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Corona-Krise: Solingen zieht den Lockdown vor

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Auch in der Fußgängerzone in der Solinger Innenstadt gilt wegen der Corona-Pandemie derzeit Maskenpflicht. (Foto: © Bastian Glumm)
Auch in der Fußgängerzone in der Solinger Innenstadt gilt wegen der Corona-Pandemie derzeit Maskenpflicht. (Foto: © Bastian Glumm)

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SOLINGEN (bgl) – Der für Montag von Land und Bund angekündigte Corona-Lockdown wird in Solingen vorgezogen. Wie die Stadt Solingen auf einer Pressekonferenz im Theater und Konzerthaus am Freitag mitteilte, sei die Situation in der Klingenstadt derart dramatisch, dass man bereits am Samstag, 0 Uhr, die Schotten dicht und den Lockdown einleiten wird.

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„Die Gefahr für Solingen, NRW und Deutschland ist real. Deswegen müssen wir handeln. Die Lage in Solingen ist sehr ernst, weshalb wir die Maßnahmen vorziehen“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Ganz konkret bedeutet das, dass unter anderem Feierlichkeiten anlässlich von Halloween in Solingen untersagt werden. Ebenso bleiben sämtliche Festivitäten rund um St. Martin und auch Karneval verboten. Sport- und Freizeitangebote werden untersagt, die Schwimmbäder werden geschlossen. Zudem gelten ab Samstag wieder strengere Kontaktregeln. Der ÖPNV in Solingen soll dagegen nicht reduziert werden, gastronomische Angebote sollen wie ursprünglich angekündigt erst am Montag runterfahren.

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Bethanien: Insgesamt rund 18.000 Testungen

Wie ernst die Lage wirklich ist, verdeutlichte Prof. Dr. Winfried Randerath, Chefarzt der Lungenfachklinik Bethanien in Aufderhöhe. Dort werden derzeit zehn Covid-Patienten auf der Intensivstation behandelt, drei davon werden beatmet. Drei weitere Patienten befinden sich „am Rande der Beatmung“, so Randerath. 25 Patienten mit Symptomen werden auf der Infektionsstation des Krankenhauses behandelt. „Wir haben eine weitere Station vorbereitet, auf der rund zehn Patienten liegen, wo der Verdacht auf eine Infektion besteht“, so Randerath weiter.

Prof. Dr. Winfried J. Randerath ist Chefarzt der Lungen-Fachklinik Bethanien in Aufderhöhe. (Foto: © Bastian Glumm)
Prof. Dr. Winfried J. Randerath ist Chefarzt der Lungen-Fachklinik Bethanien in Aufderhöhe. (Foto: © Bastian Glumm)

Seit Beginn der Corona-Krise hat man in Bethanien rund 18.000 Testungen durchgeführt, davon allein in der vergangenen Woche 1.800. Derzeit werden zwischen 200 und 500 Testungen täglich durchgeführt. Rund drei Prozent der Tests seien positiv, „in den vergangenen Tagen konnten wir einen deutlichen Anstieg feststellen, so dass inzwischen rund zehn Prozent der Testungen positiv sind“, erläuterte Prof. Dr. Winfried Randerath.

Längst seien nicht mehr nur ältere Semester für eine Infektion mit schwerem Krankheitsverlauf anfällig: „Es ist keineswegs nur eine Krankheit der alten Menschen, wir hatten zuletzt Patienten im Alter von um die 35 Jahre auf der Intensivstation“, betonte Randerath. Die therapeutischen Maßnahmen im Falle einer Infektion seien begrenzt, Medikamente würden demnach vor allem eingesetzt, um den Krankheitsverlauf zu begünstigen. „Das Beste was wir tun können, ist die Vermeidung der Infektion“, machte der Chefarzt der Klinik Bethanien deutlich.

Infektionsstation im Klinikum voll belegt

Die Infektionsstation im Klinikum mit ihren elf Betten ist voll belegt, berichtete Prof. Dr. Thomas Standl, Medizinischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums. Aufgrund der zuletzt stark angestiegenen Covid-Fälle greife man auf das System der „Kohortierung“ zurück: „Wir müssen jetzt in den Einzelbettzimmern einen zweiten Patienten aufnehmen“, betonte Standl.

Das Klinikum bekommt in Kürze für sein Labor ein zweites Testgerät, ab Montag seien dann auch so genannte Antigen-Schnelltests möglich. Diese seien zwar nicht so zuverlässig wie die PCR-Tests, man bekomme jedoch sehr kurzfristig ein Ergebnis. „Seit letzter Woche haben wir eine zusätzliche Station vom Netz genommen und für Quarantäne und positiv getestete Patienten ausgewiesen“, sagte Prof. Dr. Thomas Standl.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach auf der Corona-Pressekonferenz der Stadt Solingen im Theater und Konzerthaus. (Screenshot: Stadt Solingen)
Oberbürgermeister Tim Kurzbach auf der Corona-Pressekonferenz der Stadt Solingen im Theater und Konzerthaus. (Screenshot: Stadt Solingen)

Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr gestellt

Das Gesundheitsamt der Stadt Solingen wird personell aufstocken und benötigt deutlich mehr Personal, um die Krise zu bewältigen. Aus diesem Grunde hat die Stadt Solingen aktuell ein Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr gestellt. Die Soldaten könnten beispielsweise bei der Verfolgung von Infektionsketten an den Telefonen der Recherche-Teams eingesetzt werden. 55 Neuanstellungen plant die Stadt zudem für das Gesundheitsamt, alles in allem sollen so insgesamt 100 zusätzliche Kräfte zum Einsatz kommen können.

Aus den Erfahrungen aus der Krise habe man auch für Solingens Schulen gelernt: „Ab kommenden Mittwoch werden wir die Kurse und Gruppen der weiterführenden Schulen trennen, damit wir im Falle einer Infektion nicht immer eine ganze Klasse in Quarantäne schicken müssen“, sagte Oberbürgermeister Tim Kurzbach.

Ab Samstag, 0 Uhr, sollen dann auch in Solingen die Kontakte auf ein Mindestmaß reduziert werden. Personen aus maximal zwei Haushalten dürfen sich treffen, das immer mit maximal zehn Personen. „Der Kontakt in der Familie ist unabdingbar, niemand will das unterbrechen, aber mehr als zwei Familien sollten es dann doch nicht sein. Wir müssen alles tun, um diese Kurve in Solingen zu brechen“, machte Kurzbach deutlich.

Maskenpflicht wird strenger kontrolliert

Ordnungsdezernent Jan Welzel unterstrich, dass die Maskenpflicht ab sofort noch strenger kontrolliert und bei Nichtbeachten der Regeln auch sanktioniert werden soll. Mit der Polizei arbeite der Stadtdienst Ordnung sehr eng zusammen, ein Amtshilfeersuchen wurde positiv beschieden.

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Link zum Sonderamtsblatt der Stadt Solingen

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

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