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Wunder der Natur – Der Ilex

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Während des ganzen Jahres ist der Ilex als immergrünes Gehölz eine Augenweide. Jetzt aber zieht er mit seinem roten Beerenschmuck alle Aufmerksamkeit auf sich. (Foto: © Martina Hörle)
Während des ganzen Jahres ist der Ilex als immergrünes Gehölz eine Augenweide. Jetzt aber zieht er mit seinem roten Beerenschmuck alle Aufmerksamkeit auf sich. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Die immergrünen Stechpalmen geben mit ihren dornig-gezähnten, dunkelgrünen Blättern Gärten und Parks während des ganzen Jahres eine besondere Note. Jetzt aber ziehen sie vor allem mit ihrem leuchtend roten Fruchtschmuck alle Augen auf sich. Das heimische Gewächs ist im Regelfall zweihäusig. Das bedeutet: Es gibt männlichen und weiblichen Ilex. Im Frühsommer öffnen sich kleine weiße Blüten, die bei den männlichen Arten nur Staubgefäße enthalten. Die Blüten gelten als wahre Bienenweide und werden von Bienen und Hummeln reichlich und gerne besucht. Die eindrucksvolle Beerenpracht entwickelt sich nur bei den weiblichen Pflanzen. Wer also Wert auf die rote Frucht legt, muss weibliche und männliche Pflanzen setzen. Oder man entscheidet sich für eine der einhäusigen Sorten.

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Männlicher und weiblicher Ilex

Das Gehölz benötigt einen hellen, halbschattigen Standort auf saurem Humusboden. Es ist recht anspruchslos und gibt sich mit einer Düngung im Frühjahr zufrieden. Kalk mag es allerdings gar nicht.

Die Vogelwelt freut sich jedenfalls über die reichhaltige Nahrungsquelle. Deshalb heißt die Pflanze auch Vogelnährgehölz oder Winterbeere. Aber Vorsicht: Blätter und Früchte sind für den Menschen sehr giftig. Schon 20–30 Beeren können für einen Erwachsenen tödlich sein, bei Kindern entsprechend weniger. Für Haustiere reichen sogar schon 2-3 Beeren.

Der rote Fruchtschmuck entwickelt sich nur bei den weiblichen Pflanzen. (Foto: © Martina Hörle)
Der rote Fruchtschmuck entwickelt sich nur bei den weiblichen Pflanzen. (Foto: © Martina Hörle)

Aber der Ilex hat auch unerwünschte Besucher. Der Dickmaulrüssler ist einer von ihnen. Er frisst sich gerne durch die dicken Blätter. Der Schädling lässt sich leicht mit Nematoden (Fadenwürmern) bekämpfen. Wenn die Minierfliege zuschlägt, hilft zeitiges Entfernen und gründliche Entsorgung der befallenen Blätter.

Der botanische Name der Gewöhnlichen Stechpalme lautet Ilex aquifolium. Die Zusammensetzung aus „acus“ (Nadel) und „folium“ (Blatt) weist auf die nadelspitzen Blätter hin. Im Volksmund nennt man die Stechpalme auch Stecheiche (Ilex), Christdorn, Palmdorn, Walddistel, Hülshecke oder Hülsenbusch. Der Ilex ist zwar nicht vom Aussterben bedroht, steht aber trotzdem unter Naturschutz.

Anwendungen in der Heilkunde

In der Heilkunde kennt man die Stechpalme schon seit dem Altertum. Im 16. Jahrhundert setzte man sie unter anderem gegen Gelbsucht ein. Die Verwendung der Blätter half bei Gelenkbeschwerden, die Beeren gegen Gallen- und Verdauungsbeschwerden. Der Schweizer Johann Künzle, neben Sebastian Kneipp der bekannteste Kräuterpfarrer, nutzte die Stechpalme zur Vorbeugung gegen Grippe und in Teeform gegen Erkältungskrankheiten.

In der Heilkunde finden sowohl die Blätter als auch die Beeren Anwendung. (Foto: © Martina Hörle)
In der Heilkunde finden sowohl die Blätter als auch die Beeren Anwendung. (Foto: © Martina Hörle)

Die Blätter der Stechpalme enthalten eine Reihe wichtiger Bestandteile, wie Bitterstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Ilexin, Coffein, Mineralstoffe, Pektine und Saponine. Auch heute wird Tee aus den Blättern gerne bei Erkältungen getrunken. Er stärkt die Abwehrkräfte, wirkt schleimlösend und schweißtreibend. Bei Gicht und Rheuma schätzt man die harntreibende Wirkung, da auf diese Weise Giftstoffe aus dem Körper ausgeschieden werden.

In England hat der Ilex gerade im Hinblick auf weihnachtliches Brauchtum eine besondere Bedeutung. Er gilt als Baum von Frau Holle und die Wohnungen werden mit aufgehängten Zweigen geschmückt. Hier nennt man die Pflanze „Holly“. Kurioserweise heißt das Wort „Hollywood“ übersetzt „Stechpalmenwald oder Ilexwald“, obwohl in diesen Regionen gar keine Stechpalmen wachsen. Anhänger der Bachblütentherapie kennen Holly als 15. Bachblüte.

Symbolträchtiges Gehölz

Schon die Kelten und Germanen sahen in dem Gehölz etwas Besonderes. Die immergrünen Blätter galten als Symbol der Hoffnung, das Rot der Beeren als Zeichen für die Liebe. Man zelebrierte zur Erntezeit magische Rituale und heilige Zeremonien, um sich mit den Pflanzengeistern zu verbünden. Mit dem Schmücken des Hauses zur Winterzeit lud man Elfen, Feen und gute Geister ein. Das Fällen einer Stechpalme jedoch verhieß Unglück.

In einer Legende heißt es, dass sich in Kriegszeiten ganze Familien hinter dichten Hecken aus Ilex verbergen konnten und somit unentdeckt blieben. Dadurch wurde die Stechpalme zum Schutzsymbol. Bei älteren Pflanzen sind die Blätter in Bodennähe spitz und stachelig, weiter oben hingegen glatt. Die Spitzen hielten das Wild von der Nahrungssuche ab und der Strauch galt als das Symbol weiser Voraussicht.

Die männlichen Stechpalmen zeigen oft zweifarbige Blätter, aber keine Beeren. (Foto: © Martina Hörle)
Die männlichen Stechpalmen zeigen oft zweifarbige Blätter, aber keine Beeren. (Foto: © Martina Hörle)

Zum Fest der Wintersonnenwende treten Eichen- und Stechpalmenkönig ihren immerwährenden Kampf um die Vorherrschaft an. Der Stechpalmenkönig regiert das Land in der dunklen Jahreszeit, also von der Sommersonnenwende bis zur Wintersonnenwende. Dann übergibt er die Macht an den Eichenkönig, der von der Wintersonnenwende bis zur Sommersonnenwende das Land regiert.

Die Römer widmeten den Ilex ihrem Gott Saturn, dem Gott der Landwirtschaft und Ernte. Für sie galt die Pflanze mit den immergrünen Blättern und den leuchtenden Beeren ebenfalls als Symbol für ewiges Leben. Sie verschenkten während des Wintersonnenwendfestes entsprechende Zweige als Zeichen für Glück und Gesundheit.

Der Ilex in der Mythologie

In christlichen Mythen heißt es, dass das Kreuz, an dem Jesus hing, aus dem Holz der Stechpalme gewesen sei. Um die Weihnachtszeit herum schmückte man das Haus mit diesen Zweigen, um Unheil abzuwehren. Auch im Alltag fand der Ilex seine Verwendung. Die Kamine wurden mit Bündeln aus Ilexzweigen ausgekehrt. Kamine galten als Wege für Geister und Ahnen. Das Kehren mit den Zauberbesen sollte nicht nur Ruß, sondern auch böse Geister herauskehren. In manchen Regionen heißt die Pflanze noch heute Schornsteinfegerkraut. Der Name Stechpalme kommt aus der Verbindung zum Palmsonntag. Dieser Tag soll an den Einzug Jesus in Jerusalem erinnern. Kleine Zweige werden als Palm geweiht.

Bei größeren Gehölzen sind die unteren Blätter sehr spitz, während die weiter oben wachsenden eine abgerundete Form zeigen. (Foto: © Martina Hörle)
Bei größeren Gehölzen sind die unteren Blätter sehr spitz, während die weiter oben wachsenden eine abgerundete Form zeigen. (Foto: © Martina Hörle)

Das Holz der Stechpalme fand bevorzugt Verwendung in Intarsien. Spazierstöcke ließen sich ebenfalls gut daraus herstellen. Man sagt, auch Goethes Spazierstock sei aus diesem Holz gewesen. Er schätzte diese Pflanze und übernahm sie in „Parabolisch“ und „Des Knaben Wunderhorn“. Sogar Shakespeare kam nicht an der Stechpalme vorbei. Sie fand den Weg in eines seiner Lieder in dem Stück „Wie es Euch gefällt“.

Zum Abschluss noch ein Ausflugstipp:
Wer die Externsteine im Lipper Land besuchen möchte, wird an diesem außergewöhnlichen Platz zahlreiche Stechpalmen finden. Der Ilex ist eine spirituelle Pflanze und wächst mit Vorliebe an solchen Orten.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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