SOLINGEN (red) – Die St. Lukas Klinik setzt auch in der Prävention von Schlaganfällen auf eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Kardiologen und Neurologen arbeiten mit dem Programm der Schlaganfall-Risiko-Analyse, mit dem Herzprobleme aufgespürt werden können. Damit können weitere Schlaganfälle vermieden werden.
Das Herz schlägt zwischen 60 und 70 Mal in der Minute und bewegt am Tag etwa 7000 Liter. Doch manchmal kann es aus dem Takt geraten, so dass das Blut aus den Vorhöfen nicht mehr richtig weitertransportiert wird. „Dieses Vorhofflimmern verursacht etwa 25 Prozent der Schlaganfälle“, sagt Hendrik Scharpenack, Oberarzt der Neurologie an der St. Lukas Klinik. Und nicht nur das. Meist sind diese Schlaganfälle schwerer und haben größere Folgen.
Vorhofflimmern schwierig zu diagnostizieren
Dabei ist Vorhofflimmern gut mit Medikamenten behandelbar, aber schwierig zu diagnostizieren. „Die Rhythmusstörungen treten meist nur in Episoden auf“, sagt Dr. Regina Bias-Franke, Kardiologin an der St. Lukas Klinik. Es sei mehr Zufall, dass dann gerade ein EKG geschrieben werde und die Störung auffalle. „Dazu kommt, dass viele Patienten das Vorhofflimmern nicht spüren, das macht es besonders hinterlistig“, ergänzt Prof. Dr. Marcel Dihné, Chefarzt der Neurologie.
Daher nutzt man nun auf der auf die Akutbehandlung des Schlaganfalls spezialisierten Stroke Unit die Schlaganfall-Risiko-Analyse (SRA). Ein Computer wertet die EKG-Ergebnisse vollautomatisch aus und weist die Ärzte auf Unregelmäßigkeiten hin. „Die Auswertung, ob es sich tatsächlich um eine Rhythmusstörung handelt, bleibt aber weiterhin dem Arzt vorbehalten“, sagt Dr. Gia Phuong Nguyen, Chefarzt der Inneren Medizin.
Vorhofflimmern bei zehn Prozent der älteren Bevölkerung
Rund zehn Prozent der älteren Bevölkerung leiden unter Vorhofflimmern. „Wenn die Pump-Funktion des Herzens gestört ist, können sich Gerinnsel bilden“, sagt Dr. Regina Bias-Franke. Wenn diese sich lösen und ins Gehirn geschwemmt werden – statistisch gesehen der häufigste Weg, den die Gerinnsel nehmen – können Gefäße verstopft werden und einen Schlaganfall durch die Unterversorgung mit Blut auslösen. „Man kann anhand des Schlaganfallmusters oft ein Vorhofflimmern als Ursache vermuten“, erklärt Hendrik Scharpenack.
Doch nicht immer reichen die 72 Stunden, die die Patienten in der Regel auf der Akutstation überwacht, diagnostiziert und therapiert werden, nicht aus, um ein Vorhofflimmern zu entdecken. „Dann können wir einen so genannten Eventrekorder unter die Haut implantieren, der bis zu drei Jahre die Herzaktivitäten aufzeichnet und auswertet“, sagt Dr. Regina Bias-Franke. Auch dann bekommt die Klinik eine Information über Unregelmäßigkeiten, die Kurven werden ausgewertet und bei Bedarf der Patient in die St. Lukas Klinik zu weiteren Untersuchungen einbestellt.
Ärztliche Fortbildungsveranstaltung im Gräfrather Hof
Alle zwölf Betten der Stroke Unit sind mit SRA ausgestattet, das die Daten auswertet. „Da gelten strenge Datenschutz-Richtlinien“, erklärt Johannes Wecker. Kein Patient müsse Sorgen haben. Von dem Verfahren, ist sich der Krankenhaus-Direktor sicher, werden die Patienten profitieren. Auch davon, dass Experten unterschiedlicher Fachrichtungen eng mit einander arbeiten. Das ist mit der Aufspüren des Vorhofflimmerns zur Vermeidung von Schlaganfällen gelungen.
Diese Vernetzung wird auch Thema einer ärztlichen Fortbildungsveranstaltung sein, die am 20. Februar im Gräfrather Hof stattfinden wird. Neben Prof. Dr. Marcel Dihné wird auch Dr. Regina Bias-Franke referieren.