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Humboldt-Kulturnacht rund um Mensch und Maschine

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Humboldt-Kulturnacht im Industriemuseum: Das Chorprojekt fasste seine Überzeugung mit dem Lied
Humboldt-Kulturnacht im Industriemuseum: Das Chorprojekt fasste seine Überzeugung mit dem Lied "Ich bin doch keine Maschine" in klare Worte und erhielt vom Publikum begeisterten Applaus. (Foto: © Sandra Grünwald)

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SOLINGEN (sg) – Der Ansturm auf das LVR-Industriemuseum war groß, als das Humboldt-Gymnasium am Freitag zu seiner 10. Kulturnacht eingeladen hatte. Erst kurz zuvor war die Sonderausstellung „Die Mitmachmaschine“ eröffnet worden. In Anlehnung an diese Ausstellung machten sich die Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums eine Woche lang intensiv Gedanken zum Thema Mensch und Maschine. Unter dem Titel „Maschinen-Welt – Machst du mit?“ haben die Schüler in rund 30 Projekten die unterschiedlichsten Sichtweisen auf das Verhältnis von Mensch zu Maschine ausgearbeitet. Entstanden sind Gedichte und Theaterstücke, kinetische Kunst und Perpetuum Mobiles. Es wurden Modelle gebastelt, QR-Codes mit Daten und Fakten hinterlegt, ein Chor studierte das Lied „Ich bin doch keine Maschine“ ein, Steampunk-Accessoires wurden kreiert.

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Kleine Roboter führten durch die Ausstellung

Sie wirkten ein wenig eckig und kantig, die kleinen Roboter, die am Eingang auf die Besucher warteten, um sie durch die Ausstellung zu führen. Die liebevoll selbst gebastelten Roboter-Kostüme ließen kaum eine Ahnung zu, welche Schüler sich wohl dahinter verbergen mochten. Schon in der Eingangshalle konnten die Besucher der Frage auf den Grund gehen, ob ein Perpetuum Mobile wirklich möglich ist. Gemeinsam mit seiner Projektgruppe hat Noah (12) einen ewigen Wasserkreislauf gebaut.

Auf einem Kasten war ein durchsichtiger Schlauch angebracht, ein geschlossener Kreis, durch den das Wasser auf der einen Seite nach unten und auf der anderen Seite nach oben floss. Es brauchte schon ein sehr gutes Auge, um zu erkennen, dass im unteren Teil des Schlauches das Wasser stillstand. Also doch nur ein Fake? Tatsächlich. Noah verriet das Geheimnis: „Der Schlauch führt in den Kasten.“ Wohl versteckt unter Klebeband. „Und im Kasten ist eine Pumpe in Betrieb, die das Wasser hochpumpt.“

Lieber Selbstgemachtes als Massenware

Emma (17), Elli (15) und Mia (15) haben in ihrer Projektgruppe die Produktion von Gegenständen unter die Lupe genommen. Herausgekommen ist der Stand „Handmade vs Massenprodukt“ und jede Menge kreative selbstgemachte Sachen, wie witzige Kakteen-Kerzen, Kerzenhalter, Stofftiere, Taschen. Während des Projektes haben die Schülerinnen einiges herausgefunden. „Man kann Handmade viel persönlicher machen“, erklärte Emma. „Man investiert viel Zeit.“

Emma, Elli und Mia präsentierten an ihrem Stand "Handmade vs Massenprodukt" eine Auswahl von kreativen Geschenkideen, die sie während der Projektwoche selbst hergestellt hatten. (Foto: © Sandra Grünwald)
Emma, Elli und Mia präsentierten an ihrem Stand „Handmade vs Massenprodukt“ eine Auswahl von kreativen Geschenkideen, die sie während der Projektwoche selbst hergestellt hatten. (Foto: © Sandra Grünwald)

Das gebe den Dingen eine besondere Bedeutung. Das meinte auch Mia: „Etwas Selbstgemachtes ist schöner, als die Massenprodukte. Es ist einzigartig.“ Und Elli fügte hinzu: „Man sieht, wie viel Arbeit hinter jedem Produkt steckt.“ Das Projekt hat auch die Einstellung und das Denken der Schülerinnen verändert. Sie wollen alle öfter etwas selbst machen, wenn sie jemandem etwas schenken wollen.

Utopia oder Dystopia?

Ein Modell zog schnell die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Auf einer großen Platte hatten Johann, Emilia, Finja und Paul zwei Welten gegenübergestellt. Während auf der einen Seite der Fluss sauber und klar ist, nur wenige Häuser stehen und viel Grün zu erkennen ist, schwimmt auf der anderen Seite Müll im Fluss, die Häuser stehen dicht an dicht, die Welt wirkt grau und abweisend. „Wir haben versucht, die beiden Welten visuell zu gestalten“, erzählte Paul. Doch nicht nur das. Die Projektgruppe rief auch eine imaginäre vierköpfige Familie ins Leben und zeigte mittels QR-Codes, wie verschiedene Themen von dieser Familie in den beiden Welten erlebt werden.

„Schule, Kommunikation, Medizin“, zählte Finja auf. So beispielsweise, wie ein Tagesablauf in Utopia abläuft und wie in Dystopia. „Wir haben den Tagesablauf mit einer künstlichen Intelligenz erstellen lassen“, verriet Paul. Das Ergebnis war beeindruckend. Während die Familie in Utopia frei entscheiden kann, wie sie ihre Freizeit gestaltet, wen sie besucht, ist in Dystopia alles genau festgelegt und wird durch Punkte belohnt oder bestraft – ein Leben, das erschreckend an chinesische Verhältnisse erinnert. Die Schülerinnen und Schüler haben sich nicht nur selbst intensiv Gedanken gemacht, sie brachten mit ihrem Projekt auch die Besucher zum Nachdenken.

Johann, Emilia, Finja und Paul ließen für die Besucher der Humboldt Kulturnacht zwei Welten erstehen - Utopia und Dystopia. (Foto: © Sandra Grünwald)
Johann, Emilia, Finja und Paul ließen für die Besucher der Humboldt Kulturnacht zwei Welten erstehen – Utopia und Dystopia. (Foto: © Sandra Grünwald)

Prothesen – Mensch und Maschine

Umfassend mit dem Thema Prothesen, ihrer Entwicklung, ihrem Einsatz und ihrer Auswirkungen haben sich die Humboldt-Schüler ebenfalls beschäftigt. Sie suchten Beispiele von Prothesen im Film, Prothesen im Sport, Tierprothesen und hinterlegten ihre Präsentationen ebenfalls mit Interviews und Informationen, die mittels QR-Code abgerufen werden konnten. Wie begeistert die Schülerinnen und Schüler bei der Sache waren, erzählte Lehrerin Simone Schäfer: „Sie haben Leute gesucht in Social Media, die mit Prothesen leben und haben sie angeschrieben. Eine Frau hat sofort geantwortet und hat erlaubt, alle Fotos und Infos von ihr zu verwenden.“

Auch mit einem Parasportler haben die Schüler Kontakt aufgenommen. Die Projektwoche habe die gesamte Schule mit einer ganz besonderen Atmosphäre erfüllt. „Die Schüler haben alle intensiv gearbeitet. Man sah überall glückliche Gesichter“, sagte Simone Schäfer. „Die Schüler haben sich ihre Themen selbst ausgesucht. Ganz ohne Leistungsdruck. Das war eine tolle Woche.“

Und das konnten auch alle Besucher der 10. Humboldt-Kulturnacht während der Bühnenvorführungen und beim Gang durch die Ausstellung spüren.

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