Start Aktuelles Von Kanufahrten bis Discgolf: StadtNatur lockte mit buntem Programm

Von Kanufahrten bis Discgolf: StadtNatur lockte mit buntem Programm

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Am Wochenende der StadtNatur bot der Botanische Garten neben einer Tanzveranstaltung gleich mehrere Exkursionen an. Carmen Dörner erzählte den Besuchern viel Spannendes über die erstaunlichen Pflanzen im Heilpflanzenbeet. Derzeit arbeitet die ehrenamtliche Mitarbeiterin intensiv an den Vorbereitungen für die neuen Gemüsebeete. (Foto: © Martina Hörle)
Am Wochenende der StadtNatur bot der Botanische Garten neben einer Tanzveranstaltung gleich mehrere Exkursionen an. Carmen Dörner erzählte den Besuchern viel Spannendes über die erstaunlichen Pflanzen im Heilpflanzenbeet. Derzeit arbeitet die ehrenamtliche Mitarbeiterin intensiv an den Vorbereitungen für die neuen Gemüsebeete. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Am vergangenen Wochenende hieß es für die Solinger: Raus in die Natur. Zahlreiche Orte lockten mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und boten Besucherinnen und Besuchern Gelegenheit, die Solinger Natur hautnah zu erleben und zu entdecken. Auf dem Programm standen beispielsweise Kanufahrten auf der Wupper oder Discgolf (ein Frisbeesportspiel) im Bärenloch. Im Galileum erfuhren Besucher, wie der große Bär an den Himmel kam, oder sie unternahmen eine Zeitreise vom Urknall zum Menschen. Rund um die Napoleonsbrücke in Müngsten führten spannende Exkursionen durch den Flüsterwald und an Bachtälern entlang. Digitale Angebote rundeten das Programm ab. Der Aktionstag StadtNatur geht auf eine bundesweite Idee zurück und fand 2019 erstmals in Solingen statt.

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StadtNatur lockte mit buntem Programm

Der Botanische Garten wartete gleich mit mehreren Angeboten auf. Mit Dr. Jan Boomers von der Biologischen Station Mittlere Wupper ging es auf Entdeckertour zum Wildbienenlehrpfad. Unvorstellbar, wie viele verschiedene Wildbienenarten es gibt. So erfuhren die Zuhörer, dass die Honigbiene sehr breit aufgestellt ist und eine Fülle von Blüten zur Nahrung annimmt, im Gegensatz dazu aber andere Arten sich nur auf wenige oder gar nur eine einzige Blumenart festgelegt haben. Die Pelzbiene ist so groß wie eine Hummel, die Löcherbiene nur wenige Millimeter. Die Mauerbienen und Gehörnten Mauerbienen sieht man vorwiegend im April. In der Ohligser Heide stößt man häufig auf die Weidensandbiene. Zwischen den Pflanzen- und Bienenarten herrschen ganz enge Gemeinschaften.

Seit 20 Jahren führt Dr. Jan Boomers Interessierte den Wildbienenlehrpfad entlang. Immer wieder versetzen die unzähligen verschiedenen Bienenarten die Besucher in Erstaunen. (Foto: © Martina Hörle)
Seit 20 Jahren führt Dr. Jan Boomers Interessierte den Wildbienenlehrpfad entlang. Immer wieder versetzen die unzähligen verschiedenen Bienenarten die Besucher in Erstaunen. (Foto: © Martina Hörle)

Seit 20 Jahren gibt es bereits diese Wildbienenexkursion mit Dr. Boomers. „Es war das allererste Projekt, das wir hier in der Biologischen Station realisiert haben.“ Mittlerweile sind rund 75 Prozent der Insekten verschwunden. Doch kann jeder von uns mit kleineren Dingen schon etwas bewirken, wie zum Beispiel der junge Familienvater, der mit Frau und Tochter an der Exkursion teilnahm. „Wir haben in unserem Garten auch ein Insektenhotel gebaut“, berichtete er und fand es spannend, mehr über diese Tiere und ihre Gewohnheiten zu erfahren.

Enge Gemeinschaft zwischen Pflanzen- und Bienenarten

In direkter Nähe zum Wildbienenlehrpfad weihte Carmen Dörner die Besucher in die Geheimnisse der Heilkräuter ein. Der Pferdeeppich ist eine sehr alte Pflanze, die in früheren Zeiten anstelle von Sellerie ihre Verwendung fand. Der Alisander, wie der Pferdeeppich auch genannt wird, ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Alle Bestandteile der Pflanze sind essbar. Im Frühjahr erntet man die jungen Blätter, Knospen und Stängel, im Herbst Wurzeln und Samen. Sein Aroma erinnert an Myrrhe, Liebstöckel und milden Stangensellerie.

Die Große Klette, ein eher bizarr anmutendes Gewächs, wurde früher zur Behandlung von Wunden eingesetzt. Im Garten lässt sie sich als Gemüse kultivieren, aber auch als Nahrung für Insekten und Vögel. Die Blüten bilden für viele Bienen und Schmetterlinge eine wertvolle Nektarquelle. Die Zaunrübe, ein gleichfalls bizarres Gewächs, wurde gegen Geschwüre eingesetzt, verdankte ihre Beliebtheit im Mittelalter aber mehr der Tatsache, dass sie der echten Alraune, der Mandragona, ähnelte und sich entsprechend zurechtschnitzen und verkaufen ließ. Aufgrund des üblen Geruchs, den die Wurzeln absondern, trug sie oft den Namen Faulrübe. Doch sie wurde auch Feuerwurzel oder Tollrübe genannt.

Am Wochenende der StadtNatur bot der Botanische Garten neben einer Tanzveranstaltung gleich mehrere Exkursionen an. Die Veranstaltung gibt Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, die Solinger Natur hautnah zu erleben. An dieser Mauer entstehen die neuen Gemüsebeete. (Foto: © Martina Hörle)
Die Veranstaltung StadtNatur gibt Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, die Solinger Natur hautnah zu erleben. An dieser Mauer im Botanischen Garten werden bald neue Gemüsebeete entstehen. (Foto: © Martina Hörle)

Von einem Mönch soll im Mittelalter die Engelwurz während der Pest zu den Menschen gebracht worden sein. Angeblich hat diese Pflanze die Pest besiegt. Daher der Name „Engelwurz“ oder „Angelica archangelica“. Während der großen Pestepidemie in Europa war sie in manchen Gegenden sogar in Gefahr, ausgerottet zu werden. Wie die meisten Doldengewächse ist auch diese Pflanze verdauungsfördernd. Aber Vorsicht: Sie kann fototoxische Reaktionen hervorrufen. Die Haut bekommt Blasen, und es dauert lange, bis der Ausschlag verschwunden ist. Daher von Carmen Dörner der wichtige Hinweis, keine der Pflanzen im Heilpflanzenbeet gedankenlos anzufassen. Eine ganze Reihe von ihnen kann zu allergischen Reaktionen führen.

Im Sinne der StadtNatur geht’s weiter

Nach dem Wochenende der StadtNatur geht’s weiter. Das nächste Projekt des Botanischen Gartens steht schon in den Startlöchern. Entlang der Mauer, die das Rosenbeet von einem Wiesenstück abtrennt, werden vier Gemüsebeete sowie vier Beete mit Färber- und Faserpflanzen entstehen. Für die Gemüsebeete arbeitet Carmen Dörner derzeit an einem umfangreichen Pflegewerk. Die Anbauten erfolgen unter Berücksichtigung von Mischkultur und Fruchtfolge. Im ersten Jahr finden Starkzehrer wie Kartoffeln und Kohl dort ihren Platz, im Folgejahr sind es Mittelzehrer. Dazu zählen Fenchel und Pastinake. Das dritte Jahr gehört mit Radieschen und Kräutern den Schwachzehrern, die sich noch den letzten Rest an Nährstoffen aus dem Boden holen, bevor im vierten Jahr die Gründüngung erfolgt. Dabei werden Pflanzen angebaut, die den Hauptnährstoff Stickstoff in ihren Wurzeln erzeugen oder aus der Luft aufnehmen und dem Boden die Möglichkeit der Regeneration geben. Zu diesen so genannten Leguminosen gehören unter anderem Bohnen oder die Bitterlupine.

Geplant ist eine Zusammenarbeit mit den Schulen. Die Klassen sollen wieder an den Gemüseanbau herangeführt werden und diese Beete selbst bestellen können. Hierbei lernen sie auch, welche Pflanzen sich gegenseitig schützen. Ein wunderbares Projekt und ein weiterer Schritt im Sinne der StadtNatur.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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