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Wunder der Natur – Der Fingerhut

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Der Fingerhut ist Gift- und Heilpflanze zugleich. Schon im 12. Jahrhundert wurde er gegen Geschwüre und zur Wundheilung eingesetzt. Die bekannteste Variante ist der Rote Fingerhut. (Foto: © Martina Hörle)
Der Fingerhut ist Gift- und Heilpflanze zugleich. Schon im 12. Jahrhundert wurde er gegen Geschwüre und zur Wundheilung eingesetzt. Die bekannteste Variante ist der Rote Fingerhut. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Mit seinen hohen Blütentrauben, die sich zum Licht drehen, ist der Fingerhut ein außergewöhnlicher Blickfang. Die hochwachsende Staude, die eine Höhe von bis zu 1,30 Meter erreicht, strahlt in jedem Beet. Ihre zahlreichen Blüten öffnen sich von unten nach oben und zeigen in vielen Farben eine unvergleichliche Schönheit. Besonders auffällig ist ihr geflecktes Inneres. Nach der Blüte bilden sich kleine Samenkapseln, mit denen der Fingerhut selbstständig für seine Vermehrung sorgt.

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Gift- und Heilpflanze zugleich

Die bekannteste Variante ist der Rote Fingerhut. Doch auch der Großblütige und der Gelbe Fingerhut gehören zu den heimischen Arten. Hingegen hat sich der Wollige Fingerhut als Neophyt angesiedelt. Den Gattungsnamen „Digitalis“ verdankt die Pflanze dem Schweden Carl von Linné (1707 – 1778). Der Naturforscher, Arzt und Botaniker gab der Botanik ihre Systematik und Nomenklatur. Digitalis ist abgeleitet von dem lateinischen Wort digitus, was so viel wie Finger bedeutet. Im Volksmund nennt man sie auch Waldglocke, Fingerkraut oder Unserliebenfrauenhandschuh.

Besonders apart ist das gefleckte Innenleben der Blüten. Mit ihren strahlenden Farben bilden die Stauden ein Feuerwerk auf jedem Beet. (Foto: © Martina Hörle)
Besonders apart ist das gefleckte Innenleben der Blüten. Mit ihren strahlenden Farben bilden die Stauden ein Feuerwerk auf jedem Beet. (Foto: © Martina Hörle)

Die stolze Pflanze, die sich hervorragend als Schatten- oder Halbschattenpflanze sowohl auf Freiflächen als auch im Staudenbeet eignet, ist Heil- und Giftpflanze zugleich. Schon im 12. Jahrhundert wurde sie gegen Geschwüre und zur Wundheilung eingesetzt. Heute werden ihre Wirkstoffe in Herzmedikamenten verwendet. Unabhängig von der jeweiligen Art sind ausnahmslos alle Pflanzenteile hochgiftig und können zu schweren Herzrhythmusstörungen führen. Sie enthalten die stark giftigen Wirkstoffe Digitoxin, Gitaloxin und Gitoxin. Im Samen findet sich obendrein auch Saponin Digitonin. Deshalb sollte der Fingerhut in Gärten, in denen sich kleine Kinder aufhalten, nicht angepflanzt werden. Die glockenartigen bunten Blüten üben einen besonderen Reiz auf kleine Kinder aus und landen als Bonbon schnell im Mund.

Auch für Haustiere gefährlich

Vergiftungserscheinungen zeigen sich in typischen Symptomen, wie Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen und stark verminderte Pulsfrequenz. Auch für eine Vielzahl von Tieren ist die Pflanze gefährlich. Pferde, Rinder, Ziegen, Hunde und Katzen, Nager und Vögel reagieren ebenfalls mit Erbrechen und obendrein mit blutigem Durchfall. Sie beginnen zu taumeln und leiden unter Herzrhythmusstörungen. Für Hummeln und Wespen dagegen ist die Staude völlig ungefährlich. Sie kriechen mit dem ganzen Körper in die Blüte, um an den köstlichen Nektar zu gelangen. Oft sind sie völlig in der glockigen Form verschwunden.

Für Hummeln ist die Pflanze ungefährlich. Die Tiere kriechen fast vollständig in die Blüten, um an den Nektar zu gelangen. (Foto: © Martina Hörle)
Für Hummeln ist die Pflanze ungefährlich. Die Tiere kriechen fast vollständig in die Blüten, um an den Nektar zu gelangen. (Foto: © Martina Hörle)

Eine Liste aller Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz inklusive Telefonnummern finden Sie hier.

Wer allerdings mit der giftigen Eigenart vertraut ist, gewinnt mit dem Fingerhut eine zauberhafte Pflanze, die auch in den hinteren Bereichen eines Beetes mit ihrer auffälligen Blütenpracht ein farbiges Feuerwerk zur Schau stellt. Bei allen Gartenarbeiten in Zusammenhang mit dem Fingerhut sollte man unbedingt Gartenhandschuhe tragen. Schon bei  leichten Berührungen kann es zu Ausschlägen oder Rötungen der Haut kommen. Glücklicherweise ist er sehr bekannt, so dass die Gefahr einer Vergiftung relativ selten ist. Trotz allem ist Vorsicht geboten. 2007 wurde der Fingerhut in Deutschland zur Giftpflanze des Jahres gewählt.

Kopfbedeckung für Feen und Elfen

Trotz allem umgibt diese aparte Staude eine geheimnisvolle Aura. Nach römischer Vorstellung entstand das Gewächs, als der Fingerhut der Göttin Juno auf die Erde fiel. Jupiter wollte seine Gattin aufheitern und verwandelte den Fingerhut in eine Blume. Auch in der griechischen Mythologie findet sie Erwähnung. Keltische Sagen erzählen, dass Feen und Elfen die Blüten als Kopfbedeckung nutzen.

Sogar die Literatur kommt nicht ohne den Fingerhut aus. Theodor Fontane nutzt ihn in dem Roman „Der Stechlin“ als Symbol des nahenden Todes. Rainer Maria Rilke erzählt davon, „wie der Fingerhut dazu kam, der liebe Gott zu sein“.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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