleben das traumatische Ereignis immer wieder, häufig in Form von Flashbacks oder Albträumen. Dieses ständige Wiedererleben kann sehr belastend sein. Um weitere Konfrontationen mit dem Trauma zu vermeiden, neigen Menschen mit PTBS dazu, Situationen, Orten oder Personen aus dem Weg zu gehen, die sie an das Erlebte erinnern.
Ein weiteres Symptom ist eine andauernde Übererregung, die sich in Schlafstörungen, starker Reizbarkeit oder Konzentrationsproblemen äußern kann. Zudem treten oft negative Veränderungen im Denken und Fühlen auf. Betroffene fühlen sich emotional abgestumpft, haben Schwierigkeiten, Freude zu empfinden, oder entwickeln intensive Schuldgefühle und ein Gefühl der Entfremdung von anderen. Hinzu kommen häufig starke körperliche Reaktionen wie Herzrasen oder Schwitzen, wenn Erinnerungen an das Trauma wachgerufen werden. Diese Symptome halten in der Regel länger als einen Monat an und beeinträchtigen den Alltag der Betroffenen erheblich.
Unmittelbare Hilfe für die Patienten
„Bei Flashbacks oder Alltagsproblemen hält die App effizient eine Lösung 24/7 verfügbar, ohne lange Wege zum Arzt und ohne Pharmazeutika einnehmen zu müssen“, verspricht Julian Nadolski. Die während der Zeit bis zur Therapie gesammelten Informationen können hinterher dem Arzt zur Verfügung gestellt werden. Mit seiner innovativen Gesundheits-App möchte Julian Nadolski nicht nur das Gesundheitssystem entlasten, sondern vor allem für betroffene Patienten eine direkte Hilfe bieten.