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„Vaterland, wo bist Du?“ – Annette Oppenlanders preisgekrönter Roman in deutscher Übersetzung

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Vor kurzem ist das mehrfach preisgekrönte Werk „Surviving the Fatherland“ von Annette Oppenlander in der deutschen Übersetzung „Vaterland, wo bist du?“ auf den Markt gekommen. (Foto: © Martina Hörle)
Vor kurzem ist das mehrfach preisgekrönte Werk „Surviving the Fatherland“ von Annette Oppenlander in der deutschen Übersetzung „Vaterland, wo bist du?“ auf den Markt gekommen. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – „Vaterland, wo bist du?“ So heißt der historische Roman der Solinger Autorin Annette Oppenlander in der deutschen Version. Das in den USA erschienene Originalwerk „Surviving the Fatherland“ wurde bereits siebenfach ausgezeichnet, erhielt unter anderem 2017 den National Indie Excellence Award, 2018 den Indie B.R.A.G. Award und 2019 den Global eBook Award Gold. In über 500 Rezensionen schildern begeisterte Leser ihre Eindrücke.

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Siebenfach prämiertes Werk

Die Geschehnisse beruhen auf einer wahren Begebenheit. Die Autorin schildert darin die Kindheit ihrer Eltern im Zweiten Weltkrieg. Oppenlander verbindet gekonnt historische Personen und Begebenheiten und vermittelt damit ihren Lesern einen Einblick in die Geschichte. Sie beschreibt, wie die beiden Kinder Lilly und Günther mit den Schrecken des Dritten Reichs konfrontiert werden, wie sie wiederholt um ihr Überleben kämpfen, wie sie Grausamkeiten, aber auch Menschlichkeit erfahren und letztlich mit Stärke und Willenskraft ihr Schicksal meistern. Doch die Dämonen dieser Zeit bleiben erhalten, wie bei so vielen anderen auch.

„Ich hatte von meinen Eltern hin und wieder Kommentare gehört“, erzählt die Autorin. „Aber ein vernünftiges Bild kam dabei nicht zustande. Doch ich wollte die Erlebnisse gerne aufschreiben, um sie später meinen Kindern erzählen zu können.“ Mit einem Kassettenrekorder nahm sie die Erzählungen ihrer Eltern auf. „Sie haben tatsächlich gerne und mit viel Enthusiasmus gesprochen.“ Die Aufnahmen hat sie heute noch. „Rund 85 Prozent meines Buches entspricht den Tatsachen“, betont sie. Etwaige Lücken füllte sie mit eigenen Ideen, ersann weitere Abenteuer und Erlebnisse als verbindende Elemente.

Seit den ersten Interviews sind bis zur endgültigen Fertigstellung des Romans 15 Jahre vergangen. In der Zwischenzeit hatte Annette Oppenlander bereits sechs weitere Publikationen geschrieben. (Foto: © Martina Hörle)
Seit den ersten Interviews sind bis zur endgültigen Fertigstellung des Romans 15 Jahre vergangen. In der Zwischenzeit hatte Annette Oppenlander bereits sechs weitere Publikationen geschrieben. (Foto: © Martina Hörle)

Dann begann die Autorin zu experimentieren. Schrieb mal aus der Sicht der einen Person, dann der anderen. Mal Vergangenheit, mal Gegenwart mit Rückblende. „Es war vor allem schwierig, die Geschichte so zu schreien, dass sie den Charakteren gerecht wird“, beschreibt sie die Herausforderung. „Die Erlebnisse beginnen im Jahr 1940 und enden 1953. Meine Mutter war damals gerade sieben Jahre, mein Vater elf. Kinder denken und sprechen ja anders als Erwachsene. Die Charaktere mussten also auch in der Erzählung wachsen und reifen.“ Immer wieder legte Oppenlander das Manuskript zur Seite. In der Zwischenzeit entstanden sechs andere Publikationen. Doch die Kriegsgeschichte ließ ihr keine Ruhe.

Endlich, sie konnte es selbst kaum glauben, war der Roman geschrieben. Fünfzehn Jahre hatte es gedauert. „Ich brauchte den Abstand zur Deutschen Geschichte. Es ging mir vor allem darum, etwas zu schreiben, was nicht direkt mit Kriegsgeschehen zu tun hatte.“ Dabei wollte Oppenlander nicht verneinen, dass es diese Ereignisse gegeben hatte. „Aber viele Menschen sind einfach hineingeraten, obwohl sie relativ wenig damit zu tun gehabt hatten. Vor allem die Kinder waren davon betroffen.“ Im März 2017 kam das Buch in der englischsprachigen Fassung auf den Markt. Schon kurze Zeit später schossen die Verkaufszahlen in die Höhe. Sehr einfühlsam und zugleich spannend schilderte die preisgekrönte Autorin Leben und Schicksal der Kriegskinder Lilly und Günther.

Leben und Schicksal der Kriegskinder

Trotz ihres großen Interesses an Büchern hatte die 1960 in Solingen geborene Oppenlander ursprünglich gar nicht ans Schreiben gedacht. Als Schülerin der August-Dicke-Schule (ADS) hatte sie innerhalb von neun Jahren 13 verschiedene Deutschlehrer. „In meinen Noten war von sehr gut bis ungenügend alles vorhanden.“ In dieser Zeit war sie Dauergast in der damals noch an der Flurstraße angesiedelten Stadtbücherei.

Im Anschluss an ihr BWL-Studium, Schwerpunkt Marketing, ging sie 1987 für ein Jahr zu einer Hotelkette in die USA. Dort lernte sie drei Wochen später ihren zukünftigen Mann kennen. Aus einem Jahr Aufenthalt wurden dreißig. Drei Kinder kamen hinzu. Zur beruflichen Tätigkeit der Betriebswirtschaftlerin gehörte neben der Gestaltung von Webseiten auch das Verfassen von Werbetexten. Eine Tätigkeit, die bei ihr Begeisterung weckte.

Das Cover zeigt die beiden Kriegskinder, wie sie unter einem blauen Himmel völlig allein vor den Trümmern stehen. Eine Ansicht, die zahlreichen Interpretationsmöglichkeiten ihren Spielraum lässt. (Foto: © Veranstalter)
Das Cover zeigt die beiden Kriegskinder, wie sie unter einem blauen Himmel völlig allein vor den Trümmern stehen. Eine Ansicht, die zahlreichen Interpretationsmöglichkeiten ihren Spielraum lässt. (Foto: © Veranstalter)

In den 90er Jahren verfasste sie ihre erste Kindergeschichte mit dem Titel „Otto, der Igel“. „Zu dem Zeitpunkt waren wir gerade nach Arlington an den Waldrand gezogen“, so die Autorin. 2009 folgte der erste Schreibkurs „Kreatives Schreiben“ an der Indiana-University. Die erste Kurzgeschichte handelte von einer Pferdeschlachtung. „The Horse“ erzählt von Oppenlanders Vater, der im Dezember 1944 einem desertierten Soldaten half, der sein Pferd gegen Zivilkleidung tauschen wollte. Das Pferd wurde später im Waschhaus Weegerhof geschlachtet. Der Leiter des Schreibkurses bestärkte sie, die zahlreichen kleinen Einzelgeschichten zu einem Gesamtwerk zusammenzufassen, für das er gerne das Lektorat übernahm.

Seit 2017 lebt Annette Oppenlander mit ihrem Mann wieder in Solingen. Vor kurzer Zeit erschien das Buch „Surviving the Fatherland“ in der Übersetzung. „Ich habe meinem Vater an einem Freitag die deutsche Ausgabe gegeben“, erinnert sich die Autorin. „Sonntags kam ich wieder, doch da war er für Besuch nicht zugänglich. Er wollte lesen, nahm sich nicht einmal die Zeit zum Rasieren. Dienstags hatte er den Roman bereits aus.“ Der Neunzigjährige war tief bewegt. Viele Erinnerungen kamen wieder an die Oberfläche, durften endlich zugelassen werden.

Nächstes Thema Kinderlandverschickung

Das Cover – eine Collage – zeigt zwei Kinder, mutterseelenallein vor Trümmern stehend. Doch der Himmel ist blau. Das Bild bietet eine Fülle von Interpretationsmöglichkeiten. In den kommenden Wochen sind mehrere Lesungen in Senioreneinrichtungen geplant. Oppenlander ist auf das Feedback gespannt. „Das ist ja gerade die Generation, die das alles selbst erlebt hat.“ Angehörige sind zu den Lesungen herzlich eingeladen. Auf diese Weise erfahren sie ebenfalls von den damaligen Lebensumständen der Eltern.

Auch in ihrem nächsten Werk geht es um ein Kriegsthema, das vorab umfangreiche Recherchen erforderlich macht. Es handelt von der Kinderlandverschickung. Die Erzählung eines Zeitzeugen hat die Schriftstellerin bereits. Ein alter Herr um die 90 hatte sich mit ihrer Freundin unterhalten und davon berichtet, wie er selbst als Jugendlicher bis zum Ende des Krieges in einem Lager in Bayern war. Die Amerikaner holten die Kinder und Jugendlichen aus dem Lager und brachten sie nach Dachau, wo sie die Sterbenden pflegen mussten. „Es ist harte Kost. Aber ich denke, das ist ebenfalls eine Geschichte, die erzählt werden muss“, ist die Autorin überzeugt.

Vaterland, wo bist Du? – Der preisgekrönte Roman nach einer wahren Geschichte, im tredition Verlag erschienen, ISBN 978-3-7497-3456-6, erhältlich im Buch- und Onlinehandel.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

1 Kommentar

  1. Hallo, Frau Oppenländer,

    ich bin Jahrgang 1938 und habe diese schlimme Zeit noch in schlechter Erinnerung. Allerdings saßen wir beim Sturmlauf der Russen im Osten Deutschlands im Keller. Aus dieser Zeit habe ich noch viele Erinnerungen, auch in mehreren meiner Bücher beschrieben. „Lebensabschnitte“ und „Die Tuchmacha“, Beim Lesen Ihres Buches sind mir an einigen Stellen ein paar Dinge aufgefallen, die ich Ihnen persönlich gern mitteilen möchte. Wenn Sie Interesse haben kontaktieren Sie mich bitte. Herzliche Grüße Reimen

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