SOLINGEN (red) – Mit vier Veranstaltungen werden jetzt auch in Solingen die Opfer des Nationalsozialismus gewürdigt. Der 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. An diesem Tag wurde 1945 das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz befreit. 60 Jahre später wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen auch zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt.
Lesung mit Claudia Gahrke im VHS-Forum
„Die Nazis kannten meinen Namen“: Unter diesem Titel liest Claudia Gahrke aus den Erinnerungen Magda Hellingers, die das KZ Auschwitz überlebte. Musikalisch begleitet von Julian Müller erzählt die Schauspielerin am Freitag, 27. Januar, um 19 Uhr im VHS-Forum an der Mummstraße von der mutigen Jüdin, die in unmenschlichen Zeiten ihre Privilegien als Lagerälteste nutzte, um Mitgefangenen zu helfen. Die Lesung bildet zugleich den Auftakt zu einer Reihe über „Jüdisches Leben in Geschichte und Kultur“ am Solinger Standort der Bergischen Volkshochschule.
Einen besonderen Gast erwartet am Sonntag, 29. Januar, um 11 Uhr das Zentrum für verfolgte Künste: An der Wuppertaler Straße begrüßt Bürgermeister Thilo Schnor die Jahrhundertzeugin Ruth Weiß. Sie wurde 1924 in eine jüdische Fürther Familie geboren, mit der sie 1936 nach Südafrika emigrierte. Dort erlebte sie die Entwicklung der Apartheid und trotzte als Autorin („Meine Schwester Sara“) und Journalistin in Südafrika, Simbabwe, Sambia und Europa dem System. Im Jahr 2005 wurde Ruth Weiss für den Friedensnobelpreis nominiert. Sylvia Löhrmann, Vorsitzende des ausrichtenden Förderkreises des Zentrums für verfolgte Künste, wird die beeindruckende Zeitzeugin bei der Matinee interviewen.
Neujahrsempfang des Forums „Politik und Geschwisterlichkeit“
Ebenfalls für Sonntag, 29. Januar, lädt um 16 Uhr das Forum „Politik und Geschwisterlichkeit“ zum Neujahrsempfang ins Zentrum Frieden an der Alfred-Nobel-Straße ein. Unter dem Titel „Resonance – never forget“ erinnert Meinolf Ottos künstlerische Hommage an Kinder, die in Auschwitz ermordet wurden. Neben einem Statement von Bürgermeisterin Ioanna Zacharaki zum Thema „Demokratie stärken“ stellt Daniela Tobias das Buch „Wer rettet Bella?“ vor – die wahre Geschichte eines jüdischen Mädchens, das von Solingen in die USA emigrierte.
Am Montag, 30. Januar, um 19 Uhr ist in der Cobra an der Merscheider Straße im Beisein der Regisseurin die Preview des Films „Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht“ zu sehen. Regisseurin Isabel Gathof und Oberstaatsanwalt Andreas Brendel als Protagonist des Films werden im Anschluss an die Vorführung mit Dr. Ilka Werner (Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Solingen) und Daniela Tobias (Vorsitzende des Vereins Max-Leven-Zentrum Solingen e. V.) über die Aufarbeitung von NS-Verbrechen sprechen. Denn der systematische Massenmord in den Konzentrationslagern des NS-Regimes wurde auch durch die Unterstützung von tausenden Mittätern umgesetzt.
Dokumentarfilm „Fritz Bauers Erbe“
Durch Generalstaatsanwalt Fritz Bauer wurden bei den Frankfurter Auschwitz-Prozessen 1963 zum ersten Mal Angeklagte wegen „Beihilfe zum Mord“ vor ein deutsches Gericht gebracht. Der Dokumentarfilm „Fritz Bauers Erbe“ zeigt anhand der jüngsten NS-Prozesse, wie sich Bauers Ansatz als neues Prinzip der Rechtsauffassung in Deutschland etablieren konnte.