SOLINGEN (sg) – Bei hochsommerlichen Temperaturen führten Donate Lockenvitz, Leiterin der Heilpraktiker Fachschule NRW, und Gerdi Krenzke jetzt durch die Heilpflanzenbeete des Capitulare de Villis im Botanischen Garten und nahmen so die Besucher mit in Karls Garten.
Das Capitulare de Villis
Wann genau Karl der Große diesen Capitulare de Villis – diese Landgüterverordnung – erließ, lässt sich nicht so genau sagen. Sicher ist, dass es gegen Ende des 8. Jahrhunderts war. Diese Verordnung bestimmte nicht nur, welche Tiere überall im Land gehalten, sondern auch welche Pflanzen angebaut werden sollten. Dabei waren auch Heilpflanzen ein wichtiger Bestandteil.
„Die Verordnung wurde in einer Zeit geschrieben, als die ganze Medizin darin bestand, Aderlässe vorzunehmen oder Brechmittel zu verabreichen“, erzählte Donate Lockenvitz den trotz der Hitze zahlreich erschienen Besuchern. Es herrschten Kriege, mangelnde Hygiene verursachte zahlreiche Krankheiten. „Karl der Große ist viel mit seinem Tross herumgezogen und der Erlass diente dazu, dass seine Soldaten überall gut versorgt waren.“
Heilpflanzen in Karls Garten
Manche Heilpflanzen, die in Karls Garten angepflanzt wurden, sind über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten, wie das Pfennigkraut, das damals „Tausendkrankheitskraut“ genannt wurde. Andere dagegen sind fast in jeder Küche zu finden. Das beginnt mit dem Schnittlauch. „Das ist ein Allerweltskraut“, sagte Donate Lockenvitz. Schnittlauch hilft bei Gischt, hat sehr viel Vitamin C, außerdem Kalium und Magnesium. „Mineralstoffe sind die Salze des Lebens“, betonte Lockenvitz und Gerdi Krenzke hatte den Tipp auf Lager: „Man kann statt Petersilie auch Schnittlauch in die Suppe reingeben.“ Oder eben beides.
Auch Brunnenkresse gehört in Karls Garten. „Sie gehört mit zu den gesündesten Pflanzen“, sagte Donate Lockenvitz. Brunnenkresse wirkt gegen Entzündungen und ist ein wunderbares Würzkraut. Genauso der Ampfer, von dem man jedoch nicht zu viel verwenden sollte. Manche überraschte es, dass auch verschiedene Kohlarten in Karls Garten anzufinden sind. „Kohl ist nicht nur ein Lebensmittel, er hilft auch bei Entzündungen“, erklärte Lockenvitz. So lassen sich gut Kohlwickel um entzündete Gelenke wickeln.
Der Frauenmantel erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit, vor allem natürlich bei Frauen. „Morgens kann man kleine Tröpfchen auf den Blättern entdecken“, erzählte Donate Lockenvitz. Diese sind keinesfalls Tautropfen, sondern werden von der Pflanze selbst erzeugt. „Man kann sie mit einer Pipette aufnehmen und eine Tinktur herstellen.“ Diese sei nicht nur gut gegen Frauenleiden. „Es ist auch ein gutes Aphrodisiakum für Männer.“
Die Karde wurde zum Filzen verwendet. „Auch die Webstoffe wurden damit glatt gewalkt“, verriet Gerdi Krenzke. Heute ist man der Karde wieder als Heilkraut auf die Spur gekommen, wie Donate Lockenvitz erzählte: „Man hat festgestellt, dass sie die Borreliose beeinflussen kann.“
Minze, Salbei und Co.
Neben der kühlenden und den Magen beruhigenden Pfefferminze, ist auch die Katzenminze unter den Heilpflanzen in Karls Garten zu finden. Ebenso Liebstöckel, der als Maggikraut bekannt ist, und die Eberraute, die auch Colakraut genannt wird. „Salbei kannte man vor allem als Tee“, erklärte Lockenvitz, „damit man nicht so schwitzt.“ Heute gibt es ihn auch als Spray gegen Hitzewallungen. Ebenso bekannte Vertreter des Capitulare de Villis sind Thymian, Rosmarin und Fenchel.
Probieren geht über Studieren
Nach der interessanten Führung lud Donate Lockenvitz die Besucher noch zu einer kleinen Kostprobe ein. Dazu hatte sie Frischkäse mit Kräutern aus eigenem Anbau angerührt. Für die Veganer gab es eine entsprechende pflanzliche Variante. Außerdem hatte sie eine Art Sirup – hergestellt mit Essig, Honig und der Eberraute – mitgebracht, der sich mit einem Schuss Wasser in ein isotonisches Getränk verwandeln ließ. So konnten die Besucher der Führung nicht nur viel Wissenswertes über die Heilpflanzen in Karls Garten mitnehmen, sondern auch den guten Geschmack der würzigen Kräuter.