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Wunder der Natur – Die Kermesbeere

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Die Kermesbeere ist schon allein wegen ihrer ausgefallenen Farbgebung ein absoluter Hingucker. An pinkfarbenen Stielen wachsen tiefschwarze Früchte. (Foto: © Martina Hörle)
Die Kermesbeere ist schon allein wegen ihrer ausgefallenen Farbgebung ein absoluter Hingucker. An pinkfarbenen Stielen wachsen tiefschwarze Früchte. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Die Kermesbeere ist schon allein aufgrund ihrer eindrucksvollen schwarz-pinken Erscheinung ein absoluter Hingucker. Doch auch sonst hat der Tausendsassa einiges zu bieten.

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Als Neophyt kam die exotische Schönheit aus Asien und Nordamerika und wurde hier heimisch. Die Pflanze wächst nicht nur als Staude, sondern auch als Strauch oder Baum. Sie kann eine Höhe von bis zu drei Meter erreichen. Ihr botanischer Name Phytolacca setzt sich aus dem griechischen Wort ‚phyton‘ (Pflanze) und dem lateinischen Wort ‚lacca‘ (Lack) zusammen. Tatsächlich sind ihre Früchte so tiefschwarz und glänzend, als seien sie lackiert. Als Solitärpflanze oder in kleinen Gruppen kommt sie am besten zur Geltung.

Asien und Nordamerika Heimat der Kermesbeere

Aufgrund ihrer auffälligen Färbung nennt man sie im Volksmund auch Schminkbeere, Tintenbeere, Spanische Brombeere, Scharlachbeere. Ihrer Heilkraft verdankt sie die Bezeichnungen Goldblume, Goldwundkraut, Amerikanischer Nachtschatten und noch ein paar Namen mehr.

Die mittlerweile in Deutschland verwilderten Arten sind die Asiatische Kermesbeere und die Amerikanische Kermesbeere, wobei die asiatische Art, auch Indische Kermesbeere genannt, deutlich häufiger zu finden ist. Beide lieben einen frischen bis feuchten Boden. Staunässe dagegen ist unbedingt zu vermeiden. In der Blütezeit von Juli bis August tragen sie große cremeweiße, manchmal rötliche, traubenartige Blütenstände, die eine beachtliche Länge von 20 – 40 cm erreichen können. Das asiatische Gewächs trägt zunächst aufrecht stehende grüne Beeren, die sich später schwarz färben. Bei genauer Betrachtung erkennt man eine Reihe von Segmenten, in der Regel acht, die sich deutlich durch längliche Furchen abzeichnen. Die Amerikanische Kermesbeere mit ihren bogenförmig hängenden Fruchtständen weist zehn Teilfrüchte auf, die nicht eindeutig getrennt sind.

Die Früchte der Asiatischen Kermesbeere zeigen deutlich ihre einzelnen, durch längliche Furchen unterteilten Teilsegmente. (Foto: © Martina Hörle)
Die Früchte der Asiatischen Kermesbeere zeigen deutlich ihre einzelnen, durch längliche Furchen unterteilten Teilsegmente. (Foto: © Martina Hörle)

Bei den Kermesbeeren ist oberste Vorsicht geboten. Alle Bestandteile sind mehr oder weniger toxisch, wobei die amerikanische Sorte wesentlich stärkeres Konzentrat an Saponinen und Lectinen aufweist als die asiatische. Doch wie schon Hippokrates sagte: „Allein die Dosis macht, ob ein Ding giftig ist.“. Der Giftgehalt der einzelnen Pflanzenteile lässt sich übrigens in einer Rangfolge festlegen: Die Samen enthalten den größten Giftanteil, gefolgt von der Wurzel. Dann kommen Blätter, Stamm und unreife Beeren. Die reifen Beeren enthalten am wenigstens Gift. Während ein Erwachsener bis zu zehn reife Beeren ohne Schaden verzehren kann, sind kleine Kinder stark gefährdet. Sie können die glänzenden schwarzen Früchte schnell verwechseln. Die Vogelwelt dagegen freut sich in Herbst und Winter über die süßen Früchte.

Im asiatischen Raum werden die ganz jungen Pflanzentriebe als Gemüse zubereitet. Sie sollen nach Spargel schmecken.

Rangfolge der giftigen Pflanzenteile

In der Volksmedizin sind beide Arten seit dem Altertum bekannt. Die Delaware-Indianer schätzten die Kermesbeere als vielseitige Heilpflanze und setzten sie gegen Krebs, Rheumatismus und Arthritis sowie Epilepsie und neurologische Störungen ein. Manche bereiteten aus fermentierten Beeren einen Narkosetee zu. Im alten China nutzte man die Wurzel als Rauschmittel. Die alten taoistischen Magiere verwendeten sie bei Räucherungen zur Geister- und Dämonenbeschwörung.

Früher war die Kermesbeere ein gefragtes Mittel gegen Krätze. Heute wird sie oft gegen Entzündungen im Bereich der Haut eingesetzt. Sie lindert Ekzeme und Akne ebenso wie Pilzinfektionen.

Während der Blütezeit tragen die Kermesbeeren weiße bis rötliche traubenartige Blütenstände. (Foto: © Martina Hörle)
Während der Blütezeit tragen die Kermesbeeren weiße bis rötliche traubenartige Blütenstände. (Foto: © Martina Hörle)

Das Gewächs mildert Halsschmerzen, hilft beim Abschwellen der Mandeln und verkürzt die Dauer einer Erkältung. Meistens wird es als Tinktur eingesetzt. Die fleischige Wurzel enthält Alkaloide und Bitterstoffe. Bei homöopathischer Behandlung der Haut kann man sie zerreiben und auf die erkrankten Hautstellen geben.

Die deutsche Bezeichnung „Kermes“ stammt aus dem Persischen und bezieht sich auf den in der Pflanze enthaltenen roten Farbstoff. Der Saft der Beeren wurde meist zum Färben gebraucht. Noch viel häufiger aber versetzte man minderwertigen Rotwein mit dem Beerensaft, um ihm eine tiefrote Farbe zu geben und ihn qualitativ hochwertiger wirken zu lassen. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV verbot allerdings seinen Winzern bei Androhung der Todesstrafe diese Vorgehensweise.

Weinfärbung mit Kermesbeere bei Todesstrafe verboten

Der in den Beeren enthaltene Wirkstoff Saponin hilft sowohl gegen Land- als auch gegen Wasserschnecken. Daher ist die Kermesbeere vor Schnecken als Schädlingen gefeit. Auch andere Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten treten kaum auf. Im Gegenteil: Die Pflanze wird als natürliches Bekämpfungsmittel eingesetzt und schützt letztendlich auch sich selbst.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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