SOLINGEN (red) – Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach sind sich einig: „Der BHC braucht jetzt endlich Klarheit und Verlässlichkeit, was eine erstligataugliche Spielstätte im Bergischen Land angeht. Wir wollen eine gemeinsame Bergische Lösung für den BHC.“ Denn ein Handball-Erstligist mit einer dem Profisport entsprechenden Spielstätte stärke ebenso die gesamte Bergische Region wie etwa der „Brückensteig“, das Circular Valley und der Gaskessel oder Nordbahn- und Korkenziehertrasse.
Wuppertal: Gelände in privater Hand
Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind erläutert den aktuellen Stand zu einer BHC-Arena aus Wuppertaler Sicht: „Wir haben in den vergangenen Monaten intensiv Gestaltungs- und Finanzierungsoptionen für einen BHC-Hallenstandort auf dem Gelände des Wicküler Parkes geprüft. Daran waren neben mehreren städtischen Ressorts die Geschäftsführung der Stadthallen GmbH sowie die Unternehmensgruppe Clees als Eigentümer des Areals beteiligt. Im Rahmen der Prüfungen hat es sowohl mehrere Gutachten zu einem möglichen Betreiberkonzept als auch den Austausch mit Experten für den Betrieb großer Veranstaltungshallen gegeben.
Die Gutachten und die Beratungen dazu haben ergeben, dass der reine Betrieb einer Multifunktionsarena am Standort – wenn auch mit verbleibenden finanziellen Risiken – so möglich erscheint, dass der Aufwand des laufenden Betriebes bei enger Kooperation aller Beteiligten gedeckt werden könnte.
Andere Voraussetzungen gelten für die Stadt Solingen
Es wurde aber auch klar, dass eine Refinanzierung der Investitionskosten für eine solche Halle in der Höhe von bis zu 40 Mio. Euro nicht darstellbar ist. Eine Finanzierung der Investitionskosten zu einem großen Teil durch die Stadt Wuppertal ist in zweifacher Hinsicht hoch problematisch: 1. Das Gelände befindet sich im privaten Eigentum (der Unternehmensgruppe Clees). Der Transfer eines öffentlichen Investitionszuschusses an einen privaten Investor stellt sich hier als besonders herausfordernd dar 2. Eine zusätzliche städtische Wuppertaler Investition angesichts des aktuell schon hohen Investitionsprogrammes ist nicht mehr leistbar.“
Andere Voraussetzungen gelten für die Stadt Solingen, betont Tim Kurzbach, Oberbürgermeister der Klingenstadt. Bei der Klingenhalle handele es sich um eine städtische Halle mit hohem Sanierungsbedarf, für die ohnehin eine Sanierung oder Neuplanung anstehe. Auch wenn in Solingen für das Hallenprojekt die Verfahren auf Grundlage eines aktuellen Gutachtens jetzt anliefen, scheine es im Sinne eines berechenbaren Vorgehens sinnvoll, sich jetzt mit ganzer Kraft auf die abschließende Prüfung der Solinger Option zu konzentrieren.
Bis zu 5.000 Zuschauer sollen in Arena Platz finden
Die neue Halle, in der bis zu 5.000 Zuschauer einen Sitzplatz finden würden, könnte die Klingenhalle aus dem Jahr 1973 ersetzen. Ziele: Schul- und Vereinssport am Weyersberg sollen weiterhin möglich sein, vor allem aber dem Bundesligisten Bergischer Handball-Club eine Perspektive gegeben werden, im Bergischen Städtedreieck dauerhaft spielen zu können.
Die 48 Jahre alte Halle mit rund 2.500 Sitzplätzen entspricht den Forderungen der Handballliga an Kapazität, Fernsehtauglichkeit und Bewirtungsmöglichkeiten immer weniger. Dazu wäre die neue Arena zusätzlich Spielstätte für größere Konzerte und Events ab 5.000 Zuschauer, für die es in der näheren Region bisher kein Angebot gibt. Einnahmen würde die Arenagesellschaft aus der Vermietung erzielen: 18 Heimspiele des BHC und größere Shows wären in der modernen Arena am Weyersberg zu Beginn möglich. Und auch nötig, um die Kosten wieder hereinzuspielen.
Neubau günstiger als Weiterbetrieb der alten Halle
Denn, das stelle das Gutachten klar: Bei günstigem Betriebsverlauf könnte die Arena in einer Jahresbetrachtung günstiger als der Weiterbetrieb der bestehenden und zu sanierenden Klingenhalle sein. Das Geschäft rechne sich für Solingen dennoch, da auch der Weiterbetrieb der alten Klingenhalle für die Stadt ein Verlustgeschäft sei. Aber eines, mit dem langfristig keine Einnahmen erzielt werden können, die die Last mindern würden. Für die Klingenhalle wird mit einem Sanierungsbedarf in hoher Millionenhöhe gerechnet. Und die Möglichkeit, Handballspitzensport live zu erleben, gäbe es dann wohl mittelfristig nur noch in Düsseldorf.
Auf Vorschlag von Oberbürgermeister Tim Kurzbach wird der Ältestenrat jetzt eine Arbeitsgruppe bilden, die die politische Debatte in den Fachausschüssen und im Rat vorbereitet. Dazu wird ein Tagesworkshop mit dem Beratungsunternehmen SEM gehören, auf der die gesamte Analyse auf der Tagesordnung steht und die Gutachter sich den Fragen der Solinger Kommunalpolitiker stellen. Bis zur Dezember-Ratssitzung wollen die Ratsfraktionen sich Klarheit über die Marschrichtung – Arenaneubau oder Weiterbetrieb der alten Halle – verschafft haben.
Belastbare Hallenoption für den Bergischen HC
„Zentral ist, dass der BHC zeitnah eine belastbare Hallenoption erhält. Dies ist ein gemeinsames bergisches Anliegen. Deswegen ist uns wichtig, dass wir zwischen den Bergischen Städten mit offenen Karten spielen und nicht in einen unproduktiven Wettbewerb um die Standortfrage treten. Wer jetzt in eine verbindliche – politische und finanzielle – Klärung eines Bundesliga-tauglichen Standortes eintritt, muss sicher sein können, dass es dann auch wirklich zur Realisierung des Hallenprojektes kommt“, sind sich die beiden Stadtspitzen einig.
Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind betonte, die enge Abstimmung mit Solingen biete auch die Chance, der Zusammenarbeit der bergischen Städte eine neue Qualität zu geben und diese weiter zu intensivieren. Auf Wuppertal bezogen machte der Oberbürgermeister deutlich, dass der aktuell für eine Arena geprüfte, aber für ungeeignet gefundene Standort ehemaliger Wicküler Park für die Stadt weiter ein wichtiger Entwicklungsschwerpunkt sei. Die Stadt werde gemeinsam mit dem Eigner weiter nach tragfähigen Lösungen für diesen in der Talachse wichtigen Standort suchen.