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Wunder der Natur – Der Efeu

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Der Efeu ist keine Schmarotzerpflanze. Er nutzt Bäume nur als Kletterhilfe. Dabei erreicht er nicht selten eine Höhe von 20-30 m. (Foto: © Martina Hörle)
Der Efeu ist keine Schmarotzerpflanze. Er nutzt Bäume nur als Kletterhilfe. Dabei erreicht er nicht selten eine Höhe von 20-30 m. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Der Gemeine Efeu ist ein immergrüner Kletterer und gehört zur Familie der Araliengewächse. Mit seinen unzähligen kleinen Wurzeln hält er sich an Hauswänden fest oder erklimmt Baumstämme. Interessant ist vor allem sein ganz spezieller Rhythmus: Er beginnt im Herbst zu blühen, entwickelt bis zum Winter grüne Früchte, die im Frühjahr zu blauschwarzen Beeren reifen. Die späten Blüten enthalten sehr viel Nektar und stellen daher für Bienen und Insekten eine willkommene Futterquelle dar. Die reifen Früchte sind eine Delikatesse für Amseln und Drosseln. Während die jungen Triebe eine grüne bis bräunliche Farbe aufweisen, färben sich die älteren Zweige hellgrau.

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Efeu als immergrüner Baumkletterer

Die Kletterpflanze erreicht nicht selten eine Höhe von 20-30 Meter und mit bis zu 450 Jahren ein beachtliches Alter. Sie zählt nicht zu den Schmarotzern, da sie mit Hilfe ihrer Haftwurzeln lediglich einen Weg in die Höhe sucht, Bäumen aber keine Nährstoffe entzieht. Manchmal wird sie bewusst dazu eingesetzt, unschöne Fassaden zu überdecken. Wer allerdings seine weiße Hauswand begrünen möchte, wird wohl enttäuscht. Helle Flächen mag der Efeu gar nicht, er bevorzugt dunklen Untergrund.

Auch im Garten darf es gerne ein sonnenabgewandter Standort sein. Nur die Sorten, die buntes Laub tragen, brauchen für die Färbung ein paar Stunden Sonne am Tag. 1543 schrieb der Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs (1501-1566) in seinem Kräuterbuch dem Efeu eine widerwärtige Natur zu, da er als Schattenpflanze das Licht mied und somit für das Dunkle stünde.

Im Frühjahr reifen die zunächst grünen Früchte zu blauschwarzen Beeren. Sie stellen besonders für Amseln und Drosseln einen besonderen Leckerbissen dar. (Foto: © Martina Hörle)
Im Frühjahr reifen die zunächst grünen Früchte zu blauschwarzen Beeren. Sie stellen besonders für Amseln und Drosseln einen besonderen Leckerbissen dar. (Foto: © Martina Hörle)

Doch der Efeu ist nicht nur ein Klettermaxe. Der Gewöhnliche und der Großblättrige Efeu eignen sich hervorragend für blickdichte Hecken. Dafür braucht man lediglich eine Rankhilfe. So kann man auch schattige Balkone begrünen. Für Balkonkästen eignen sich besonders hängende Sorten. Allerdings sollten Hunde und Katzen nicht daran kommen können. Als Bodendecker bildet die Pflanze in zwei bis drei Jahren eine dichte Fläche, die kaum Pflege benötigt. Nur Staunässe sollte man unbedingt vermeiden.

Der Gemeine oder Gewöhnliche Efeu (lat. Hedera helix) wurde von Wissenschaftlern der Uni Würzburg 2010 zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Seine Inhaltsstoffe Hederin, Helixin und Saponine werden bevorzugt gegen Bronchitis, Keuchhusten und Schmerzen sowie Gicht, Rheuma und Ekzeme eingesetzt. Schon Hippokrates machte davon Gebrauch. Aber Vorsicht: Die Pflanze ist giftig. Bei falscher Anwendung kommt es häufig zu Magen- und Darmbeschwerden. Man sollte daher auf selbstgemachte Arzneimittel verzichten und zu fertigen Produkten greifen. Auch bei Berührung kommt es leicht zu allergischen Hautreaktionen. Trotzdem kann man Efeu gut im Haushalt einsetzen. Die Bestandteile lassen sich problemlos zu natürlichem Spül- und Waschmittel mit beachtlicher Fettlösekraft verarbeiten. Da der Efeu das ganze Jahr über wächst, ist der Nachschub gesichert. Auch als Spritzmittel gegen Blattläuse eignet er sich hervorragend.

Spül- und Waschmittel aus Efeu

Die Mythologie kennt den Efeu nur zu gut: Der Immergrün wurde aufgrund seiner Beständigkeit mit der Ewigkeit in Verbindung gebracht und hieß daher manchmal Waldewig. Andere Namen sind Adamsblätter, Mauerewig, Totenranke und Wintergrün. Seine Fähigkeit und Stärke, sich mit den Wurzeln festzuklammern, galt als Symbol für Verbindung und Treue. So heißt es bei Tristan und Isolde: Man wollte sie noch im Tod trennen und legte sie in zwei voneinander entfernte Gräber. Auf jedem Grab begannen Efeuranken zu wachsen, die sich schließlich auf dem Dach der Kirche trafen. So wurden die Liebenden doch noch vereint.

Die Sorten, die buntes Laub tragen, brauchen für die Färbung ein paar Stunden Sonne am Tag. Ansonsten ist der Efeu eher eine Schattenpflanze. (Foto: © Martina Hörle)
Die Sorten, die buntes Laub tragen, brauchen für die Färbung ein paar Stunden Sonne am Tag. Ansonsten ist der Efeu eher eine Schattenpflanze. (Foto: © Martina Hörle)

Die Griechen huldigten mit dem Gewächs ihrem Gott Dionysos, dem Gott der Fruchtbarkeit. Der ägyptische Osiris und der römische Bacchus wurden ebenfalls mit Efeu- und Weinranken dargestellt. Die Pflanze stand für Heiterkeit, Geselligkeit und Freundschaft. Den römischen Priestern dagegen war es verboten, die Pflanze auch nur anzufassen. Im Christentum galt der Efeu als Zeichen für das Ewige Leben. Noch heute gibt es im Volksglauben viele Rituale in Zusammenhang mit dem Efeu.

In westfälischen Regionen hängte man am dritten Fastensonntag Efeukränze über dem Herd auf, um den Frühling ins Haus zu bringen. Obendrein wurde der Efeu am 24. Februar als Orakelpflanze eingesetzt. Nachts tanzten die Mädchen nackt bei Fackelschein. Dabei mussten sie versuchen, hinter ihrem Rücken einen Kranz zu fassen. Wer den Efeukranz erwischte, würde noch im selben Jahr heiraten. Der Strohkranz dagegen bedeutete Unglück.

Mythologie und Rituale

Ein anderer Brauch wurde in der Andreasnacht (Nacht vom 29. auf den 30. November) praktiziert: Man ließ zwei Efeublätter in einer Schale Wasser schwimmen. Waren die Blätter am anderen Morgen zusammengetrieben, gab es bis zum Jahresende Hochzeit. Wenn nicht – dann musste man eben noch warten. Die Andreasnacht als die Nacht der Liebesorakel war in früheren Zeiten von so entscheidender Bedeutung, dass sie sogar den Weg in die Deutschen Sagen der Brüder Grimm fand.

Theodor Fontane bedachte den Efeu in seinem Gedicht „Epheu und Alpenrose“. Und Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) schrieb zu dieser Pflanze folgenden Vers:

„Efeu und ein zärtlich Gemüt,
heftet sich an und grünt und blüht,
kann es weder Stamm noch Mauer finden,
es muss verdorren, es muss verschwinden.“

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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