SOLINGEN (mh) – Die ursprünglich in subtropischen Regionen beheimatete Fetthenne ist ein Dickblattgewächs in mehreren hundert Arten. Sie eignet sich für die Bepflanzung im Freiland ebenso gut wie für eine Dachbepflanzung oder als Zimmerpflanze.
Fetthenne in mehreren hundert Arten
Ihre fleischigen Blätter, denen sie ihren Namen verdankt, dienen als Wasserspeicher. Das Sedum, so der lateinische Name der Fetthenne, wächst häufig in trockenen Regionen, auf Magerrasen oder sandigem Boden. Die Gewächse sind aufgrund ihrer Genügsamkeit wirkliche Überlebenskünstler. Feuchte oder stark gedüngte Böden nimmt die Fetthenne übel. Deshalb sollte sie auch in Trockenzeiten nur sporadisch gegossen werden. Am besten gefällt es ihr in der Sonne. Die Vermehrung der Fetthenne ist überaus einfach. Man sticht ein Stück vom Horst oder Teppich ab und pflanzt es an anderer Stelle wieder ein.
Die Pflanze gibt es mit weißen, gelben, roten und rosa Blüten. Ihre Blüte bildet sich bereits im Juni und hält bis zum Oktober. Man unterscheidet die horstig wachsenden von den teppichbildenden Sorten. Die niedrigwachsenden Arten, auch Mauerpfeffer oder Polster-Fettblatt genannt, eignen sich mit ihren kleinen Blüten hervorragend als Bodendecker. Viele dieser Sorten bleiben auch im Winter grün.
Als Stauden und Bodendecker
Die Hohen Fetthennen geben wunderbare Kübelpflanzen ab und bieten auch noch in der kalten Jahreszeit einen aparten Anblick. Beliebt ist vor allem die in Deutschland heimische spätblühende Hohe Fetthenne („Sedum Telephium-Hybride ‚Herbstfreude‘), deren große braunrote Dolden aus vielen sternförmigen Einzelblüten besteht. Mit Reif überzogen wirken die Gewächse ausgesprochen edel. Deshalb schneidet man sie erst im Frühjahr. Ihre Wuchshöhe kann bis zu 70 cm betragen. Als Beetstauden lassen sie sich hervorragend mit anderen Arten gruppieren oder mit Astern und Ziergräsern kombinieren. Während der Blühperiode sind sie absolute Schmetterlingsmagnete und wertvolle Nahrungsquellen für Insekten. Die Große Fetthenne ist vor allem beim Fetthennen-Bläuling beliebt, der vorwiegend hier seine Eier ablegt.
Die hochwachsenden Sorten reagieren mit Grauschimmel oder Echtem Mehltau auf zu feuchte Standorte. Staunässe führt zu Wurzelfäule. Die horstigen Arten neigen dagegen eher zu der so genannten Welkekrankheit. Der Dickmaulrüssler ist einer der häufigsten Schädlinge. Er frisst sich gerne durch die fleischigen Blattränder, im Gegensatz zu Schnecken, denen die Blätter gar nicht schmecken.
Staunässe macht Fetthenne krank
2011 wurde die Fetthenne vom Bund deutscher Staudengärtner zur Staude des Jahres gewählt. Zu den beliebtesten Sorten zählen neben zahlreichen anderen die Herbstfreude mit langanhaltender Blütenbildung, Matrona mit ihren rosa Blütendolden und das niedrig wachsende Nanum.
In früheren Zeiten war die Fetthenne ein beliebtes Salatgewürz. Den Namen „Mauerpfeffer“ verdankt die Pflanze ihrem kräftigen Geschmack. Ein Verzehr zu großer Mengen kann zu Magen- und Darmbeschwerden führen, was jedoch im Normalfall nicht vorkommt. Die beste Verträglichkeit ist bei den Arten „Scharfer Mauerpfeffer“, „Milder Mauerpfeffer“ und „Große Fetthenne“ gegeben.
Im heilkundlichen Bereich fand sie schon in uralter Zeit Anwendung bei schlecht heilenden Wunden. Der Saft sollte Blutungen stillen und die Heilung der Wunden beschleunigen. Der Name „Geschwulstkraut“ entstammt der Anwendung der Pflanze bei Drüsenschwellungen.
Fetthenne als Schutz- und Liebespflanze
Obendrein galt sie als Schutz- und Liebespflanze. Die Germanen weihten die Pflanze ihrem Gott Thor. Zum Schutz vor Unwetter und Blitzeinschlag pflanzte man die Fetthenne aufs Dach. Daher die Bezeichnung „Donnerkraut“.
Die Römer setzten sie in Beziehung zur Göttin Venus. Der Volksglaube sagte: Wenn ein Mädchen die an Johanni gepflückte Fetthenne in den Schuh legt, wird der erste junge Mann, der ihr begegnet, ihr Bräutigam. Wurden Stängel der Pflanze über einer Tür angebracht und wuchsen dort weiter, verhieß das Glück und Gesundheit.