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Pogromnacht: Gedenken am 8. und am 9. November

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Laden zu den Gedenkveranstaltungen am 8. und am 9. November in Solingen ein: v.li. Ulrich Nachtkamp, Schulleiter des Gymnasiums Schwertstraße, Stadtarchivar Ralf Rogge, Oberbürgermeister Tim Kurzbach, Daniela Tobias vom Unterstützerkreis Stolpersteine, Norbert Schmelzer vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage, Finn Grimsehl-Schmitz vom Jugendstadtrat und Michael Roden von der Stadt Solingen. (Foto: © Bastian Glumm)
Laden zu den Gedenkveranstaltungen am 8. und am 9. November in Solingen ein: v.li. Ulrich Nachtkamp, Schulleiter des Gymnasiums Schwertstraße, Stadtarchivar Ralf Rogge, Oberbürgermeister Tim Kurzbach, Daniela Tobias vom Unterstützerkreis Stolpersteine, Norbert Schmelzer vom Bündnis für Toleranz und Zivilcourage, Finn Grimsehl-Schmitz vom Jugendstadtrat und Michael Roden von der Stadt Solingen. (Foto: © Bastian Glumm)

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SOLINGEN (bgl) – In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde der Solinger Journalist Max Leven in seiner Wohnung erschossen. Führende Solinger Nationalsozialisten ermordeten den bettlägerigen Mann, der ihnen als Jude und Kommunist gleich doppelt verhasst war. In der Reichspogromnacht wurde zudem die Solinger Synagoge von den Nazis in Brand gesetzt und komplett zerstört. Wer waren die Täter, wer war für diese Verbrechen in der Klingenstadt verantwortlich? Und wie wurden die Taten nach dem Krieg juristisch aufgearbeitet?

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Auch diesen Fragen geht der Autor Stephan Stracke in einer neuen Broschüre „Der Novemberpogrom 1938 in Solingen im Spiegel der Justiz“ nach. „Die Perspektive der Opfer wird seit Jahren in Solingen sehr gut dargestellt. Das Neue dieser Arbeit ist das Lenken der Perspektive von den Opfern auf die Täter“, erklärte Ralf Rogge, Leiter des Solinger Stadtarchivs, heute im Rahmen eines Pressegesprächs im „Grünen Salon“ des Gymnasiums Schwertstraße.

Broschüre lenkt Perspektive auf die Täter

Wie sich die Täter bei späteren Gerichtsverfahren aus ihrer Verantwortung herauslavierten wird in der ausführlichen Broschüre ebenfalls aufgezeigt, wie bisher eher kaum bekannte Details der Novemberpogrome 1938 in Solingen. Denn es wurden auch zahlreiche Wohnungen und Firmen jüdischer Mitbürger verwüstet, der jüdische Friedhof am Estherweg geschändet. Die Broschüre wird auf der Homepage der Stadt Solingen kostenlos zum Download angeboten und soll auch im Schulunterricht eingesetzt werden.

Ralf Rogge, Leiter des Solinger Stadtarchivs, stellte jetzt die Broschüre „Der Novemberpogrom 1938 in Solingen im Spiegel der Justiz" von Stephan Stracke vor. Diese wird im Internet kostenlos zum Download angeboten. (Foto: © Bastian Glumm)
Ralf Rogge, Leiter des Solinger Stadtarchivs, stellte jetzt die Broschüre „Der Novemberpogrom 1938 in Solingen im Spiegel der Justiz“ von Stephan Stracke vor. Diese wird im Internet kostenlos zum Download angeboten. (Foto: © Bastian Glumm)

„Wir wollen kein ritualisiertes Gedenken, wir wollen ein lebendiges Gedenken. Wir wollen das aus verschiedensten Perspektiven beleuchten“, betonte Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Bereits am kommenden Donnerstag wird es Aktionen anlässlich des 80. Jahrestags der Reichspogromnacht in Solingen geben.

Kunstprojekt macht Synagoge mit Licht sichtbar

Um 17.30 Uhr startet am jüdischen Friedhof ein Stadtrundgang „Auf den Spuren der Pogrome“ bis zum Hochbunker an der Malteser Straße, wo bis 1938 die Solinger Synagoge stand. Dort beginnt um 20 Uhr das Kunstprojekt „Sichtbarmachung der zerstören Synagoge“ (wir berichteten). „Ich bin froh, dass wir in Solingen zum Ort der Synagoge Jahr für Jahr zurückkehren. Und auch diesen Anblick aushalten auf diesen wirklich hässlichen Stahlbeton-Bunker, dieses hässliche Gebäude, wo einst die wunderschöne Solinger Synagoge stand“, so Tim Kurzbach. Zumindest für rund zwei Stunden wir die ehemalige Synagoge am Donnerstag am alten Ort im Lichte wieder auferstehen.

„Ein Licht für Stolpersteine“ am Abend des 9. Novembers

Am Freitag findet dann das eigentliche Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht statt. Ab 13.30 finden Ansprachen auf dem Hof des Gymnasiums Schwertstraße statt. Von der ehemaligen Synagoge beginnt um 14.30 Uhr der Gedenkmarsch des Jugendstadtrates zum Theater und Konzerthaus, wo ab 15 Uhr Aktionen und Vorträge für Jugendliche stattfinden.

Am Abend des 9. Novembers sind im Rahmen der Aktion „Ein Licht für Stolpersteine“ auch in diesem Jahr wieder alle Solingerinnen und Solinger dazu eingeladen, an den Solinger Stolpersteinen Kerzen aufzustellen. Kerzen gibt es am Rathaus. Die Lichter und auch Blumen werden an den Stolpersteinen im gesamten Stadtgebiet abgestellt. „Die Erinnerung in einer Stadtgesellschaft wachzuhalten ist wichtig und mir immer ein persönliches Anliegen“, machte Tim Kurzbach deutlich.

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

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