Start Aktuelles Hasseldelle: Angeklagte (28) wollte mit Sohn vor den Zug springen

Hasseldelle: Angeklagte (28) wollte mit Sohn vor den Zug springen

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Die angeklagte Solingerin (28) schweigt zu den Mordvorwürfen. Sie soll im September 2020 fünf ihrer sechs Kinder ermordet haben. (Foto: © Bergische Blaulichtnews/Oelbermann)
Die angeklagte Solingerin (28) schweigt zu den Mordvorwürfen. Sie soll im September 2020 fünf ihrer sechs Kinder ermordet haben. (Foto: © Bergische Blaulichtnews/Oelbermann)

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WUPPERTAL (bgl) – Für die 28-jährige Solingerin, die sich derzeit vor dem Landgericht Wuppertal des Vorwurfs der Tötung fünf ihrer sechs Kinder erwehren muss, wird die Luft auf der Anklagebank zunehmend dünner. Klang ihre Geschichte, dass ein ominöser schwarz gekleideter Mann mit weißen Handschuhen an jenem 3. September 2020 in die Wohnung an der Hasselstraße eindrang und für die Tötung der fünf jüngsten Kinder verantwortlich gewesen sei, von Anfang an abstrus, verdichten sich jetzt die Hinweise, dass sie am Tattag sehr wohl ganz allein für diese Tragödie verantwortlich gewesen sein könnte.

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„Sowas sagt man nicht am Telefon“

Ebenfalls behauptete die Angeklagte gegenüber Gutachtern, dass sie sich im Düsseldorfer Hauptbahnhof am Tattag nicht in suizidaler Absicht vor einen Zug geworfen habe. Es habe sich vielmehr um einen Unfall gehandelt, am Gleis sei sie gestolpert und vor den Zug gefallen. Am Mittwoch war es beim Fortsetzungstermin der Verhandlung im Landgericht Wuppertal ihr eigener Sohn, der diese Version deutlich den Wind aus den Segeln nahm. Freilich musste der Elfjährige nicht persönlich vor der Kammer im Zeugenstand aussagen. Es wurden Protokolle von Aussagen verlesen, die der Junge einige Zeit nach dem 3. September 2020 gegenüber der Polizei machte.

Demnach hat das älteste Kind der Angeklagten am Morgen des Tattags die Wohnung allein verlassen und sich auf den Weg zur Schule gemacht. Dort wurde er, wie berichtet, unter dem Vorwand aus dem Unterricht geholt, dass er einen Termin beim Zahnarzt wahrnehmen müsse. Am Rathaus traf er schließlich seine Mutter. Diese habe ihm erklärt, dass seine fünf Geschwister in einem Taxi gesessen haben sollen. Anschließend sei ein LKW in das Taxi gefahren, dabei seien alle Kinder gestorben. Der Junge wollte daraufhin die Oma in Mönchengladbach anrufen, was die Mutter mit den Worten „Sowas sagt man nicht am Telefon“ verbot.

Angeklagte stellte ihren Sohn vor die Wahl

Schließlich fuhren Sohn und Mutter mit dem Bus nach Wuppertal-Vohwinkel. Dort bestiegen beide die S-Bahn Richtung Venlo. Während der Fahrt übergab die Angeklagte dem Jungen seine Krankenkarte. Sie habe ihm dann gesagt, dass sie sich vor einen Zug werfen wolle. Sie habe ihn gefragt, ob er das nicht mit ihr zusammen machen wolle, was der Junge verneinte. Dieser habe sogar noch versucht, seine Mutter im Zug zu halten, sie stieg jedoch in Düsseldorf aus. Der Junge fuhr nach Mönchengladbach weiter. Anschließend warf sich die 28-Jährige vor eine einfahrende S-Bahn und überlebte schwer verletzt.

Anfang der Woche präsentierte die Kammer Whattsapp-Nachrichten, die die Angeklagte am Tattag mit ihrem Ehemann ausgetauscht hat. Da dieser sich in seinem Profilbild küssend mit einer anderen Frau zeigte, entbrannte ein heftiger Streit. Dieser gipfelte schließlich in einer Aussage, dass sie ohne ihn nicht leben könne, die Kinder schon „oben“ seien und die Angeklagte dorthin ebenfalls folgen würde. Ihr Ehemann wollte das nicht glauben, sie betonte jedoch, dass die Kinder bereits tot seien.

Vorsitzender wendet sich direkt an die Angeklagte

Zu alledem schweigt die angeklagte Solingerin ungebrochen. Daraufhin sprach der Vorsitzende Richter der 1. Schwurgerichtskammer, Jochen Kötter, am Mittwoch die Angeklagte direkt an. Sie solle sich doch überlegen, ob sie bis ins hohe Alter mit einer „Lebenslüge“ leben wolle. Noch habe sie die Möglichkeit, mit einer Aussage Einfluss auf den Prozess und somit auf die Urteilsfindung zu nehmen. „Danach haben Sie die Chance vertan. Es gibt viele Zweifel an der Geschichte, insbesondere für die Staatsanwaltschaft. Eine Persönlichkeitsstörung gibt es nach Aussagen der Gutachter nicht. Gehen Sie in sich und sprechen sie mit ihren Verteidigern“, so der Vorsitzende in Richtung Angeklagte, die diese Ansprache nickend zur Kenntnis nahm.

Die Verhandlung wird kommende Woche Mittwoch fortgesetzt. Die Kammer setzte weitere Verhandlungstage an, so dass mit einem Urteilsspruch nicht vor Ende September gerechnet wird. Wir werden weiter berichten.

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

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