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Geflüchtete aus Syrien lernen das Einmaleins deutscher Verwaltungen

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Arbeiten im Rahmen des Projektes „Qualifizierung von syrischen Geflüchteten in deutschen Kommunalverwaltungen“ Hand in Hand: v.li. Isolde Aigner vom Stadtdienst Jugend, Mentor Wolfgang Flemm und Praktikantin Sawsan Mohammad. (Foto: © Bastian Glumm)
Arbeiten im Rahmen des Projektes „Qualifizierung von syrischen Geflüchteten in deutschen Kommunalverwaltungen“ Hand in Hand: v.li. Isolde Aigner vom Stadtdienst Jugend, Mentor Wolfgang Flemm und Praktikantin Sawsan Mohammad. (Foto: © Bastian Glumm)
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SOLINGEN (bgl) – Geflüchteten aus Syrien das Einmaleins in deutschen Rathäusern sowie der lokalen Politik vor Ort nahebringen – dahin zielt das Projekt „Qualifizierung von syrischen Geflüchteten in deutschen Kommunalverwaltungen“, das in einer zweiten Förderrunde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) aufgelegt und finanziert wurde und von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt durchgeführt wird. Fünf Kommunen wurden in ganz Deutschland für das Projekt ausgewählt.

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Fünf Praktikanten aus Syrien bei der Stadt Solingen

Insgesamt zwölf Personen nehmen daran teil, davon allein fünf in der Solinger Verwaltung. „Wir haben diese Praktika ausgeschrieben, als wir erfahren haben, dass wir den Zuschlag bekommen haben. Wir haben die Praktika in fünf verschiedenen Bereichen angeboten, so dass sich Interessierte nach Neigung bewerben konnten“, erläutert Caren Tuchel, Leiterin des Stadtdienst Integration, die gleichzeitig die Leitung des Qualifizierungsprojektes innehat.

Erfolgreich auf eine ausgeschrieben Praktikumsstelle beworben hat sich Sawsan Mohammad. Die 43-Jährige erreichte Solingen im Sommer 2016. In Syrien arbeitete die Mutter von vier Kindern als Mathematik- und Informatiklehrerin, das zuletzt sogar als stellvertretende Schulleiterin. Im Rahmen des Projektes ist sie seit Frühjahr dieses Jahres im Stadtdienst Jugend bei der Jugendförderung eingesetzt. Ihr Praktikum dauert ein ganzes Jahr und wird nach Mindestlohn bezahlt. In dieser Zeit wird sie eine ganze Reihe Abteilungen und Aktionen rund um die kommunale Jugendarbeit in Solingen kennenlernen.

Das Erlernte in Syrien zur Anwendung bringen

„Ziel der ganzen Maßnahme ist es auf der einen Seite, dass die Teilnehmenden Kenntnisse erwerben, wie man in einer deutschen Verwaltung arbeitet und man auch intern miteinander umgeht. Auf der anderen Seite soll vermittelt werden, wie eine Kommunalverwaltung eigentlich aufgebaut ist“, erklärt Caren Tuchel. Und diese erworbenen Kenntnisse sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer später in den Wiederaufbau ihres vom Bürgerkrieg verwüsteten Heimatlandes Syrien einbringen.

Dies kann beispielsweise so vonstattengehen, dass die Stadt Solingen eine Partnerkommune in Syrien beim Aufbau kommunaler Strukturen unterstützen könnte, sobald das Land befriedet ist. Deshalb sei ein Kontakt nach Syrien auch beispielsweise via Zoom und Skype möglich, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projektes müssten dafür nicht zurück in ihre Heimat. Gleichzeitig können die Teilnehmenden des Programms ihre Chancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt verbessern.

Praktikanten bekommen einen Mentor zur Seite gestellt

„Für mich war es sehr spannend, mit dem Jugendstadtrat zusammenzuarbeiten. Zudem war es sehr interessant, die Jugendlichen auf die Bundestagswahl mit vorzubereiten“, sagt Sawsan Mohammad. Im Sommer hat die Projekteilnehmerin beispielsweise 90 Jugendliche im Rahmen des Ferienangebotes der Kinder-Oase sowie des Spielmobils zur Bedeutung von Empowerment und Selbstwirksamkeit befragt. „Was mir besonders gefallen hat, das war die Meinungsfreiheit bei den Kindern. Die Kinder konnten selbst entscheiden, ob sie etwas erzählen wollen oder nicht. Kinder und Jugendliche sind hier sehr mutig“, so die 43-Jährige.

In Syrien sei das Bildungssystem gut organisiert gewesen, berichtet Sawsan Mohammad aus ihrer Erfahrung. Dennoch sei das, was sie im bisherigen Verlauf ihres Praktikums in Solingen erlebt hat, damit nicht vergleichbar. „Die Kinder hier in Deutschland werden viel mehr zur Eigenständigkeit erzogen“, erläutert sie. Wer am Projekt teilnimmt, bekommt eine Mentorin oder einen Mentor zur Seite gestellt. Dabei handelt es sich um ehrenamtliche Führungskräfte der Stadt Solingen, die bereits pensioniert bzw. in Rente sind. Für Sawsan Mohammad ist das Wolfgang Flemm, der viele Jahre als Leiter der Kindestagesstätte Fuhr beschäftigt war.

Qualifizierungspraktikum endet im März 2022

„Ich unterstütze sie, wo ich kann. Ich habe Sawsan unter anderem schon gezeigt, wie ein Kindergarten bei uns aufgebaut ist. Dann wollen wir zusammen in den Jugendhilfeausschuss und vielleicht auch mal in den ZuWi, um einfach mal die Strukturen aufzuzeigen“, macht Wolfgang Flemm deutlich, der Ansprechpartner für die gesamte Zeit des Praktikums ist. Sawsan Mohammad verfasst zudem Tätigkeitsberichte über das Erlernte und Erlebte, die sie an Wolfgang Flemm weiterleitet. „Wenn sich daraus Fragen ergeben, suchen wir gemeinsam nach Antworten“, erklärt der erfahrene Mentor.

„Wir brauchen ja immer mal wieder Türöffner, um an bestimmte Zielgruppen zu kommen. Und da ist es für mich ein echtes Geschenk, dass sie diese Funktion übernommen hat bei Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund. Natürlich sehe ich sie nicht nur dort, aber das war eine riesige Unterstützung“, sagt Isolde Aigner vom Stadtdienst Jugend. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Yvonne Enders kümmert sie sich um die Einsatzmöglichkeiten der Praktikantin. Für Sawsan Mohammad begann das Qualifizierungspraktikum am 1. April dieses Jahres und wird Ende März 2022 beendet sein.

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

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