SOLINGEN (mh) – Anlässlich des Internationalen Tages „Nein zu Gewalt gegen Frauen“ am Freitag stellt die Frauenberatungsstelle Solingen in einer Aktionswoche seit Montag das Projekt der anonymen Spurensicherung nach sexualisierter Gewalt in mehreren öffentlichen Einrichtungen vor. Durch die UN Vollversammlung wurde der 25. November zum Welttag „Internationalen Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ ausgerufen und im Jahr 2000 zum ersten Mal begangen.
Nein zu Gewalt gegen Frauen
Mit der Aktionswoche will Solingen ein Zeichen gegen Gewalt setzen, um die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Gewalt gegen Frauen und Mädchen – das darf kein Tabu-Thema mehr sein. Leider sei diese Form der Gewalt nach wie vor Alltag für viele Betroffene. Sie ruft beim Opfer körperliche und seelische Verletzungen hervor. Viele verstecken sich aus Scham oder Angst und müssen oftmals erst eine große Hemmschwelle überwinden, bevor sie sich jemandem anvertrauen. Umso wichtiger ist es für sie zu wissen, an wen sie sich wenden können.
Das Solinger Klinikum arbeitet hier eng mit der Frauenberatungsstelle und der Rechtsmedizin der Universität Düsseldorf zusammen. Dort werden nicht nur die gemachten Fotos sowie die weiteren Untersuchungsergebnisse für zehn Jahre archiviert. Auch hat die Düsseldorfer Uni Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Disziplinen des Klinikums weitergebildet, die als Ansprechpartner für betroffene Personen (meist Frauen) fungieren. Jede Abteilung des Hauses, die damit konfrontiert werden kann, hat einen festen Ansprechpartner. Dazu gehören die Zentrale Notfallambulanz (ZNA), die Gynäkologie, die Urologie sowie die allgemeine und die Unfallchirurgie.
Klinikum und Frauenberatungsstelle arbeiten zusammen
Das Projekt der Anonymen Spurensicherung bietet Frauen seit drei Jahren die Möglichkeit, im Klinikum Solingen nach sexuellen Übergriffen die Spuren der Tat anonym sichern zu lassen. Die Betroffenen können sich in der ZNA des Klinikums vorstellen, brauchen ihren Namen aber nicht zu nennen. Die Mitarbeiter wissen dann, dass eine Datenerfassung nicht zwingend notwendig ist. Die Frauen werden schnellstmöglich zu einem Arzt weitergeleitet, der sie neben der Untersuchung auch beraten wird. Die festgestellten Spuren können bis zu zehn Jahre später noch abgerufen und für ein Strafverfahren verwendet werden.
„Diese Möglichkeit verschafft den Frauen erst einmal Zeit. Sie können sich dann in Ruhe bei uns beraten lassen, wie es für sie weitergehen soll“, sagt Sandra Steverding von der Frauenberatungsstelle. „Niemand wird gezwungen, das Geschehene zur Anzeige zu bringen. Denn das überfordert die Betroffenen häufig maximal. In solchen Fällen lassen wir uns den Tathergang erzählen. Auch wenn keine Spuren gesichert werden können, heißt das ja nicht, dass die Tat nicht geschehen ist.“
Comic-Ausstellung erklärt Spurensicherung
In sechs unterschiedlichen Institutionen werden Bilder, die die anonyme Spurensicherung nach sexualisierter Gewalt in Comicform erklären, ausgestellt. Diese Form der Darstellung eignet sich auch für Frauen mit sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten. „Die Bilder sollen das abstrakte Verfahren den Menschen verständlicher machen und eine breite Öffentlichkeit über diese Möglichkeit hier in Solingen informieren“, erklärt Beate Schwemin, die wie Sandra Steverding ebenfalls bei der Frauenberatungsstelle tätig ist.
Die Mitarbeiterinnen der Bereatungsstelle stehen Frauen für Fragen, Austausch und einen direkten Kontakt persönlich zur Verfügung (Kontakt s. unten). Neben der Frauenberatungsstelle sind an der Ausstellung auch die Stadt Solingen, das Städtische Klinikum, die Stadt-Sparkasse Solingen am Hofgarten und in Ohligs, die Volkshochschule und das Altenzentrum Gerhard-Berting-Haus beteiligt.
Mehrere Kooperationspartner in Solingen
Das landesfinanzierte Projekt wurde von der Frauenberatungsstelle Solingen 2019 in Kooperation mit dem städtischen Klinikum, der Rechtsmedizin Düsseldorf und der Gleichstellungsstelle der Stadt Solingen initiiert. Letzteres zeigt die Bilder ausschließlich im Mitarbeiterbereich. Für die Bewohner ist die Ausstellung nicht zugänglich, um bei den älteren Menschen keine belastenden Erinnerungen hervorzurufen.
Kontakte
Unterstützen, stärken, begleiten durch Beratung:
Frauenberatungsstelle Solingen
Telefon 0212 – 5 54 70
www.frauenberatung-sg.de
Ansprechpartnerinnen: Beate Schwemin, Sandra Steverding
Medizinische Versorgung, anonyme Beweissicherung:
Städtisches Klinikum Solingen
Zentrale Notfallambulanz (ZNA)
Telefon 0212 – 547 2110