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Mit Axel Birkenbeul auf den Spuren der Höhscheider Geschichte

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Die Exkursion durch Höhscheid beginnt auf dem Peter-Höfer-Platz. Axel Birkenbeul zeigt einen Plan über das ursprüngliche Höhscheider Gebiet. (Foto: © Martina Hörle)
Die Exkursion durch Höhscheid beginnt auf dem Peter-Höfer-Platz. Axel Birkenbeul zeigt einen Plan über das ursprüngliche Höhscheider Gebiet. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Rund 25 Interessierte trafen sich am Sonntag auf dem Peter-Höfer-Platz, um sich von Stadtführer Axel Birkenbeul an bedeutungsvolle Plätze im Höhscheider Gebiet führen zu lassen. Die ursprünglich geplante Tour zur Wipperaue musste allerdings geändert werden. Der Durchgang ist derzeit gesperrt.

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Wasser vom Hingenberger Pütt

Doch Birkenbeul als alter Höhscheider hatte noch genügend Alternativen. So führte die Route an diesem Tag zum Hingenberger Pütt. „Der Hingenberger Pütt ist die Quelle, die früher diese Region mit Wasser versorgte“, erläuterte Birkenbeul den Begriff der Solinger Mundart. „Bis in die 30er Jahre war es die einzige Wasserversorgung.“

Da die Gruppe am Peter-Höfer-Platz startete, gab es zunächst mal einen kurzen Überblick über einige bedeutende Höhscheider Bürgermeister. „Den ersten bekam Höhscheid 1808, Johann Peter Becher, Eigentümer des Höhscheider Hofes. Ihm folgte Johann Peter Kaiser, danach Johann Peter Höfer. Höfer war Bürgermeister von 1821 bis 1849. Auch sein Nachfolger Peter Daniel Berger war mehr als 20 Jahre im Amt.“ Lächelnd fügte Birkenbeul hinzu: „Wohl ein deutliches Zeichen dafür, das alles in Ordnung war.“

Der Hingenberger Pütt war früher die einzige Wasserversorgung in der Region. Wer da hinuntergeht, sollte auf festes Schuhwerk achten. Der Weg ist ziemlich steil. (Foto: © Martina Hörle)
Der Hingenberger Pütt war früher die einzige Wasserversorgung in der Region. Wer da hinuntergeht, sollte auf festes Schuhwerk achten. Der Weg ist ziemlich steil. (Foto: © Martina Hörle)

Unterm Arm hielt Birkenbeul eine Mappe mit diversen Abbildungen. Darunter war auch ein Plan des früheren Höhscheider Areals. Diese Abbildung fand großes Interesse bei den Teilnehmern. „Früher gehörten viel mehr Teile zu Höhscheid.“ Birkenbeul zählte auf: „Widdert, Katternberg, Ruppelrath, die Hälfte von Aufderhöhe, Landwehr und auch Hackhausen. Heute geht der Stadtteil noch bis zur Brücke. Haasenmühle, Wipperaue gehören dazu. Dann reicht das Gebiet bis nach Strohn und bis zur Dorper Kirche.“ Dazu hatten die Zuhörer viele Fragen, vor allem nach der Zugehörigkeit verschiedener Straßen.

Vom Peter-Höfer-Platz ging es weiter zu einer kurzen Exkursion über den Friedhof. Hier zeigte Axel Birkenbeul drei Gräber bedeutender Solinger Bürger: Robert Freund, Louis Gläßner und Christian Baur, Vogels Chrest genannt, der 1905 an der Brühler Straße einen Zoologischen Garten eröffnete. Viel Wissenswertes konnte der Stadtführer zu den namhaften Persönlichkeiten berichten. Ebenso zu Walter-Freund, nach dem ein Weg benannt wurde, der durch Kleingärten bis zum Bach am Weinsbergtal führt.

Hofschaften bewahren ländlichen Charakter

„Der Stadtteil mit seinen vielen Hofschaften hat sich den ländlichen Charakter bewahrt. Hier findet man das typische schwarz-weiße Fachwerk mit Fensterläden in Bergisch-Grün.“ Birkenbeul bedauerte, dass die Hofschaften nicht mehr wie früher problemlos durchgängig sind. „Viele Leute sperren die Wege für die Öffentlichkeit.“ Er erinnerte sich an seine Kindheit: „Da kam ständig jemand vorbei. Über die vielen Wege wurde Ware mit Schubkarren transportiert. Man freute sich und quatschte miteinander.“

Birkenbeul als Höhscheider Kenner machte aus seiner Führung mit kleinen Geschichten und Anekdoten eine amüsante historische Erkundung. Vieles war den älteren Teilnehmern gut bekannt. Da wurden eigene kleine Erlebnisse beigesteuert und Neues erfahren. Der Winkelsladen war ein Tante-Emma-Laden. Zum Einkaufen brachte man die Behälter mit. Daher gab es so gut wie keinen Abfall. Manches wurde in Tüten der Firma Meis abgefüllt. Zwei Originale hatte Birkenbeul mitgebracht.

In diesem Haus Bergerstraße/Im Wöll war früher die Gaststätte „Zum Wochenende“. Hier konnten sich Leseunkundige etwas aus dem Kreis-Intelligenzblatt oder der Gartenlaube vorlesen lassen. (Foto: © Martina Hörle)
In diesem Haus Bergerstraße/Im Wöll war früher die Gaststätte „Zum Wochenende“. Hier konnten sich Leseunkundige etwas aus dem Kreis-Intelligenzblatt oder der Gartenlaube vorlesen lassen. (Foto: © Martina Hörle)

Dann schilderte er ein paar kurzweilige Begebenheiten aus der Gaststätte „Zum Wochenende“. „Der Wirt hat 1831 einen Leseverein gegründet. Hier konnte man sich aus dem Solinger Kreis-Intelligenzblatt vorlesen lassen oder den Gedichten aus der „Gartenlaube“ zuhören. Die Gaststätte war immer gut besucht. Einmal hatte der Wirt aber zu lange geöffnet. Da musste er Strafe zahlen, einen Taler und sechs Silberlinge.“

Bei seinen heiteren Erzählungen verfiel Birkenbeul hin und wieder in die Solinger Mundart. Das machte seinen Vortrag so wirklichkeitsgetreu. Die Zuhörer amüsierten sich bei seinen Schilderungen über die Bedeutung eines Gedrag. „Gedrag ist eine Mengeneinheit, die man nirgends außer in Solingen findet. Ein Gedrag Water oder ein Gedrag Hüsken.“ Und schmunzelnd erzählte der Stadtführer von den Arbeiten beim Leeren eines Plumpsklos.

Birkenbeul amüsiert mit Anekdoten

Seit rund fünf Jahren unternimmt Axel Birkenbeul diese Touren als Stadtführer. „Es sind etwa zehn Touren im Jahr“, schätzt er. „Ich interessiere mich sehr für meine Heimat. Aus meinen privaten Wanderungen habe ich umfangreiche Orts- und Geschichtskenntnisse.“ Die kommen dem früheren Lehrer und Schulleiter zugute. Er liebt „seinen“ Stadtteil, kennt jeden Winkel wie seine Westentasche. Als Pensionär widmet er dieser Region viel Zeit. Seit bald 40 Jahren ist er aktiv in der SPD-Bezirksvertretung tätig. Derzeit übt er das Amt des Bezirksbürgermeisters Burg/Höhscheid aus. Außerdem gibt es von ihm bereits mehrere Veröffentlichungen über Solingen.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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