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Rituale
Von Dr. Christoph Glumm
Viele denken bei Ritualen an leere Formen, an Abläufe ohne Gefühl, an Worte, die man einfach abspult. Und ja: Rituale können hohl werden. Aber sie können auch das Gegenteil sein – bewusst gelebte Haltepunkte im Alltag.
Eine Kerze, die vor dem Gebet angezündet wird, macht den Moment spürbar besonders. Regelmäßige Familienessen ohne Handy stärken die Verbindung und die Wahrnehmung füreinander. Bewusst ausgeführt, erhöhen Rituale den Wert dessen, was wir erleben. Sie geben Struktur und holen uns ins Jetzt.
Sie schenken Verlässlichkeit – und manchmal sogar Trost.
Auch Wiederholung muss nicht leer sein. Ein vertrautes Gebet kann Tiefe entfalten – jedes Mal neu und jedes Mal mehr. Feiertage wie Advent oder Ostern unterbrechen den Takt des Alltags. Sie erinnern uns daran, dass Zeit mehr ist als Termine.
Rituale verbinden uns – mit uns selbst, mit anderen, mit dem, was größer ist als wir. Sie sind keine nostalgische Kür, sondern ein zeitloses Werkzeug, über Generationen bewährt. Nicht, um etwas darzustellen oder zu leisten, sondern um Kraft zu schöpfen. Und gehalten zu sein.
Vielleicht brauchen wir Rituale heute mehr denn je. Nicht als Pflicht.
Sondern als Halt in einer sich ständig beschleunigenden Welt. Als Einladung, langsamer zu werden. Und bewusster zu leben.
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