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Linui: Künstlerkollektion mit Tierblut bedruckt

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Eine neue Künstlerkooperation: (v. li.) Julian Böhm, Ingo Schleutermann, Nadine Gabriel, Janine Werner. Julian Böhm (Linui) druckt mit Tierblut surrealistische Motive der Künstler in einer limitierten Auflage auf T-Shirts. (Foto: © Martina Hörle)
Eine neue Künstlerkooperation: (v. li.) Julian Böhm, Ingo Schleutermann, Nadine Gabriel, Janine Werner. Julian Böhm (Linui) druckt mit Tierblut surrealistische Motive der Künstler in einer limitierten Auflage auf T-Shirts. (Foto: © Martina Hörle)
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SOLINGEN (mh) – Linui, das ist Julian Böhm. Mit einer selbst hergestellten Druckmaschine kreiert der 33-Jährige hochwertige Shirts. Tierblut wird im Siebdruckverfahren auf das T-Shirt gepresst. So entstehen einzigartige Unikate.

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Die Idee dazu hatte Julian Böhm, als er sich beim Kickboxen die Nase brach. Beim Warten im Krankenhaus fiel sein Blick auf das T-Shirt. Ein rot gesprenkeltes Muster. Doch von der Idee zur Umsetzung war ein weiter Weg. Zunächst skeptisch begann Böhm trotzdem zu experimentieren. Er übertrug seine Zeichnungen über Folie auf ein Sieb. Dann baute er sich eine Druckmaschine und spachtelte Tierblut auf das eingespannte Shirt.

T-Shirts mit Tierblut bedruckt

„Der Siebdruck ist prädestiniert für Textildruck“, erklärt Julian Böhm. „Das Motiv wird zunächst auf Folie gedruckt, die Folie auf einen Siebdruckrahmen gespannt, der vorher mit Emulsion überzogen wurde. Dann wird die Folie belichtet. Durch den Lichteinfall erhärtet sich das Gewebe. Auf diese Weise erstelle ich zuerst das Negativ, das danach auf das T-Shirt gedruckt wird und sich in ein Positiv umkehrt.“

Ingo Schleutermann hat die Leichtigkeit und Freiheit des Schmetterlings mit dem Tod konfrontiert. Leben und Tod gehören zusammen. (Foto: © Martina Hörle)
Ingo Schleutermann hat die Leichtigkeit und Freiheit des Schmetterlings mit dem Tod konfrontiert. Leben und Tod gehören zusammen. (Foto: © Martina Hörle)

Bei den Metzgereien stieß Böhm zunächst auf eine gehörige Portion Skepsis. Eine erklärte sich schließlich bereit, ihm Tierblut zu überlassen. „Ich habe genau erklärt, was ich vorhabe“, so Böhm. „Dieses Projekt fand der Metzger zumindest interessant.“ Pro Shirt benötigt Böhm rund eineinhalb Stunden Arbeitszeit und ein Schnapsgläschen voll Blut.

Besonders wichtig ist dem Designer, dass Blut und Bild eine Einheit darstellen. Deshalb hat er meist anatomische Motive ausgesucht. Blutdruck auf T-Shirts. „Man kann auf den ersten Blick gar nicht erkennen, dass es sich um Blut handelt. Es bleibt dem jeweiligen Träger überlassen, ob er es verrät oder nicht.“

10 Prozent der Erlöse für Tierschutz

Sein Label nennt er Linui. Das Wort ist aus dem Lateinischen abgeleitet. Linere bedeutet „schmieren, beschmutzen“. Das Anliegen des Künstlers ist es, etwas negativ Behaftetes in etwas Positives umzudrehen. Gleichzeitig will er mit seiner Arbeit die Aufmerksamkeit auf die Tierhaltung lenken. „Einem Tier soll mehr Wertschätzung entgegengebracht werden. Wenn es schon sterben muss, sollen die Überreste nicht achtlos entsorgt werden. Vieles kann verwendet werden.“ Gerne möchte er den Tieren etwas wiedergeben. Zehn Prozent aller Einnahmen gehen an Tierschutzorganisationen.

Blut sieht Böhm als hochwertig an. Und wenn man diesen Gedanken in die Medizin überträgt, hat er damit absolut Recht. Ohne Blut kein Leben. Auch in der Nahrung hat es seinen Platz. Ein englisch gebratenes Steak ist ziemlich blutig, Blutwurst eine Delikatesse. Alle T-Shirts sind aus 100 Prozent biologischem Anbau, fair trade gehandelt und hochwertig verarbeitet. Das Blut ist ohne jeglichen Zusatz von Chemie. Wie Julian Böhm es vor dem Gerinnen schützt und das Shirt waschbar macht, bleibt sein Geheimnis.

Janine Werners Motiv „Camille“ ist mit Schweineblut gedruckt. Blut ist der natürlichste aller Rottöne. (Foto: © Martina Hörle)
Janine Werners Motiv „Camille“ ist mit Schweineblut gedruckt. Blut ist der natürlichste aller Rottöne. (Foto: © Martina Hörle)

Das Bestreben des Künstlers, die Sicht auf etwas (scheinbar) Negatives zu verändern, passt zu der bemerkenswerten Hans-Ruedi Giger Tribut-Ausstellung, aus der bis zum kommenden Wochenende zahlreiche Werke in den Ateliers AndersARTig und KünstlerPack zu sehen sind. Giger setzte die Angst der Faszination gegenüber, vereinigte Gegensätze, machte das Verborgene sichtbar. Janine Werner und Ingo Schleutermann sind mit ihren Werken ebenfalls in der Ausstellung vertreten. Für eine Künstleredition haben sie Julian Böhm eigene surrealistische Motive zur Verfügung gestellt.

Ingo Schleutermann meint hierzu: „Mir gefällt das Anliegen von Julian Böhm, die Aufmerksamkeit auf die Massentierhaltung zu lenken. Es geht bei seinem Projekt nicht ausschließlich um Blut. Das ist nur einer der Aspekte. Seine ökologische Sichtweise finde ich sehr gut.“ Schleutermann hat das Motiv eines Schmetterlings gewählt – ein Freiheitssymbol. Den Körper bildet ein Totenkopf. Gegensätze zu einer Einheit verschmolzen. „The Admiral“ wird gedruckt mit reinem Rinderblut. Das Motiv von Janine Werner ist eine Frauengestalt mit Namen „Camille“, ein Druck mit dem natürlichsten aller Rottöne.

Limitierte Künstlerkollektion online erhältlich

Dritte im Bunde ist Nadine Gabriel, Theatermalerin bei den Wuppertaler Bühnen. Sie stellt derzeit einige ihrer Werke im Atelier Rahmenkunst bei Michael Boeck aus. Ihr Hauptmotiv sind Tiere in skurrilen Situationen, so wie Hasen auf Untertassen. Auch sie ist fasziniert von Julian Böhms neuem Projekt. „Das Drucken mit Blut hat mich keinesfalls abgeschreckt. Es ist einfach eine andere Sichtweise auf die Dinge. Das Material ist ja absolut organisch.“ Ihr Motiv, für das ebenfalls Rinderblut verwendet wird, trägt den Namen „UniCow“.

Jedes Shirt ist von den Künstlern signiert und in einer Auflage von je 25 Stück erhältlich. Alle Unikate sind mit einer individuellen Seriennummer auf einem Leder-Streifen versehen. Außerdem findet sich eine kurze Pflegeanleitung im Inneren: Mit Feinwaschmittel bei 30 Grad waschen. Mit der Zeit nimmt die Struktur des Drucks einen Used Look an. Erhältlich sind die Artikel über die Linui Homepage.

Nadine Gabriel malt am liebsten Tiere in skurrilen Situationen. Sie hat als Motiv die „UniCow“ gewählt. (Foto: © Martina Hörle)
Nadine Gabriel malt am liebsten Tiere in skurrilen Situationen. Sie hat als Motiv die „UniCow“ gewählt. (Foto: © Martina Hörle)

Eine maritime Kollektion ist schon in der Probephase. Nautische Motive, die mit Sepia gedruckt werden. Über seine Märchenkollektion hüllt sich Julian Böhm noch in Schweigen.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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