SOLINGEN (bgl) – Der Einsatz des OP-Roboter-Systems „DaVinci“ bringt für den Patienten eine ganze Reihe medizinischer Vorteile mit sich, betonen die Verantwortlichen im Solinger Klinikum. Im Haus an der Gotenstraße ist ein derartiges Operationssystem seit Frühjahr 2022 im Einsatz. Kosten: Rund zwei Millionen Euro (wir berichteten hier). Wer damit operiert wird, merke jedoch einen direkten Unterschied zu einer „klassischen“ Operation nicht unmittelbar. Ganz anders sieht es im Team von Ärzten und dem Pflegefachpersonal aus. Die Spezialisten müssen sich auf ganz neue Abläufe und Umstände im Operationssaal einstellen. Das gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Anästhesie, die in speziellen Trainings für die neuen Herausforderungen geschult wurden.
Große Umstellung für das gesamte OP-Team
„Es ist in der Tat eine große Umstellung, in den OP kommt mit dem OP-Roboter ein großes Gerät dazu, wir müssen uns also mit unseren Narkosegeräten ganz anders aufstellen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Standl, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Operative Intensiv- und Palliativmedizin. Die Vorbereitung auf die Narkose des Patienten bei der „Robotic Surgery“ unterscheidet sich zunächst nicht von anderen Operationen. Ein erster Unterschied zu einem „normalen“ laparoskopischen Eingriff (sog. Schlüssellochchirurgie) ist die Lagerung der zu operierenden Person.
Die Patienten werden bei operativen Eingriffen mit dem „DaVinci“ häufig in einer Kopftieflage gelagert. „Seine Stärken spielt das System ja in den engen Beckenbereichen aus, die der Operateur dann natürlich gerne höher gelagert haben möchte, so dass der Kopf eher nach unten liegt und die Arme angelegt sind“, zeigt Thomas Standl auf. Dabei muss von der Anästhesie zudem strikt darauf geachtet werden, dass der Patient selbstverständlich keine Lagerungsschäden davonträgt. Ganz besondere Aufmerksamkeit bedürfen hier Patientinnen und Patienten mit Durchblutungsstörungen oder Diabetes mellitus.
Druckschäden an Haut und Nerven vermeiden
Prof. Dr. Standl: „Diese Patienten sind stärker gefährdet, nach einer langen Operation Nervenschäden davonzutragen, weshalb wir hier sehr viel Sorgfalt walten lassen müssen.“ Um Druckschäden an Haut und Nerven zu vermeiden, werden die entsprechenden Körperstellen gründlich unterpolstert.
Aufgrund der angelegten Arme kann der Anästhesist keine Venenverweilkanülen im Arm setzen, weshalb man auch bei den gesünderen Patienten das Monitoring etwas ausweitet. „Deshalb wählen wir in diesen Fällen den zentralen Zugang über die Halsvene, der für uns während des Eingriffes gut erreichbar bleibt“, macht der Chefarzt deutlich. Bei einem „invasiven Monitoring“ wird der Blutdruck des Patienten in der Armarterie gemessen.
Relative Dunkelheit während der Operation
Auch an eine relative Dunkelheit während der Operation müssen sich die Anästhesistinnen und Anästhesisten bei einem Eingriff mit dem OP-Roboter-System gewöhnen. „Der Operateur sitzt an seiner Konsole und sehr Vieles findet über die Bildschirme statt. Man hat eine gewisse Distanz zum Patienten, weshalb unsere Monitore sehr gut ausgeleuchtet sein müssen“, sagt Prof. Dr. Standl. Im Klinikum sind sämtliche Monitoring- und Überwachungsgeräte so ausgestattet, dass die Arbeit der Anästhesisten auch bei relativer Dunkelheit problemlos möglich ist.
Die Kommunikation mit dem Operateur findet derweil über Lautsprecher statt. „Bei jeder Operation, ob nun mit oder ohne OP-Roboter, ist die Kommunikation zwischen OP-Pflege, OTAs, Anästhesie-Pflege, Operateur und Anästhesist außerordentlich wichtig. Nur wenn man vernünftig kommuniziert, können Probleme rechtzeitig erkannt und besprochen werden“, so Prof. Dr. Thomas Standl weiter.
Anästhesie: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gründlich geschult
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflege- sowie im ärztlichen Dienst der Klinik für Anästhesie, Operative Intensiv- und Palliativmedizin wurden mit speziellen Trainings sowie einer Einführungsveranstaltung für die neue Arbeitssituation im Operationssaal geschult. Geübt wurde auch an einem Dummy. Zudem hospitierten Kolleginnen und Kollegen in Häusern, wo das OP-Roboter-System bereits erfolgreich genutzt wird. „Insgesamt haben wir uns alle sehr gut vorbereitet“, resümiert Prof. Dr. Thomas Standl.