Start Aktuelles Waschhaus Weegerhof: Traditionelle Drucktechniken als immaterielles Kulturerbe

Waschhaus Weegerhof: Traditionelle Drucktechniken als immaterielles Kulturerbe

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SBV-Vorstandsmitglied Manfred Krause begrüßte am vergangenen Samstag Künstlerinnen und Gäste zur Vernissage „Print’z 3 – Inspiration Druckgrafik“ im Waschhaus Weegerhof. Dagmar Thiemler (Mitte) als Moderatorin im Künstlergespräch mit den drei Künstlerinnen. (Foto: © Martina Hörle)
SBV-Vorstandsmitglied Manfred Krause begrüßte am vergangenen Samstag Künstlerinnen und Gäste zur Vernissage „Print’z 3 – Inspiration Druckgrafik“ im Waschhaus Weegerhof. Dagmar Thiemler (Mitte) als Moderatorin im Künstlergespräch mit den drei Künstlerinnen. (Foto: © Martina Hörle)
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SOLINGEN (mh) – Eine Frau rollt sich auf dem Boden aus einer Rolle Stoff heraus. Eine andere zieht unaufhörlich riesige Tücher aus einem großen Sack. Dann stehen beide da, jede mit einem der Riesentücher in der Hand, betrachten es ratlos von allen Seiten. Wie bekommt man solch ein Wäscheteil gefaltet? „Wäschefalten“ heißt auch die Performance von Annette Schulze Lohoff und Hannelore Nierhoff. Präsentiert wurde sie im Rahmen der Vernissage „Print’z 3 – Inspiration Drucktechnik“, die seit letztem Samstag im Museum Waschhaus Weegerhof zu sehen ist. Die in Münster geborene Schulze Lohoff und die aus Thüringen stammende Nierhoff arbeiten schon sehr lange miteinander. Die Künstlerinnen entwickeln ihre Darbietungen selbst. Jede Performance entsteht immer wieder neu. Sie wird nicht wiederholt, sondern bleibt einzigartig.

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Performance „Wäschefalten“ zur Vernissage im Waschhaus

Manfred Krause, nebenamtliches Vorstandsmitglied Spar- und Bauverein Solingen eG, begrüßte Gäste und Künstlerinnen zur Eröffnung. „Unser Waschhaus ist ein kleines Schmuckstück“, sagte er stolz. „Wir sind einzigartig hier in Deutschland.“ Vor 15 Jahren hatte man sich entschieden, das Gebäude nicht abzureißen, sondern zu erhalten, um es nicht nur als Museum, sondern ebenfalls als kulturellen Veranstaltungsort zu nutzen.

Auch Ulla Riedel, Tati Strombach-Becher und Teresa Woyciechowska waren von diesen Räumen gleich fasziniert. Im Rahmen der Ausstellung führte Dagmar Thiemler vom Industriemuseum LVR ein Gespräch mit den drei Künstlerinnen.

Dagmar Thiemler vom Industriemuseum LVR führte im Rahmen der Ausstellung ein Gespräch mit Tati Strombach-Becher, Teresa Woyciechowska und Ulla Riedel (v. li.). (Foto: © Martina Hörle)
Dagmar Thiemler vom Industriemuseum LVR führte im Rahmen der Ausstellung ein Gespräch mit Tati Strombach-Becher, Teresa Woyciechowska und Ulla Riedel (v. li.). (Foto: © Martina Hörle)

„Ich kenne aus meiner Kindheit ein Waschhaus in Berlin“, so Ulla Riedel. Als Kind war sie immer total begeistert, wenn die Wäsche beim Trockenpusten ganz hoch flog. Hier begeisterten sie die alten Maschinen, die in ihrer ganzen Pracht zu sehen sind. Auch Teresa Woyciechowska kennt das Waschhaus von früher. Doch die Trockenschränke inspirierten sie noch zu anderen Gedanken. „Mein Mann war Sänger“, erzählte sie. Wie alle Stars erlebte auch er, dass die weiblichen Fans gratulierten und Küsschen verteilten. So mancher Lippenstift blieb am Hemd. „Das habe ich ein bisschen aufgebauscht“, lachte Woyciechowska. Im Trockenraum gibt es einen Schrank voller Hemden mit Kussmündern.

Traditionelle Drucktechniken als immaterielles Kulturerbe

Tati Strombach-Becher war gleich von den Riesenbottichen im Waschraum angetan. „Ich habe mich bei meiner Arbeit vorwiegend mit dem rituellen Aspekt beschäftigt. Das Reinigungsritual ist ein immer wiederkehrender Vorgang. Mit den Händen wird das Wasser ausgewrungen, aber auch geschöpft.“ Und genau das zeigen ihre Arbeiten.

Mit ihrer Ausstellung „Print’z 3 – Inspiration Druckgrafik“ wollen die Künstlerinnen die traditionellen Drucktechniken pflegen und weiterentwickeln und auf diese Weise als lebendiges immaterielles Kulturerbe der UNESCO (seit 18. März 2018) würdigen. Obwohl zum Teil mit uralten Lithografie- und Radierpressen auf Papier und Stoff gedruckt, haben die Werke nichts Antiquiertes, sondern bestechen durch Schönheit, Inspiration und hohes handwerkliches Können.

Hannelore Nierhoff und Annette Schulze Lohoff bei ihrer Performance „Wäschefalten“. (Foto: © Martina Hörle)
Hannelore Nierhoff und Annette Schulze Lohoff bei ihrer Performance „Wäschefalten“. (Foto: © Martina Hörle)

Es ist die dritte Ausstellung in diesem Jahr zum Thema. „Wir nehmen mit unseren Arbeiten immer Bezug zu dem jeweiligen Ort“, erklärten die drei. „So werden die Werke authentisch.“ Die Ausstellung an solchen ungewöhnlichen Plätzen sehen sie als Herausforderung an, aber wesentlich spannender, als die Präsentation in einer Galerie.

Die Idee zu dieser Vernissage gab es schon lange, aber es fand sich zunächst kein geeigneter Raum. Ein großer Teil der Druckgrafiken entstand auf historischen Pressen in der Druckwerkstatt des Bundesverbandes bildender Künstler Bergisch Land. Intention der Künstlerinnen war es, mit diesen traditionellen Arbeiten an Orte der Industriekultur zu gehen. Auf diese Weise fand man auch zum Weegerhof und somit genau zu den gesuchten Räumen.

Ausstellung im Waschhaus bis 11. September

Möglichkeiten zum Besuch der Ausstellung gibt es am kommenden Sonntag, dem 4. September, von 11 – 13 Uhr. Die Finissage ist am darauf folgenden Sonntag, dem 11. September, von 14 – 17 Uhr. Die Mitmachaktion „Offene Druckwerkstatt“ und eine Führung durch das Waschhaus Weegerhof um 15 Uhr schließen die Ausstellung ab.

Ort der Veranstaltung:
Museum Waschhaus Weegerhof, Hermann-Meyer-Straße 28a, 42657 Solingen

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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