Start Aktuelles Sulamith Wülfing wird 120 – Sonderschau von Yvette Endrijautzki

Sulamith Wülfing wird 120 – Sonderschau von Yvette Endrijautzki

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Ein Jahr lang hatte die Wuppertaler Künstlerin und Galeristin Yvette Endrijautzki auf diese Veranstaltung hingearbeitet. Am letzten Samstag fand die Eröffnung der großen Sonderschau zu Ehren der Wuppertaler Künstlerin Sulamith Wülfing statt. (Foto: © Martina Hörle)
Ein Jahr lang hatte die Wuppertaler Künstlerin und Galeristin Yvette Endrijautzki auf diese Veranstaltung hingearbeitet. Am letzten Samstag fand die Eröffnung der großen Sonderschau zu Ehren der Wuppertaler Künstlerin Sulamith Wülfing statt. (Foto: © Martina Hörle)

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SOLINGEN (mh) – Die Wuppertaler Künstlerin und Galeristin Yvette Endrijautzki präsentierte am vergangenen Samstag als Höhepunkt ihres Herzensprojektes „120 Jahre Sulamith Wülfing – die vergessene Tochter der Stadt“ eine beeindruckende Vernissage mit regionalen, nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern im Atelier Pest-Projekt im Südpark. Sie alle hatten sich mit der 1989 im Alter von 88 Jahren verstorbenen Illustratorin auseinandergesetzt und auf ihre ganz persönliche Art interpretiert. Begleitend zu diesen Arbeiten hatte die Firma EXCIT3D, spezialisiert auf 3D-Druck, Augmented- und Virtual Reality, die historische Figur virtuell wiederbelebt.

120 Jahre Sulamith Wülfing

Ein Jahr hatten die Vorbereitungen gedauert. „Ich habe manchmal nicht mehr daran geglaubt, dass es noch klappen würde“, gestand Yvette Endrijautzki etwas erschöpft, aber glücklich. Noch am Tag der Ausstellung fiel so manche ungeplante und unerwartete Aufgabe an. Und dann spielte die Technik ebenfalls nicht wie gewünscht mit. Doch letztendlich war die Eröffnung der Ausstellung ein voller Erfolg. Die zahlreichen Besucher schauten sich interessiert die vielen und vielfältigen Ausstellungsstücke an und tauschten künstlerische Erfahrungen aus.

Endrijautzkis Kunstwerk „Mother Pearl“, eine Assemblage Skulptur, ist eine Hommage an die verstorbene Ausnahmekünstlerin Wülfing. (Foto: © Martina Hörle)
Endrijautzkis Kunstwerk „Mother Pearl“, eine Assemblage Skulptur, ist eine Hommage an die verstorbene Ausnahmekünstlerin Wülfing. (Foto: © Martina Hörle)

Geboten wurde eine bunte Mischung aus Live-Musik, Ausstellung und Interviews, in der Moderator Oliver Buchta nonchalant durch den Abend führte. Obendrein gab es eine Fülle von Informationen über die weltbekannte Ausnahmekünstlerin Sulamith Wülfing, die im Januar 120 Jahre alt geworden wäre. Zum Auftakt spielte das Duo Loop Dreams, bestehend aus dem Solinger Gitarristen Uli Galden und dem Wuppertaler Cellisten Ralf Werner, einen Ausschnitt aus ihrem reichhaltigen musikalischen Programm.

Live-Musik, Ausstellung und Interviews

Die märchenhaften Feengestalten, Naturwesen und Engelsbilder, die sich in ihren behutsam aquarellierten Zeichnungen widerspiegeln, waren das Markenzeichen der 1901 in Elberfeld geborenen Visionärin, die sich immer ein Gespür für das Übersinnliche bewahrt hatte. Die Spiritualität prägte ihr Leben und ihre Kunst nachhaltig. 1929 gründete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Otto Schulze einen eigenen Kunstverlag. Im Dritten Reich jedoch galten ihre Werke als „entartet“. Mit dieser Ausstellung wollte Endrijautzki der Künstlerin die Ehre zukommen lassen, die sie schon zu Lebzeiten verdient hätte, die ihr aber mehr im Ausland als in ihrer Heimat zuteil geworden war. Als die Galeristin Peter Amann von diesem Projekt erzählte, war er sofort Feuer und Flamme und bot ihr seine Ausstellungsräume an.

Rund 25 regionale, nationale und internationale Künstler haben sich mit ihren vielfältigen Arbeiten an dieser Ausstellung beteiligt. (Foto: © Martina Hörle)
Rund 25 regionale, nationale und internationale Künstler haben sich mit ihren vielfältigen Arbeiten an dieser Ausstellung beteiligt. (Foto: © Martina Hörle)

Als symbolistische und surreale Künstlerin fühlte sich die Betreiberin der Nautilus-Galerie verpflichtet, die großartige Sulamith Wülfing wieder in Erinnerung zu rufen. Ihr Kunstwerk „Mother Pearl“, eine Assemblage Skulptur, ist eine Hommage an die verstorbene Elberfelderin. Rund 25 Künstler konnte sie für ihr Projekt gewinnen. Die meisten hatte sie selbst angesprochen. Andere kamen von sich aus auf die Galeristin zu und fragten nach einer Teilnahmemöglichkeit. Auch in der Welt des Tarot hat Sulamith Wülfing Einzug gehalten. In dem kürzlich von Endrijautzki kreierten Pille Palle Tarot (bislang besteht es nur aus den großen Arkana) ziert ihr Konterfei die Karte Nr. 18: „Die Mondin“.

Regionale, nationale und internationale Künstler

Einige der teilnehmenden Künstler waren bei der Vernissage anwesend, wie Doris Faassen. Die gebürtige Hildenerin lebt heute in Wuppertal und widmet sich hauptsächlich der malerischen und zeichnerischen Darstellung des weiblichen Aktes. Nach Kontakt zu der Galeristin hatte sie sich mit der Thematik auseinandergesetzt und über das von Wülfing beliebte Motiv eines Engels den Bezug hergestellt. Ihr 60 x 50 cm großes Werk in Acryl auf Leinwand kombiniert 3D-Ansicht mit zweidimensionaler Darstellung. Sie sieht das Bild als subjektiven Ausdrucksraum.

Künstler Ingo Schleutermann arbeitet, ebenso wie die verstorbene Künstlerin, im Bereich der visionären Kunst. Seine Farbstiftzeichnung spiegelt die Endphase der Künstlerin wieder, in der sie bereits eine gewisse Todessehnsucht zeigte. (Foto: © Martina Hörle)
Künstler Ingo Schleutermann arbeitet, ebenso wie die verstorbene Künstlerin, im Bereich der visionären Kunst. Seine Farbstiftzeichnung spiegelt die Endphase der Künstlerin wieder, in der sie bereits eine gewisse Todessehnsucht zeigte. (Foto: © Martina Hörle)

Janine Werner vom Atelier AndersARTig kennt die Galeristin seit rund 30 Jahren. „Ich finde ihre Kunst einfach großartig, auch das, was sie in Amerika auf die Beine gestellt hat.“ Nach Endrijautzkis Rückkehr nach Deutschland wurde der Kontakt wieder enger. „Am Thema Sulamith Wülfing gefällt mir besonders, dass sie sich immer schon mit dem Frauenbild auseinandergesetzt hat. Das ist genau die Thematik, mit der auch ich mich befasse.“ Neben einem größeren Werk hängt von Janine Werner auch eine Miniatur aus Aquarell und Tusche auf Papier an der Wand.

Viele Berührungspunkte zu Wülfings Werken

Ingo Schleutermann findet ebenfalls viele Berührungspunkte zu Wülfings Werken. „Ich arbeite selbst im Bereich der visionären Kunst.“ Häufig zieht er seine Inspiration aus Themen wie Vergänglichkeit, Zwischenwelten und Totenkult. Seine Farbstiftzeichnung spiegelt die Endphase der Künstlerin wieder, in der sie bereits eine gewisse Todessehnsucht zeigte. „Sie hat zu dieser Zeit viele Flugwesen gezeichnet, die ihr Schutz bieten sollten. Sie sah sich dadurch in einem sicheren Kokon.“ Diese Empfindungen hat Schleutermann aufgegriffen. Das Frauenbildnis trägt auf der Stirn eine Spirale als Kreislauf des Lebens. Der Tod hat als Falter auf dem Kopf Platz genommen.

Der Wuppertaler Edwin Markert hat die große Künstlerin viele Jahre als Nachbarin kennengelernt. Zur Veranstaltung trägt er ein selbstverfasstes Gedicht über Sulamith Wülfing vor. (Foto: © Martina Hörle)
Der Wuppertaler Edwin Markert hat die große Künstlerin viele Jahre als Nachbarin kennengelernt. Zur Veranstaltung trägt er ein selbstverfasstes Gedicht über Sulamith Wülfing vor. (Foto: © Martina Hörle)

Edwin Markert hatte es sich als Zeitzeuge nicht nehmen lassen, zur Ausstellung zu kommen. Er hat die Malerin von frühester Kindheit gekannt. „Dass sie eine Künstlerin war, haben wir früher nie wirklich zur Kenntnis genommen. Sie war eine Nachbarin. Man begegnete sich häufig und kannte sich gut. Sie war schlicht und einfach Sulamith Wülfing bzw. nach ihrer Heirat Sulamith Schulze.“ Später, zu Markerts Teenagerzeit, registrierte er doch die Künstlerin in ihr. “In Geschäften und Apotheken hingen Bilder und immer lagen Kalender von ihr für die Kunden aus.“ Markert hat über Wülfing ein Gedicht in Wuppertaler Mundart geschrieben, was er im Laufe des Abends vorträgt. Entstanden ist es am 1. Januar 2001, dem Geburtstag der Künstlerin. Für die Ausstellung hat er einige Originale zur Verfügung gestellt.

Auch Wülfings Nachbar war da

Ab 20 Uhr sorgte das Quartett Endeevior, bestehend aus Bassistin und Sängerin Inga Eichler, Pianist Peter Köcke, Saxophonist Andre Schura sowie Schlagzeuger Hendrik Eichler mit aktuellen Eigenkompositionen für schwungvolle jazzige Unterhaltung.

Bis zum 15. Oktober ist die Ausstellung im Atelier Pest-Projekt zu besichtigen.

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Martina Hörle, geprüfte Betriebswirtin, ist freiberuflich als Text-/Fotojournalistin und Autorin tätig. Sie organisiert kulturelle Veranstaltungen und hat im Herbst 2014 die Solinger Autorenrunde ins Leben gerufen.

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