SOLINGEN (bgl) – Der 27. Januar ist ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Am 27. Januar 1945 erreichte die Rote Armee Auschwitz und befreite das dortige Konzentrations- und Vernichtungslager. Zu diesem Zeitpunkt war Zofia Posmyz nicht mehr in Auschwitz. Zweieinhalb Jahre war sie im Frauenlager Auschwitz-Birkenau gefangen, bevor sie kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee auf den Todesmarsch nach Ravensbrück geschickt wurde. Befreit wurde die polnische Autorin erst am 2. Mai 1945 in einem Nebenlager des KZ Ravensbrück.
Die 1923 in Krakau geborene Posmyz verarbeitete ihre Erlebnisse in den Lagern der Nazis in verschiedenen Werken. Ihr 1962 erschienenes Buch „Die Passagierin“ bildet schließlich den Mittelpunkt einer literarischen Ausstellung, die heute Abend im Zentrum für verfolgte Künste im Gräfrather Kunstmuseum eröffnet wird. Zofia Posmyz (93) ist dafür eigens nach Solingen angereist. „Wir haben hier eine Literaturausstellung, die sich auch auf Auschwitz bezieht“, erklärt Dr. Rolf Jessewitsch, Leiter des Zentrums für verfolgte Künste.
Kooperation mit Krakauer Kunstmuseum
In ihrem autobiografischen Roman „Die Passagierin“ erzählt Posmyz die Geschichte aus Sicht einer Täterin. Bereits 1963 wurde der Roman verfilmt. Regelmäßig wird das Stück als Oper aufgeführt. In der Oper Gelsenkirchen wurde „Die Passagierin“ bereits gestern erstmals aufgeführt. Im Gelsenkirchener Musiktheater wurde ebenfalls gestern eine Ausstellung mit Leihgaben aus Solingen eröffnet. Die Ausstellung „Literarische Bilder des Holocaust. Die Passagierin von Zofia Posmysz“ im Zentrum für verfolgte Künste wird gemeinsam mit dem Museum für Gegenwartskunst in Krakau (MOCAK) und der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz umgesetzt.
„Wir haben einige geografische Gründe, uns stark mit diesem Thema auseinanderzusetzen“, betont Dr. Maria Anna Potocka, Direktorin des MOCAK Museum für Gegenwartskunst in Krakau. Krakau ist rund eine Autostunde von Auschwitz entfernt. Zudem ist das Museum für Gegenwartskunst in der ehemaligen Fabrik „Emalia“ des deutschen Fabrikanten und „Gerechten unter den Völkern“ Oskar Schindler in der Krakauer Lipowastraße untergebracht.
Aussagen der Überlebenden des Holocaust festhalten
Das MOCAK verfolgt das Ziel, die Aussagen der Zeugen über ihre Erlebnisse während des Holocaust in die Zukunft zu tragen. Das könne in Schriftform, aber auch im Film geschehen. Nicht zuletzt deshalb werden im Zentrum für verfolgte Künste während des gesamten Ausstellungszeitraums Ausschnitte des Films „Aufseherin Franz“ gezeigt, in dem Zofia Posmysz über ihre Zeit im KZ Auschwitz berichtet.
Neben Museumsdirektorin Dr. Maria Anna Potocka ist auch Magdalena Mazik, Leiterin der Bibliothek des MOCAK Museum für Gegenwartskunst in Krakau, nach Solingen gereist. Sie ist Kuratorin der Ausstellung „Die Passagierin von Zofia Posmysz“. „Wir sind sehr stolz darauf, mit dem Zentrum in Solingen zusammenarbeiten zu können. Uns ist es sehr wichtig, ein Netzwerk mit Partnern aufzubauen, die das gleiche Ziel verfolgten“, macht Dr. Maria Anna Potocka deutlich. Mit diesem Ansinnen rannten die Krakauer Gäste beim Zentrum für verfolgte Künste freilich offene Türen ein.
„Literarische Bilder des Holocaust. Die Passagierin von Zofia Posmysz“
Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen, 27. Januar bis 26. Februar 2017. Eröffnung heute, 19.30 Uhr im Gräfrather Kunstmuseum.