Start Aktuelles Altes Werkzeug und starke Emotionen: Objekte voller Leben bei NEANDERARTgroup

Altes Werkzeug und starke Emotionen: Objekte voller Leben bei NEANDERARTgroup

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Hans-Peter Wehage verwandelt altes Metall in neue Objekte. Schnell werden aus Blechen, Flügelschrauben und Rohrzangen tierische und menschliche Skulpturen. (Foto: © Martina Hörle)
Hans-Peter Wehage verwandelt altes Metall in neue Objekte. Schnell werden aus Blechen, Flügelschrauben und Rohrzangen tierische und menschliche Skulpturen. (Foto: © Martina Hörle)
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SOLINGEN (mh) – Seit kurzem stellen in der City-Art-Galerie O1 (Clemens-Galerien) zwei weitere Künstler der NEANDERARTgroup ihre Werke aus. Die Künstlergruppe (derzeit rund 30 Mitglieder) vertritt als freie Künstlergruppe das Interesse von Kunst- und Kulturschaffenden im Kreis Mettmann und darüber hinaus. In wechselnder Besetzung präsentieren die Künstler einen Querschnitt durch die Welt ihrer Kunst.

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Altes Metall – neues Objekt

Hans-Peter Wehage (*1971 in Münster), wohnhaft in Ratingen, schweißt aus alten Werkzeugen, Autoersatzteilen, Gartengeräten, Blechen faszinierende tierische oder menschliche Skulpturen. Flügelschrauben, Zahnräder und Vierkantschlüssel erwachen als Gecko zu neuem Leben. Rund 70 – 80 Teile sind hier verarbeitet. Zylinderlaufbüchsen von einem Borgward verwandeln sich zusammen mit Hufeisen, Rohren, Boccia-Kugeln und Flügelschrauben in die Schildkröte Dorothee. Der Tank eines alten Motorrades wird zum Brustkörper einer Gans, aus Rohrzangen entwickeln sich Papageien.

Von der Rohrzange zum Papagei

Seit rund 20 Jahren befasst sich Wehage, im Berufsleben Kfz-Sachverständiger, mit dieser künstlerischen Tätigkeit. „Meine Mutter war Kunst- und Englischlehrerin“, erzählt Wehage. Daher ist er künstlerisch vorbelastet. Das handwerkliche Geschick erwarb er während der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Die ersten Skulpturen entstanden 1994 aus einem größeren Restposten an Reparaturblechen. Mittlerweile hat sich der Künstler ein etwa 30 m² großes Freiluftatelier eingerichtet. Hier ist Platz für Schraubenschlüssel, Gitterboxen mit gesammelten Materialien und, nicht zu vergessen, das Schweißgerät. Manchen seiner Objekte verleiht Hans-Peter Wehage mit Hilfe von Graffitifarben ein buntes Äußeres. „Die Graffitifarben sind dafür konzipiert, auf allen Untergründen zu halten“, erklärt er. Weil sie teilweise etwas matt wirken, trägt Wehage später noch eine Schicht Klarlack auf.

Dieser Gecko besteht aus etwa 70 – 80 Teilen. Sein buntes Äußeres hat er mit Hilfe von Graffitifarbe bekommen. (Foto: © Martina Hörle)
Dieser Gecko besteht aus etwa 70 – 80 Teilen. Sein buntes Äußeres hat er mit Hilfe von Graffitifarbe bekommen. (Foto: © Martina Hörle)

Der Skulpteur arbeitet nach zwei verschiedenen Methoden: Entweder findet er Material und überlegt sich, was daraus werden könnte, oder es soll ein bestimmtes Objekt entstehen. Dann macht sich Hans-Peter Wehage anhand von Fotos und Recherchen kundig, was er berücksichtigen muss, um ein möglichst realistisches Werk zu erstellen. „Dabei mache ich manches Mal ganz interessante Erfahrungen“, schildert er. „Wie viele Gelenke hat das Bein von einem Skorpion? Haben Spinnen an allen Beinen die gleiche Anzahl von Gelenken?“

Neben den Skulpturen kreiert der Kfz-Fachmann Alltagsgegenstände, wie beispielsweise Lampen oder Tische. Als Fuß für den Tisch in der Ausstellung dient eine alte Kurbelwelle aus einem Auto. Jedes Teil ist ein Unikat. Die verwendeten Werkzeuge versucht Wehage so weit wie möglich in der unveränderten Form zu verarbeiten. „Sonst ist das Ursprüngliche nicht mehr vorhanden.“ Seine Website hat Wehage nach dem Schmelzpunkt von Eisen benannt.

Emotionsstarke Gesichter

Antje Peters zeigt in ihrer Serie „Emotionen“ sieben unglaublich ausdrucksstarke Gesichter. Jedes Gesicht steht für eine andere Art der Emotionen. Verstärkt wird das Ganze durch den gezielten Einsatz bestimmter Farbgebungen. Das Entsetzen zeigt sich im Gesicht einer jungen Frau im Schockzustand. Das Grau kommt langsam in ihre Welt, vermischt sich mit dem bisherigen Leben. Der karibisch blaue Himmel, im Vordergrund eine Frau mit strahlendem Lachen – die pure Lebensfreude. Das Lachen erreicht die Augen. Ein anderes Werk ist sehr dunkel gehalten: „Mona: Gepanzerte Leere“. Es ist das Bild einer Frau, die drei Wochen zuvor eine ihrer Zwillingstöchter verloren hat. Sie selbst nannte es den ersten Versuch eines Lächelns.

Malerin Antje Peters zeigt in ihrer Emotionsserie in sieben Werken Gesichter mit außerordentlich starker Ausdruckskraft. Für die Emotionen „Wut“ und „Trauer“ hat sie selbst Modell gestanden. (Foto: © Martina Hörle)
Malerin Antje Peters zeigt in ihrer Emotionsserie in sieben Werken Gesichter mit außerordentlich starker Ausdruckskraft. Für die Emotionen „Wut“ und „Trauer“ hat sie selbst Modell gestanden. (Foto: © Martina Hörle)

Für dieses Projekt hatte Peters auf ihrer Website einen Aufruf gestartet mit der Bitte um Fotos mit eindeutigen Emotionen. Diese Fotos wurden von ihr in Bilder umgesetzt. In einigen Fällen hatte sie Bekannte um Unterstützung gebeten. Sie sollten verschiedene Emotionen nachstellen und dabei möglichst natürlich wirken. Kein leichtes Unterfangen, doch in zwei Fällen führte es zu unerwartetem Erfolg. Nach ehrmaligen vergeblichen Versuchen zeigte eines der Modelle einen absolut gelangweilten Ausdruck, das andere sah deutlich genervt aus. Im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt und Peters hatte, was sie brauchte. Für die „Wut“ und die „Trauer“ stellte sie sich selbst vor die Kamera. Für die „Wut“ hatte sich schnell ein Käufer gefunden. „Das ist für mich die pure Energie.“

Emotionsreihe mit open end

Die Emotionsreihe hat ein open end. Den Aufruf hat Antje Peters nach wie vor auf ihrer Seite veröffentlicht. Wer mag, kann sich gerne mit ihr in Verbindung setzen. Alle Exemplare sind in Acryl auf Leinwand in einer Größe von 80 x 100 cm im Querformat.

Neben Acryl malt die Künstlerin in Öl oder mit Pastellkreide auf alten Zeitungen. Dabei arbeitet Antje Peters ausschließlich figurativ. 150 x 110 cm ist ihr ausgesprochenes Lieblingsformat, doch sie erstellt auch kleinere Werke in Tusche mit Acryl zum Mitnehmen. Als Motive dienen Fotos oder Objekte als Anschauungsmaterial. Andere zeigen Fantasiewesen, wie einen Mausmenschen oder den Schweinehund.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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