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Wunder der Natur – Die Christrose

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Wenn der Garten bereits im Winterschlaf liegt, zeigt die Christrose ihre zauberhaften weißen Blüten. (Foto: © Martina Hörle)
Wenn der Garten bereits im Winterschlaf liegt, zeigt die Christrose ihre zauberhaften weißen Blüten. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Gerade zu der kalten Jahreszeit, wenn der Garten bereits im Winterschlaf liegt, präsentiert sich die Christrose mit ihren zauberhaften weißen Blüten und ihrem dunkelgrünen Blattwerk. Wenn sie ihre flachen Blütenblätter öffnet, zeigt die zauberhafte Blume in ihrer Mitte eine wunderschöne Krone aus unzähligen gelben, spiralförmig angeordneten Staubgefäßen. Gegen Schnee und Frost ist sie gefeit. Sie lässt zunächst zwar Blüten und Blätter herunterhängen, richtet sie aber bei steigenden Temperaturen unbeschadet wieder auf. Aufgrund ihrer Blütenfarbe und der ungewöhnlichen Blühzeit nennt man sie auch Schneerose.

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Christrose blüht bei Schnee und Frost

Die Christrose bevorzugt eine halbschattige bis schattige Lage, wo sie durchaus eine Höhe von etwa 20-30 cm erreichen kann. Auch als Kübelpflanze ist sie gut geeignet. Darüber hinaus bietet sie reichlich Nahrung für Insekten.

Das Original zeigt immer weiße Blüten. Mittlerweile findet man häufig Christrosen in anderen Farben, die aber fälschlicherweise so bezeichnet werden. In Wirklichkeit handelt es sich um so genannte Lenzrosen. Die Lenzrosen beginnt später zu blühen, dafür aber länger, oft bis zum späten Frühjahr. Ihre Farben reichen von Weiß über Rosa bis Violett, mal changierend, mal gefüllt. Beide Sorten gehören zur Familie der Nieswurze, lateinisch Helleborus. „Nieswurz“ weist schon auf die frühere Bedeutung hin. Die getrocknete Wurzel wurde zu Pulver verarbeitet und als Schnupftabak verwendet. Sie war ein Bestandteil des „Schneeberger Schnupftabaks“ und hielt ebenfalls Einzug in das Märchen „Zwerg Nase“ von Wilhelm Hauff. Noch heute sind pulverisierte Wurzeln Bestandteil von Schnupftabak und Niespulver.

Viele Blumen, die als Christrose bezeichnet werden, sind eigentlich Lenzrosen, die aber ebenfalls zur Familie der nieswurze gehören. (Foto: © Martina Hörle)
Viele Blumen, die als Christrose bezeichnet werden, sind eigentlich Lenzrosen, die aber ebenfalls zur Familie der nieswurze gehören. (Foto: © Martina Hörle)

In früheren Zeiten verwendete man die Christrose als Brech- und Abführmittel. Die Blume trägt auch den Namen „Eberwurz“. Der stammt aus dem 17. Jahrhundert. Damals setzte man die Pflanze bei Tieren zur Behandlung von Husten, Vergiftungen und Schweinepest ein.

Der Wirkstoff Helleborus war im Mittelalter als Universalmittel überaus beliebt und wurde unter anderem zur Behandlung von Depressionen und Wahnsinn angewendet. Er gehört ebenso wie Saponine und Protoanemonin zu den giftigen Bestandteilen der Christrose. Das enthaltene Hellebrin wirkt ähnlich wie Digitalis. Helleborus bedeutet übersetzt sinngemäß „giftige Nahrung“. Das griechische „helein“ steht für töten und „bora“ ist die Nahrung.

Vielfache Anwendung in der Heilkunde

Die getrockneten Blätter verstreute man in der Wohnung, um sie von bösen Geistern zu reinigen. Teile der Pflanze wurden in aufgestochene Pestbeulen gegeben. Paracelsus braute aus der Christrose ein Elixier, das ein langes, gesundes Leben fördern sollte. Hippokrates hingegen hielt sie für ein geeignetes Mittel zur Abführung und Harntreibung. Die Verabreichung von Nieswurz sollte zur Schärfung der Sinne und des Verstandes beitragen. Gegen Schwerhörigkeit steckte man dem Patienten Wurzeln in die Ohren.

Der 1755 in Meißen geborene Samuel Hahnemann, Arzt und medizinischer Schriftsteller, entdeckte im Jahr 1796 die Wirkung der Christrose bei Ängstlichkeit, Unentschlossenheit, Verzweiflung und ähnlichen Symptomen. Hahnemann gilt als Begründer der Homöopathie. Auch heute wird bei diesen typischen Anzeichen oft die Christrose eingesetzt, die manchmal intensiver zu wirken scheint als Johanniskraut.

Die Christrose ist bei Insekten überaus beliebt. Solange es warm genug ist, fliegen die Bienen zielstrebig zu dieser willkommenen Nahrungsquelle. (Foto: © Martina Hörle)
Die Christrose ist bei Insekten überaus beliebt. Solange es warm genug ist, fliegen die Bienen zielstrebig zu dieser willkommenen Nahrungsquelle. (Foto: © Martina Hörle)

Obendrein sind Tiere gefährdet, insbesondere junge Hunde und Katzen. Pferde können mit Herzbeschwerden auf die Pflanze reagieren, wenn sie irrtümlich ins Futter bzw. Heu geraten ist. Deshalb sollte man verstärkt darauf achten, dass weder Kinder noch Tiere mit der Pflanze in Berührung kommen. Vergiftungen zeigen sich bei Kindern durch Schwindel oder Durchfall. Tiere reagieren mit vermehrter Speichelbildung und Erbrechen. Durch austretenden Saft können nicht selten Hautreizungen hervorgerufen werden. Deshalb wird geraten, bei Gartenarbeiten Handschuhe zu tragen.

Doch auch eine giftige Pflanze hat ihre Feinde. Die Christrose ist häufig von der Schwarzfleckenkrankheit ebenso wie von Mehltau betroffen. Die befallenen Stellen sollten großzügig herausgeschnitten werden. Hin und wieder treten Blattläuse und Schnecken auf.

Christrose – ein Symbol der Hoffnung

Die Bezeichnung „Christrose“ ist abgeleitet von Christus. Einerseits blüht die Pflanze genau zu der Zeit, in der man die Geburt von Jesus Christus feiert, andererseits gilt die Blume als Symbol der Hoffnung. In der dunkelsten Jahreszeit zeigt sie die schönsten Blüten. Eine Legende erzählt, dass die Hirten, als sie sich auf den Weg zur Krippe machten, Geschenke mitnahmen. Nur einer von ihnen war so arm, dass er keine Gabe überbringen konnte. Nicht einmal eine Blume hatte er finden können. Als die Tränen, die er vergoss, den Boden berührten, wuchsen dort Blumen mit wunderbaren schneeweißen Blüten. So konnte auch er ein Geschenk übergeben. Die Vermutung liegt nahe, dass die Rose, von der in dem schönen alten Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ gesungen wird, nicht die klassische Rose gemeint ist, sondern vielmehr die zu eben dieser Zeit blühende Christrose.

Die Lenzrosen zeigen sich in einer Vielzahl von wunderbaren Farben. (Foto: © Martina Hörle)
Die Lenzrosen zeigen sich in einer Vielzahl von wunderbaren Farben. (Foto: © Martina Hörle)

Eine andere Geschichte erzählt von einem Germanenfürst, der nichts vom christlichen Glauben hielt. „Eh’ ich dem Christengott mich beugte und unterm Kreuze sollte knien, eh’ müssten hier vor meinen Augen die Rosen unterm Schnee erblühn.“ So sprach der Fürst. In der Nacht pflanzte ein Engel Blumen unter dem Fenster des Mannes. Als der Fürst sie am nächsten Morgen erblickte, bekannte er sich zum Christentum.

Die griechische Mythologie erzählt von dem Meeresgott Proteus, der die Gabe hatte, sich in alle möglichen Tiere verwandeln zu können. Mit diesen ständigen Gestaltänderungen verwirrte er seine drei Töchter so sehr, dass sie von sich selbst glaubten, sie seien Kühe. Sie konnten durch drei Helleborus-Wurzeln geheilt werden.

Wetterorakel in der Weihnachtsnacht

Noch heute stellt man in verschiedenen Regionen als Wetterorakel in der Weihnachtsnacht zwölf Knospen der Christrose ins Wasser, eine Knospe für jeden Monat des kommenden Jahres. Öffnet sich die Knospe, sagt das gutes Wetter voraus. Wenn nicht, dann nicht.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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