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Pozzuoli: Sommer, Sonne und Sophia Loren

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Diesen Sommer besuchte ich Pozzuoli in Kampanien. (Foto: © Bastian Glumm)
Diesen Sommer besuchte ich Pozzuoli in Kampanien. (Foto: © Bastian Glumm)

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Von Svitlana Piskova

Was hat eine kleine Stadt unweit von Neapel mit einer herausragenden Schauspielerin und Sängerin zu tun, fragt man sich. Denn wurde sie nicht in Rom geboren? Die Antwort ist Ja: Aber Sofia Costanza Brigida Villani Scicolone – Sophia Loren – verbrachte ihre Kindheit in Pozzuoli. Vielleicht wurde damals ja an einem der vielen örtlichen Strände im Kopf eines kleinen, dünnen Mädchens der Wunsch nach einer glänzenden Karriere geboren. Pozzuoli hat der Star des „Goldenen Zeitalters Hollywoods“ aber nie vergessen: Viele Jahre hintereinander trat Sophia Loren in ihrer alten Heimat zu Konzerten auf. Natürlich kann Pozzuoli nicht mit dem riesigen Neapel mit seiner Bedeutung für ganz Italien mithalten, aber auch hier gibt es malerische Orte zur Erholung, Sand- und Felsstrände sowie eindrucksvolle Baudenkmäler des mächtigen Römischen Reiches.

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Bedeutender Handelshafen in der Antike

Pozzuoli kann sich nicht nur eines Ereignisses während des Zweiten Punischen Krieges rühmen, in dessen Verlauf die Truppen des karthagischen Generals Hannibal die Stadt belagerten. Die Nähe von Puteoli, wie die Römer die griechische Kolonie Dikearchia umbenannten, zur Via Appia verwandelte die Stadt in einen großen und bedeutsamen Handelshafen. Viele Händler schickten ihre Schiffe mit Juwelen, Gewürzen und Sklaven in den Golf von Neapel. Und genau in diesem Hafen legte eines Tages ein Schiff mit einer wichtigen, einer biblischen Person an Bord an. Während seiner Abreise nach Rom, wo er hingerichtet wurde, verbrachte der Apostel Paulus sieben Tage in Puteoli. Eine Erwähnung der Stadt findet man im letzten Kapitel der Apostelgeschichte in der Bibel. Nordwestlich von Pozzuoli liegt der Averno-See. Aufgrund der vulkanischen Aktivität, die auch giftige Dämpfe erzeugt, betrachteten die alten Römer den See und die nahegelegene Höhle als einen der Eingänge in die Unterwelt. Der Hades wird in Vergils Gedicht „Aeneis“ als Ort des Totenreichs beschrieben.

Pozzuoli hat eine lange Geschichte. Unter anderem wurde es von Hannibal während des Zweiten Punischen Krieges belagert. (Foto: © Bastian Glumm)
Pozzuoli hat eine lange Geschichte. Unter anderem wurde es von Hannibal während des Zweiten Punischen Krieges belagert. (Foto: © Bastian Glumm)

Schon aus dem Flugzeugfenster bot sich ein herrlicher Blick auf Neapel und seine Umgebung. Am Fuße des Vesuvs verteilen sich unzählige Hausdächer, die wie gelbe Flecken anmuten. Obwohl der riesige Vulkan schon lange keine bedrohlichen Geräusche mehr von sich gibt, ist die Unvorhersehbarkeit der Natur, die schon einmal zu einer großen Tragödie führte, faszinierend und erschreckend zugleich.

Letzter Ausbruch des Vesuv im Jahr 1944

Wer sind wir Menschen schon in einer Welt aus spitzen Bergen, undurchdringlichen Wäldern und grenzenlosen Ozeanen? Klein, manchmal hilflos wie Kinder. Hörten wir doch nicht auf die Warnungender Natur, wie es auch nicht die Stadtbewohner des nahen Pompeji im Jahr 79 v. Chr. taten. Der letzte Ausbruch des Vesuvs ereignete sich 1944. Und 1980 beschädigte ein Erdbeben Neapel und seine Vororte, darunter Pozzuoli. Seit vielen Jahren ragen pragmatische Betonkonstruktionen zwischen schmucken zwei- oder dreistöckigen Häsuern empor. Das ist keine Laune oder gar die Inkompetenz der Stadtplaner. Nach dem Erdbeben wurden viele Häuser zerstört und die Behörden beschlossen, den Opfern zu helfen, indem sie auf Staatskosten provisorische Hochhäuser aus Beton errichteten. So erhielten die Menschen, deren Häuser zerstört wurden, ein neues Zuhause. Aber im Gegensatz zu den benachbarten kleinen Häusern, wo der Eigentümer das Recht hat, seine Wohnung zu verkaufen, kann man diese staatlich sanktionierten Unterkünfte hier nur als Erbschaft weitergeben.

Der Weg nach Pozzuoli ist gesäumt von Hügeln und Bergen. Heute sind sie üppig grün, aber vor vielen Jahrhunderten waren sie noch aktive Vulkane. Aus diesem Grund finden sich an den Ufern des Golfs von Neapel so viele Thermalquellen. In Pozzuoli gibt es auch einen aktiven Vulkan: den Solfatara. Der Name des Vulkans kommt vom italienischen Wort „solfo“, was Schwefel bedeutet. Sobald man sich in seiner Nähe befindet, wird man umgehend das Schwefelwasserstoffgas zu spüren bekommen. Dieser Geruch ist unverkennbar, es können aber auch durchaus Erschütterungen wahrgenommen werden. Trotzdem werden immer wieder Exkursionen auf dem Gelände des Vulkans durchgeführt. Bei einem solchen Ausflug kam im Jahr 2017 eine ganze Familie ums Leben. Ein Kind hielt sich nicht an die Regeln, auf den markierten Wegen zu bleiben und der Vulkan verschluckte es. Mutter und Vater wollten ihr Kind retten und wurden so selbst Opfer des Solfatara. Wer sich für einen Besuch des Vulkans entscheidet, sollte daher unbedingt die Sicherheitsregeln ernstnehmen.

Der Weg nach Pozzuoli ist gesäumt von Bergen. Heute sind sie üppig grün, aber vor vielen Jahrhunderten waren sie aktive Vulkane. (Foto: © Bastian Glumm)
Der Weg nach Pozzuoli ist gesäumt von Bergen. Heute sind sie üppig grün, aber vor vielen Jahrhunderten waren sie aktive Vulkane. (Foto: © Bastian Glumm)

Mediterranes Klima und eine paradiesische Landschaft

Das warme mediterrane Klima, die paradiesische Landschaft und das köstliche Essen laden zum Entspannen und Erholen ein. Man kann den Geschmack Süditaliens nicht kennenlernen, wenn man nicht in das Leben der Menschen vor Ort eintaucht. Es ist eine Sache, als Tourist nach Pozzuoli zu kommen. Es ist eine ganz andere Sache, integraler Bestandteil des Ortes zu werden. Man ist in der Stadt nicht mit einer geführten Touristengruppe unterwegs. Nein, man erkundet Straßen und Stadtteile ganz alleine für sich. Man geht im kleinen Supermarkt in der Nachbarschaft einkaufen und lauscht dabei den Gesprächen des Verkäufers mit den Anwohnern. So fügt man sich nach und nach problemlos in einen Tagesrhythmus ein: morgens wegen der Hitze aufwachen, Siesta (Nachmittagsschlaf) aus demselben Grund und spätes Abendessen. Dabei fragt man sich, warum Italiener mitunter laut und hektisch miteinander reden. Sie streiten nicht, sie kommunizieren und reden ganz einfach miteinander. Italiener können emotional sein.

Unterwegs sieht man immer wieder kleine Statuen der Jungfrau Maria. Daneben stehen Blumen und Kerzen. Man bemerkt, dass sich die Menschen im Vorbeigehen bekreuzigen. Das Fest jedes Heiligen wird von einer Prozession der Gemeindemitglieder der Kirche begleitet. Passanten nehmen an dieser Tradition teil. Die Menschen in Italien sind religiös. Der satte, bittere und säuerliche Duft des Kaffees, der jeden Winkel der Wohnung erfüllt, das Abendessen mit Verwandten oder Freunden mit neapolitanischer Pizza, der köstlichsten des Landes (kein Wunder, die Italiener kennen sich aus in Sachen Essen), kann nicht durch die Raffinesse teurer Hotels ersetzt werden. Außerdem ist es in einer Stadt wie Pozzuoli längst nicht so laut wie im benachbarten Neapel. Man kann einen ruhigen und unvergesslichen Urlaub verbringen, während das Meer die Wunden heilt.

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Jugendstrafanstalt auf der Insel Nisida

Ein großer halbmondförmiger Vulkanfelsen erhebt sich im östlichen Teil des türkisfarbenen Meeres vor Pozzuoli: die Insel Nisida. Leider konnten wir sie nur von der Uferböschung aus bewundern, obwohl die grüne Insel durch eine Straße mit dem Festland verbunden ist. Nisida ist nicht nur wegen der Lage der Luftwaffenakademie und eines NATO-Stützpunkts auf der Insel für Touristen gesperrt, sondern auch wegen einer dortigen Jugendstrafanstalt.

Galt früher das Meer zwischen Nisida und Capri als Wohnort der Sirenen, verbüßen nun Jugendliche, die besonders schwere Verbrechen begangen haben, ihre Strafe auf einem Felsen im Meer. In den letzten 20 Jahren gab es nur einen Fall, bei dem einem jungen Mann die Flucht gelungen ist. Die Polizei schlug sofort Alarm und ermahnte die Bewohner von Pozzuoli zu äußerster Wachsamkeit. Hubschrauber flogen über die Stadt, es waren zahllose Menschen in Uniform auf den Straßen. Es ist kein Spiel, wenn ein junger Mann, der seine eigenen Eltern getötet hat, in der Nähe frei herumspaziert. Glücklicherweise wurde der Verbrecher innerhalb eines Tages gefasst und ins Jugendgefängnis zurückgebracht. Wer aber dennoch Lust hast, eine Insel zu besuchen, der sollte sich eher in Richtung Ischia oder Capri auf den Weg machen, dort ist es auf jeden Fall sicherer. Bei Insel liegen ganz in der Nähe.

Strand in Bacoli an der Villa Ferretti

Wir entschieden uns für den Strand von Pozzuoli. Der Juli ist ein sehr heißer Monat. Im Süden Italiens war es bereits nach neun Uhr morgens schon schwierig, nur zu atmen, geschweige denn zu gehen. Wir wachten um sechs Uhr auf, frühstückten schnell und stiegen in ein mit vom Wind verwehtem Saharasand (Scirocco) bedecktes Auto und fuhren zum Strand. Bereits um sieben Uhr morgens wurden Liegestühle im Sand ausgelegt und die ersten Besucher schwammen im Meer.

Einen sehr schönen Strand gibt es in Bacoli an der Villa Ferretti. Ein Geheimtipp. (Foto: © Bastian Glumm)
Einen sehr schönen Strand gibt es in Bacoli an der Villa Ferretti. Ein Geheimtipp. (Foto: © Bastian Glumm)

Wer möchte, kann zu einem anderen Strand gehen, der klein und steinig ist. Nicht einmal jeder Einwohner von Pozzuoli kennt ihn. Der Strand befindet sich in Bacoli, an der Villa Ferretti, die früher einer der Mafia-Gruppen gehörte (es ist kein Geheimnis, dass Neapel nicht nur für seine Küche, sondern auch für eine große Anzahl Camorra-Clans berühmt ist).

Der Strandbesuch und das Parken sind kostenlos, wenn man mindestens eine Tasse Kaffee an der Bar bestellt. Als wir nach Bacoli fuhren, frühstückten wir direkt in der dortigen Bar. Viele Leute taten es uns gleich. Es stellte sich heraus, dass sie aus Norditalien kamen und vor Ort Wohnungen gemietet hatten. Eine preisgünstige Alternative, um sich mit der Familie in den kleinen Ortschaften an der Küste des Golfs von Neapel auszuruhen. Besonders in diesem Sommer, als die Lombardei von heftigen Regenfällen und teilweise handtellergroßem Hagel heimgesucht wurde. Die Fahrt von Pozzuoli nach Bacoli dauert nur 20 Minuten. Die Villa Ferretti ist ein Symbol der nationalen Sühne und steht jetzt nicht leer.

Besuch des flavischen Amhitheaters in Pozzouli

Die Universität Federico II von Neapel eröffnete hier eine Fakultät für das Studium und die Forschung der Unterwasserarchäologie. Für Besucher ist die Villa nicht zugänglich, aber jeder kann im Schatten des grünen Parks sitzen, auf den Kieselsteinen liegen und nach einer Bestellung an der Bar in das glasklare und badewannenwarme Meer eintauchen. Und wenn es kühler wird, also irgendwann nach sieben Uhr, kann man dem flavischen Amphitheater (das nicht so groß ist wie das Kolosseum in Rom) oder die Ruinen des antiken römischen Marktplatzes besuchen. Und vergessen Sie nicht, eine echte Pizza Margarita zu genießen, während Sie im Restaurant sitzen und das sanfte Plätschern der Wellen und die samtige Sonne genießen, die sich langsam am Horizont verabschiedet.

Zur Autorin

Svitlana Piskova wurde in Kropywnyzkyj in der Ukraine geboren. Die 43-Jährige studierte an der dortigen Universität Geschichte und später an der Uni in Kiew Journalismus. Als Journalistin arbeitete sie über zehn Jahre für Zeitungen in Kiew und Kropywnyzkyj. Seit April 2022 lebt sie in Solingen.

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