SOLINGEN (bgl) – „Das hier ist etwas anderes, als eine Sommerrodelbahn“. Mit diesen Worten und einem Augenzwinkern umschrieb Stadtdirektor Hartmut Hoferichter am Mittwochnachmittag das neu entwickelte technische Beförderungssystem, mit dem Techniker und Wartungsmitarbeiter in den mannshohen Röhren des Viehbachsammlers unterwegs sein werden. Dabei ist das Beispiel „Sommerrodelbahn“ durchaus nicht weit hergeholt. Man sitzt quasi ebenerdig auf einem Wagen, der an Seilen durch die Röhre gezogen wird. Ein Mann im Vehikel ist dann für die Steuerung zuständig. Anders als beim Freizeitgefährt geht das allerdings sehr viel langsamer vonstatten.
Viele Zugangsschächte eingespart
„Neben der Tatsache, dass man so begehbare Kanäle besser überwachen kann, haben wir hier ebenfalls den Vorteil, dass wir nicht alle paar Hundert Meter Zugangsschächte bauen mussten“, betonte Hartmut Hoferichter die Vorteile des innovativen Fortbewegungsmittel. Das MoBik, das mobile synchronisierte Windensystem zur Befahrung von begehbaren Kanälen, ist ein Prototyp und ein Gemeinschaftsprojekt. An der Entwicklung sind neben den Technischen Betrieben Solingen (TBS) unter anderem die Stadtwerke Essen sowie mehrere Privatunternehmen beteiligt.
Wagen werden per Kabel durch die Röhre gezogen
Kostenpunkt des MoBiK: Rund eine Millionen Euro. Aufgrund des Verzichts von zahlreichen Zugangsschächten spart die Stadt Solingen aber gleichzeitig mehrere Millionen Euro an Kosten ein. Einen guten Kilometer können Techniker und TBS-Mitarbeiter so im Röhrensystem des Viehbachsammlers unterwegs sein und Wartungsarbeiten durchführen. An zwei Einstiegspunkten befindet sich jeweils ein Windensystem mit Dieselaggregat, das die beiden in der Röhre befindlichen Wagen per Kabel zieht. Zum Einsatz kommen hier spezielle Kabel, die sowohl die Zugkraft übertragen als auch für die Datenübermittlung von den Wagen zur Windenstation Sorge tragen.
Baukosten und Personal im Wartungsfall eingespart
„Die Wagen wandern nicht im Rohr, da sie über keinen eigenen Antrieb verfügen“, erklärte TBS-Projektleiter Stefan Grotzki. Die beiden Fahrzeuge bleiben also stets in der Bahn und scheren nicht nach links oder rechts aus. Gespart hat man mit dieser innovativen Methode übrigens nicht nur bei den Baukosten. Es ist auch sehr viel weniger Personal notwendig, als wenn man die Röhren per Zugangsschächte würde warten müssen. In den Wagen befinden sich drei Personen und an den Winden zwei weitere Mitarbeiter. „Sonst wäre hier sehr viel mehr Manpower notwendig“, machte Grotzki deutlich.
Sollte das Windensystem ausfallen, können die Techniker die Wagen an den Kabeln selbst aus der Röhre herausziehen. Im Bedarfsfall können die beiden aneinander gekoppelten Wagen auch von oben vom Windensystem aus gesteuert werden. „Dieses System ist innovativ und läuft inzwischen einwandfrei. So etwas gab es bisher noch gar nicht“, sagte Stefan Grotzki nicht ohne Stolz.