SOLINGEN (mh) – Nach einer zweijährigen Corona-Pause hatte sich am Sonntag der Botanische Garten wieder in einen Ort der Literatur verwandelt. Lange vor 14 Uhr standen die Lesehungrigen mit Taschen vor der Tür und warteten darauf, sich mit neuem Lesestoff versorgen zu können. Was vor Jahren als einmalige Aktion geplant war, hat sich mittlerweile zum Selbstläufer entwickelt. In diesem Jahr zeigte sich die Bücherbörse wieder als großartiger Besuchermagnet.
Bücherbörse macht Grünanlage zum Ort der Literatur
Im früheren Mutterpflanzenhaus lagen auf meterlangen Tischen unzählige Bücher, gesammelt von Literaturfreunden, Bookcrossern und Besuchern des Botanischen Gartens. Es war ein ununterbrochenes Kommen und Gehen. Der Besucherstrom riss nicht ab. Immer wieder öffnete sich die Eingangstür, ließ scharenweise Besucher herein. Taschen vollgepackt mit Büchern wurden gebracht. Kaum waren sie geleert, boten sie Platz für neue Bücher. Nach der langen Pause waren die Leseratten natürlich ausgehungert nach Lesestoff. Manche Besucher schauten sich den Trubel erst mal vom Eingang aus an. „Wo fangen wir denn am besten an?“ Das musste gut überlegt sein. Schließlich wollte man ja nichts verpassen. Andere stürzten sich, mit Rucksäcken und Taschen ausgestattet, einfach ins Getümmel. Überall kam man ins Gespräch. Spätestens bei dem Satz: „Eigentlich wollte ich gar nichts mitnehmen“, war das Gelächter groß. Bücherfreunde kennen dieses Problem nur zu gut.
„Wir haben wieder eine bunte Mischung aus Romanen, Krimis, Sachbüchern, Tier- und Kochbüchern auf den Tischen“, meinte Stiftungsmitglied Claudia Elsner-Overberg. „Besonders gefragt sind natürlich immer Kinderbücher.“ Davon hatte sie selbst viele beigesteuert. Aufgrund des schönen Wetters wurden auch die Mauern vor den Gewächshäusern reichlich mit Lesematerial bedacht.
Bunte Mischung auf meterlangen Tischen
Hier stand Ehrenamtlerin Carmen Dörner mit einem großen Berg Lesezeichen aus Leder. „Die Lesezeichen sind aus dem Nachlass meines Vaters. Er hat überall Lederreste gesammelt und dann mit einer Lochzange eigene Muster eingearbeitet. Dieses Hobby hat er sehr geliebt. Er hatte so viel Freude an den Farben, Formen und Materialien. Und ich dachte mir, dass die Lesezeichen zu der Bücherbörse super passen.“ Gegen eine kleine Spende für den Botanischen Garten durfte sich jeder Besucher etwas aussuchen.
Die Idee zur Bücherbörse entstand vor einigen Jahren, als Claudia Elsner-Overberg und Matthias Nitsche, stellvertretender Leiter der Stiftung, sich über den Bücherschrank neben der Lesehalle unterhielten. Elsner-Overberg betreut diesen Schrank gemeinsam mit den Bookcrossern. Er stößt bei den Besuchern immer auf reges Interesse. „Wir haben den Schrank vor der Bücherbörse ausgeräumt. Rund drei Schubkarren voller Bücher standen drin“, so Nitsche. Die gesellen sich zu dem anderen Buchmaterial. Am Ende der Veranstaltung wird der Schrank mit neuen Werken bestückt.
Bücherbörse: Hunderte Besucher stöberten im Lesestoff
Die Bücherbörse ist jedes Jahr ein Renner und hat sich zu einem Selbstläufer entwickelt. Alle Bücher werden kostenlos abgegeben. Es wird auch kein Eintritt erhoben. Deshalb warten Spendendosen auf freundliche Berücksichtigung. Die Spenden werden ausschließlich für die Erhaltung des Gartens verwendet.
Man ist im Grünen, es ist trocken. So steht der Bücherschau nichts im Wege. „Die Aktion ist eine der Möglichkeiten, für die Pflege des Botanischen Gartens zu sammeln“, erklärte Elsner-Overberg. „Hier wird enorm viel ehrenamtliche Arbeit geleistet, um die Anlage für die Besucher zu erhalten.
„Früher fand die Bücherbörse ja immer in der Orchideenhalle statt“, erklärte Sabine Schulz-Wolff, die neue Vorstands-Vorsitzende. Sie ist die Nachfolgerin von Dr. Fleischer, der den Vorsitz abgegeben hat, aber nach wie vor als Vorstands-Mitglied dabei ist. „Die Aktion findet jetzt im „Grünen Klassenzimmer“ statt. Wir nutzen das Klassenzimmer schon für diverse Veranstaltungen, Mal- und Spinnkurse, Vorträge und mehr.“ In Kürze ist im Zusammenhang mit dem Zwiebeltag ein Vortrag über Tulpen geplant. Auch Kakteen-Workshops finden bereits hier statt.
Tauschbörse ist nachhaltig
Die Bücherbörse ist ein wunderbares Beispiel für Nachhaltigkeit. Bücher mit anderen auszutauschen statt zu entsorgen, wirkt der Papierverschwendung entgegen und macht außerdem Spaß. Die Bücher werden kostenfrei abgegeben. Doch jede finanzielle Unterstützung kommt der Anlage zugute. Deshalb standen auch diesmal auf den Büchertischen Spendendosen bereit.
Während ein Teil der Besucher anschließend ein leckeres Eis am Gartenkiosk genoss, nutzten andere die Gelegenheit für einen ausgiebigen Spaziergang in dem blütenprächtigen Park, der gerade wieder alle Register der Farbenpracht zieht.