Start Aktuelles Bernkastel-Kues: Mittelalterliche Mosel-Stadt und Weinparadies

Bernkastel-Kues: Mittelalterliche Mosel-Stadt und Weinparadies

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Blick von der Burg Landshut hinab ins Moseltal und auf Bernkastel-Kues: Eine wahrhaft romantische kleine Stadt mit viel mittelalterlichem Flair. (Foto: © Bastian Glumm)
Blick von der Burg Landshut hinab ins Moseltal und auf Bernkastel-Kues: Eine wahrhaft romantische kleine Stadt mit viel mittelalterlichem Flair. (Foto: © Bastian Glumm)

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Von Svitlana Piskova

An den Ufern der Mosel erstreckt sich eine wahrlich bezaubernde Landschaft, gespickt mit alten Fachwerkhäusern. Als wir einen Hügel hinaufstiegen und seinen Gipfel erreichten, wurden wir von der Schönheit des Ortes in den Bann gezogen, der fast schon wie in ein Märchen aus vergangenen Zeiten anmutet. Dieses märchenhafte Königreich trägt den Namen Bernkastel-Kues und ist die Perle der Mittelmosel. Die Stadt beeindruckt mit ihrer faszinierenden mittelalterlichen Architektur. Als ich Bilder im Internet sah, wusste ich sofort, dass ein Besuch dieser Stadt im Südwesten Deutschlands für das Wochenende ganz oben auf meiner Prioritätenliste stand.

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Rund zwei Stunden Fahrt nach Bernkastel-Kues

Die Fahrt von Solingen nach Bernkastel-Kues in Rheinland-Pfalz dauert mit dem Auto rund zwei Stunden. Wir starteten unseren Besuch mit einem Spaziergang durch die Straßen des pittoresken Städtchens, das vom Krieg weitestgehend verschont blieb. Wir hatten uns passend in Jeans und T-Shirts gekleidet, was sowohl angemessen als auch bequem für unsere Erkundungstour war. Dadurch konnten wir uns vollständig in den Geist des Mittelalters versetzen.

Kleine Gassen und alte Häuser findet man in Bernkastel-Kues an jeder Ecke. Die kleine Stadt wurde weitestgehend vom Krieg verschont und von der Moderne höchstens berührt. (Foto: © Bastian Glumm)
Kleine Gassen und alte Häuser findet man in Bernkastel-Kues an jeder Ecke. Die kleine Stadt wurde weitestgehend vom Krieg verschont und von der Moderne höchstens berührt. (Foto: © Bastian Glumm)

Das dachten wir zumindest. Natürlich machte es uns das moderne Erscheinungsbild des Ortes, das hier und da immer wieder auftauchte, etwas schwer, in die Welt des 15. Jahrhunderts einzutauchen, von der wir in Geschichten über glorreiche Feldzüge, ritterliche Turniere und prunkvolle Bälle gelesen hatten. Die blitzblanken Straßen passten nicht zum Bild des Mittelalters, in dem Gestank in der Luft lag, da täglich Schmutz aus den Fenstern der Häuser auf die Straßen geworfen wurde und Ratten unter unseren Füßen herumhuschten – eine Grundlage für Krankheiten. Selbst die Pest, die in ganz Europa wütete, verschonte die gemütliche kleine Stadt an der Mosel nicht. In den Jahren 1627 und 1641 wurde Bernkastel-Kues vom „Schwarzen Tod“ heimgesucht.

Marktplatz ist das Herzstück des alten Bernkastel-Kues

Der Marktplatz ist das Herzstück des historischen Zentrums, das sich in den letzten 300 Jahren kaum verändert hat. Dort befindet sich ein filigraner Brunnen, der dem Heiligen Michael gewidmet ist. Am Eingang des Rathauses im Stil der Spätrenaissance kann man sich vorstellen, wie es war, in jener Zeit Teil des Stadtleben gewesen zu sein. Für diejenigen, die ein ungebührliches Benehmen an den Tag legten, bestand die Strafe darin, mit Handschellen gefesselt am Boden zu sitzen, während die Bewohner nicht nur zusehen, sondern auch ein paar „sanfte“ Worte in ihre Richtung werfen können. Im Gegensatz zu meinen Freunden wollte ich nicht das Schicksal eines unglücklichen Diebes nachspielen und vermied es daher, eine derartig unangenehme Situation selbst auszuprobieren. Möglich ist das, der Pranger darf für Fotozwecke ausgetestet werden.

Das "Spitzhäuschen" ist eine der Visitenkarten der Stadt an der Mosel. Das Haus wird auf das Jahr 1416 datiert. (Foto: © Bastian Glumm)
Das „Spitzhäuschen“ ist eine der Visitenkarten der Stadt an der Mosel. Das Haus wird auf das Jahr 1416 datiert. (Foto: © Bastian Glumm)

Ein besonders auffälliges Gebäude, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Die einzigartige Architektur des „Spitzhäuschens“ mit seinen starken Eichenbalken stammt aus dem Jahr 1416 und ist ein herausragendes Beispiel für die Weinbauregion an der Mosel. Ich bin sicher, dass jeder Besucher sein Fotoalbum um dieses mittelalterliche Kunstwerk erweitern möchte. Das Gebäude hat aus zwei Gründen ein ungewöhnliches Erscheinungsbild: Zum einen wurde es so konstruiert, dass man problemlos durch die engen Gassen – auch mit hoch zu Ross oder mit einem Pferdegespann –  passieren konnten. Und zum anderen wurde die Grundsteuer im mittelalterlichen Deutschland anhand der Grundfläche berechnet (und diese ist hier übersichtlich). Genau wie andere Touristen haben wir auch einige Fotos von diesem Wahrzeichen der Stadt gemacht.

Was kann man außer Fotos und unvergesslichen Eindrücken aus Bernkastel-Kues mitnehmen? Natürlich eine Flasche Wein. Seit dem 14. Jahrhundert ist der Weinbau der wichtigste Wirtschaftszweig vor Ort. Der Legende nach erholte sich der schwer kranke Erzbischof von Trier im Jahr 1336 nach dem Genuss eines Glases Heilwein. Ob mein Glas Wein tatsächlich Heilkräfte besaß, würde sich später zeigen, aber ich konnte sofort spüren, wie sich der zarte und süße Geschmack entfaltete. Eine liebliche Gaumenfreude! Fast jedes Café in der Stadt bietet eine Weinverkostung für jeden Geschmack an und man kann auch eine Flasche Wein für unterwegs – oder zu Hause – kaufen.

Ruinen der mittelalterlichen Burg Landshut

Mich haben schon immer alte Gebäude fasziniert, die von interessanten und manchmal mysteriösen Geschichten durchzogen sind. Die Ruinen der mittelalterlichen Burg Landshut mögen zwar nicht von derartigen Legenden umrankt sein, aber wer weiß, was dort so alles im Laufe ihrer langen Geschichte geschehen ist. Darüber hinaus ist der Ort auf dem Berg bekannt für die Präsenz römischer Legionen, die hier einen Vorposten errichteten. Oder für die Intrigen der edlen Grafen von Bernkastel und den Erzbischöfen von Trier. Eine Zäsur in der Burggeschichte ist der große Brand vom 8. Januar 1692. Die schwer beschädigte Burg wurde danach nie wieder komplett aufgebaut.

Von dort oben sehen die Häuser sehen aus wie aus Pappe, die Autos wirken wie Spielzeug und die winzigen Menschen, die sich durch die Stadt bewegen, scheinen sehr weit weg zu sein. Wie auch immer die Geheimnisse jener historischen Gemäuer sein mögen: Der Ausblick von der Aussichtsplattform ist phänomenal und auf jeden Fall einen Besuch wert. Es ist jedoch dringend anzuraten, mit dem Auto oder dem Bus hinauf auf den Berg zu fahren, da die Entfernung zwischen der Stadt und der Burg größer ist, als man von unten vielleicht vermuten mag. Und der Aufstieg hat es in sich.

Die Burg Landshut ist ein Zeuge der Geschichte. Bereits die Römer unterhielten auf dem Berg einen Vorposten. Der Blick ins Moseltal ist spektakulär. (Foto: © Bastian Glumm)
Die Burg Landshut ist ein Zeuge der Geschichte. Bereits die Römer unterhielten auf dem Berg einen Vorposten. Der Blick ins Moseltal ist spektakulär. (Foto: © Bastian Glumm)

Als wir schließlich die kurvenreiche Straße zurück zum Ort hinunterfuhren, wurde mir doch sehr bewusst, dass meine Besichtigung der Burg ein vorzeitiges Ende genommen hätte, wenn ich es den römischen Legionären oder jenen mittelalterlichen Bewohnern der kleinen Feste gleichgetan hätte und zu Fuß gegangen wäre. Vor unserer Rückkehr nach Solingen, wollten wir noch dem Oldtimer- und Maschinenmuseum „Zylinderhaus“ einen Besuch abstatten. Besonders die jüngeren Mitglieder unserer Gruppe waren voller Bewunderung für die „coolen Autos“, die uns bereits auf der Hinfahrt in der Vulkaneifel vom Nürburgring entgegenkamen.

Es war bereits halb fünf und das Museum würde bald schließen, daher hatten wir nur noch eine halbe Stunde Zeit. Die beiden Jungs, die uns auf unserem Ausflug begleiteten, konnten netterweise auf eigene Faust eine Runde durchs Museum drehen. Und das sogar kostenlos so kurz vor Toresschluss. Ich bin zwar durchaus ein Auto-Enthusiast – auch wenn ich kein Experte für die Technik bin und es nicht schaffe, zwei Stockwerke eines Gebäudes in knapp 30 Minuten zu erkunden -, dennoch entschied ich mich, draußen zu warten und in einem Café neben dem Museum ein kühles Getränk zu bestellen.

Es gibt noch sehr viel über Bernkastel-Kues zu erzählen. Aber natürlich ist es am besten, selbst dorthin zu fahren und sich ein eigenes Bild zu machen. Egal zu welcher Jahreszeit man die romantische Stadt an der Mosel besucht, sie erinnert definitiv an eines jener Märchen, die uns in der Kindheit immer erzählt wurden. Deshalb sollte Bernkastel-Kues auf jeden Fall auf der Reiseliste stehen. Und während Sie Ihren Ausflug planen, um ganz viele positive Emotionen zu tanken, empfehle ich Ihnen, ein Glas fruchtigen Wein aus dem Moseltal zu probieren. Zum Wohl!

Zur Autorin

Svitlana Piskova wurde in Kropywnyzkyj in der Ukraine geboren. Die 43-Jährige studierte an der dortigen Universität Geschichte und später an der Uni in Kiew Journalismus. Als Journalistin arbeitete sie über zehn Jahre für Zeitungen in Kiew und Kropywnyzkyj. Seit April 2022 lebt sie in Solingen.

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